Wer hält nur ständig die Traverse auf?

Firnkern
Firnkernbohrer
Während der Firnkernbohrung

Würde man die Traverse von oben betrachten, so würde man sechs große Pistenbullys mit mehreren Schlitten sehen, die deutliche Spuren im Schnee hinterlassen. Würde man genau hinsehen, könnte man auch noch zwei Menschen auf einem kleinen Skidoo sehen, die manchmal vor, oft aber etwas abgeschlagen hinter den anderen her fahren. Und man würde bemerken, dass diese regelmäßig anhalten. Wer sind diese Leute und warum bleiben sie so oft stehen?

Es sind natürlich Wissenschaftlerinnen. Anna und Nanna vom Alfred-Wegener-Institut sind losgezogen, um zu untersuchen, wie viel Schnee in diesem Teil der Antarktis fällt. Um dies zu tun, verwenden sie eine ganze Reihe von Messgeräten, von technisch fortgeschrittenen Radargeräten bis hin zu Bambusstangen und Maßbändern. Wir kommen in einem der folgenden Blog-Einträge nochmal zu den Bambusstangen zurück, aber zunächst geht es um eine andere Messung, die Anna und Nanna durchgeführt haben, nämlich eine Bohrung in die Vergangenheit.

Der Firnkern wird aus dem Kernrohr geschoben.
Der Firnkern wird aus dem Kernrohr geschoben.

Der Antarktische Eisschild hat ein gutes Gedächtnis. Immer wenn es schneit, wird der ältere Schnee begraben und verdichtet. Bohrt man nun von der Oberfläche in die Tiefe, dann ist das, als ginge man in der Zeit zurück. So kann man zum Beispiel herausfinden, wie das Klima in der Vergangenheit war. Da Nanna und Anna hauptsächlich an kurzfristigen Änderungen von 10 bis 20 Jahren interessiert sind, müssen sie nur ca. zehn Meter bohren. Eine Bohrung durch den kompletten Eisschild bis zum Felsbett würde sehr lange, nämlich mehrere Jahre, dauern.

Am 31. Dezember stoppte die Traverse schon etwas früher als gewöhnlich und während die Techniker sich um ihre Fahrzeuge kümmerten und Geron das Silvestermenü vorbereitete, starteten Anna und Nanna, mit Alexanders und Torstens Hilfe, ihre zweite Firnkernbohrung (Firn ist alter Schnee, der noch nicht zu Eis geworden ist). Dazu benötigen sie einen Bohrer, der den Kern festhält, einen kleinen Motor und Verlängerungsstangen für den Bohrer. Beim Bohren kann es zu einigen Problemen kommen, wenn es zum Beispiel zu warm ist. In einigen Metern Tiefe hat der Schnee nämlich nicht mehr die Oberflächen-, sondern die Jahresmitteltemperatur. Und weil hier gerade Sommer ist, ist der Firn, den Nanna und Anna an die Oberfläche holen wollen ca. 20°C kälter. Wenn das Metall des Bohrers an der Oberfläche zu warm wird, kann es passieren, dass entweder der Kern im Bohrer oder, noch schlimmer, der Bohrer im Bohrloch stecken bleibt und nur noch durch ausgraben zurückgeholt werden kann. Aber die Nachttemperaturen waren niedrig genug und es lief alles perfekt. Trotz einer Pause, bei der die Wissenschaftlerinnen das vorzügliche Menü genießen konnten, war die Bohrung zehn Minuten vor dem neuen Jahr abgeschlossen. Um Mitternacht konnte dann also sowohl auf das neue Jahr, als auch auf eine erfolgreiche Bohrung angestoßen werden.

Text: Nanna B. Karlsson, Anna Winter; Fotos: Alexander Rieger

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