Gutes Wetter = guter Fortschritt

pRES und Mittagspause

In fünf Tagen am Stück guten Wetters haben wir guten Fortschritt gemacht und haben inzwischen ein richtiges Gitter an Messpunkten über das Filchner Schelfeis im Bereich des Support Force Gletschers vermessen. Das phasensensitive Radar, das zum Messen der basalen Schmelzraten verwendet wird, besteht aus zwei Rahmenantennen (im Bild am oberen Rand in weiß zu sehen), einer die ein Radarsignal sendet und einer zum Empfangen der rückgestreuten Welle, sowie der Elektronik in einem wasserdichten Koffer
(im Bild gelb). Bei einem Meßstop werden die Antennen in rund neun Metern Abstand zu beiden Seiten des Komatic Schlittens aufgebaut, die Kabel mit der Elektronik verbunden und die Elektronik über ein Netzwerkkabel mit dem Computer zur Steuerung verbunden. Nach einem ersten Testburst, den man misst um die Einstellungen des Systems festzulegen, werden dann 100
Radarbursts gemessen, was rund zwei Minuten dauert. Danach werden an den Kanten der beiden Antennen Bambusstangen in den Schnee gesteckt und der Winkel zwischen den Antennen gemessen, da er für die Wiederholmessungen im kommenden Jahr genau bekannt sein muss. Dazu wird noch die Länge der Bambusstange über der Schneeoberfläche gemessen, da das sozusagen nebenbei
im kommenden Jahr die Schneeakkumulation ergibt. Zusammen mit dem Speichern des Datensatzes, Logbucheintrag, Antennen wieder abbauen und Zusammenpacken dauert das pro Messung inzwischen 15 Minuten – und schon geht’s weiter zum nächsten Meßpunkt. Während Graham Nivsen und Angelika Humbert auf die Skidoos aufsteigen, startet Daniel Steinhage die beiden Radare auf dem Meßschlitten. Sowie alle drei den Daumen nach oben in die Luft strecken, startet Graham Nivsen zum nächsten Meßpunkt. So kommen wir pro Meßtag auf 8 bis 12 Meßpunkte für basale Schmelzraten und 40-50 km Strecke mit dem Radar für die interne Struktur des Schelfeises.

Phasensensitives Radar (pRES) und Mittagspause
Phasensensitives Radar (pRES) und Mittagspause

Durch die Kälte brauchen wir häufige Nahrungszufuhr (nicht nur eine gute Ausrede) und so wird während des Wartens auf die Radarmessung immer schnell etwas gegessen – nach zwei Stunden Suppe in Thermosbechern, nach vier Stunden Kräcker mit in der Jackentasche flüssig gemachter Erdnussbutter, dazwischen Unmengen von Schokolade. Das schnelle Auspacken des Picknicks
ist inzwischen genauso routiniert, wie der Meßablauf und zum Glück sind die Instrumente auch praktische Ablageflächen! Das Einzige, was zumindest den beiden Wissenschaftlern unheimlich fehlt ist ein ordentlicher Kaffee …

Am Morgen brauchen wir rund 45 Minuten nach dem täglichen Funk mit Rothera, um alles vorzubereiten. Neben dem Komatic-Schlitten mit den Radaren, die mit den Batterien neu verkabelt werden müssen, da nachts alles sturmsicher
geparkt wird, müssen die Skidoos ausgepackt, deren Ölstand gecheckt, die Schlitten miteinander verbunden und das Camp sturmsicher
zurückgelassen werden. Nach der Rückkehr wartet mehr Arbeit auf alle. Am Meßschlitten müssen die Daten von den Radaren kopiert  und alle Verkabelungen wieder gelöst werden. Die Batterien werden mit den Solarpanelen verkabelt, einige werden mit dem Generator geladen. Die Datensätze werden gesichert, die Logbucheinträge in den Computer übertragen. Graham Nivsen kümmert sich um die Skidoos. Sprit muss von Fässern in Kanister umgepumpt werden, die Schlitten mit Flaggen für die Nacht markiert werden, falls ein
Sturmeinbruch sie mit Schnee zu weht. Paraffin für die Kocher muss nachgefüllt werden. Schneeblöcke werden am Zelt geschichtet – die zwei Stunden nach der Rückkehr wirkt das Camp wie ein emsiger Bienenstock, aber irgendwann rauscht im Zelt der Kocher und das Abendessen naht!

Angelika Humbert

Kommentar hinzufügen

Verwandte Artikel