Erfolgreicher Testflug über Schelf- und Meereis

Polar 6 an Novo

Nach wie vor fühlen wir uns am Novo Runway sehr wohl, freuen uns aber auch schon darauf, voraussichtlich morgen zur Princess Elizabeth-Station zu fliegen. Vermutlich wird dort eine bessere Internetanbindung zur Verfügung stehen, die es ermöglicht den Blog-Beiträgen aktuelle Fotos hinzuzufügen. Nach mehreren Hilfegesuchen per Mail ist es an Novo gelungen, Installations-Probleme bei der Software zur Auswertung der Radar-Daten zu beheben. Nachdem die korrekte Funktionsweise des Eisdickenradars (EMR) am Boden festgestellt wurde und auch das Gravimeter einsatzbereit war, konnten wir heute nach dem Frühtück zu einem etwa 5-stündigen Testflug Richtung Norden aufbrechen.

Kurz nach dem Start überflogen wir die Schirmacher Oase, aus dem Eis herausregende Felsen, auf denen sich aktuell Schmelzwasserseen bilden. Nachdem wir die Schelfeiskante passiert und über dünnem Meereis waren, starteten wir einen Spiegelflug. Hierbei wird auf verschiedenen Flughöhen die Reflexion der elektromagnetischen Wellen an der Wasseroberfläche und somit auch die korrekte Funktionsweise des EMR untersucht. Im Gegensatz zum Akkumulationsradar (oder auch dem pRES, einem Bodenradar) werden beim Eisdickenradar zeitlich versetzte Pulse gesendet, die zu etwa 80% an der Wasseroberfläche reflektiert und dann von den Empfänger-Antennen registriert werden. Während des gesamten Testfluges zeigte sich das EMR, das in den letzten Jahren gelegentlich Kopfzerbrechen bereitet hat, von einer sehr „gutmütigen“ Seite.

Um die Wiederholbarkeit der Gravimeter-Messungen zu quantifizieren, wurden eine Nord-Süd-Linie und eine West-Ost-Linie jeweils fünfmal abgeflogen. Beim letzen Flug in Nord-Süd-Richtung wurde ähnlich dem EMR-Spiegelflug auch die Abhängigkeit von der Flughöhe untersucht. Während des Fluges gab es eine klare Aufgabenverteilung: Wayne überwachte das Gravimeter, während Franziska und Christian sich um die zentrale Datenerfassung, das Magnetometer und die Aufzeichnung des Flugweges bzw. der Flugzeugbewegungen kümmerten. Veit und Tobias bedienten das Akkumulations-Radar, Laser-Scanner, Foto-/Videokamera und das EMR. Tobias bediente diese Geräte zum ersten Mal. Nachdem das Hochfahren der verschiedenen Rechner und Starten der Messgeräte zu Beginn sehr schnell erfolgen musste, war während des Fluges dann Zeit, um die einzelnen Schritte noch einmal in Ruhe durchgehen und dokumentieren zu können.

Christian stellte während des Fluges fest, dass der vordere Magnetiksensor nicht die optimalen Signale liefert. Wenn alle weiteren Geräte rund laufen, bleibt Zeit, um sich über solche Beobachtungen auszutauschen. So haben wir in der Luft abgewägt, wie sinnvoll es ist den ursprünglich geplanten Magnetik-Kompensationsflug durchzuführen. Aufgrund der notwendigen Neu-Ausrichtung des vorderen Sensors und der räumlichen Entfernung zu den späteren Fluglinen haben wir beschlossen, den Kompensationflug später in der Nähe der Princess Elizabeth-Station durchzuführen. So kommt unter Umständen auch Graeme noch in den Genuss der dabei notwendigen Flugmanöver, die nicht jedem Magen gut bekommen.

Während des Fluges bestand eine kleinere Herausforderung darin, eine gute Einstellung für die Heizung im Flugzeugs zu finden. Nach Beschwerden über Frieren bzw. Schwitzen wurde schließlich eine gute Einstellung gefunden. Mit Keksen, belegten Broten und Trinken an Bord ließen sich die 5 Stunden in der Luft gut aushalten. Etwas unerwartet wurden wir zurück am Novo Runway mit warmem Essen und Kuchen begrüßt.

Abends brachen Veit und Tobias mit dem pRES-System auf, um eine wenige Kilometer entfernte, zuvor mit dem Flugzeug überflogene, Linie nun auch mit dem Bodenradar-System aufzuzeichnen. Nachdem an den beiden Endpunkten Messungen mit verschiedene Einstellungen stehend durchgeführt wurden, befestigten wir das Radarsystem auf einem Schlitten und fuhren die Linie langsam mit einem Skidoo entlang. Gerade so zum Abendessen waren diese Messungen beendet und das pRES-System wurde eingepackt, um dann morgen nach Princess Elizabeth reisen zu können.

Ein arbeitsreicher Antarktis-Tag liegt hinter uns und wir hoffen, dass die zunehmende Wolkendecke unserer Weiterreise nicht im Wege steht. (tb)

Leser:innenkommentare (1)

  1. Ruedy Baarfuss

    Wie beneide ich Sie und alle bei dieser tollen Arbeit! Viel Erfolg (und wie Sie sehen, interessiert es mich immer noch sehr)
    Hoffentlich auf ein Treffen, wenn Sie zurück sind.
    Herzliche Grüsse aus der Schweiz
    Ruedy Baarfuss

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