Ein typischer Arbeitstag

Die Polar 6-Kabine während des Testfluges.

Abgesehen vom ersten Weihnachtsfeiertag und Tagen mit schlechten Wetterverhältnissen (tiefe Wolken, starker Wind) sind wir derzeit täglich für etwa fünf Stunden mit Polar 6 unterwegs. Nach 22 Messflügen dieser Antarktis-Saison sind die erforderlichen Arbeitsabläufe gut eingespielt, wenn auch die Besatzung zwischendurch gewechselt hat. Nach dem Start der Flugzeugmotoren und somit der mobilen Stromversorgung müssen die zentrale Datenerfassung und alle an Bord befindlichen Messgeräte gestartet werden. Zu jedem Messgerät gehört ein Kompakt-PC, auf dem eine Reihe von Programmen gestartet und die Verbindung mit anderen Geräten getestet wird. Erst nachdem wir uns vergewissert haben, dass alle Systeme einwandfrei laufen, signalisieren wir den Piloten Startbereitschaft. Bei den letzten Flügen war es meistens so, dass wir noch mit Auffälligkeiten bei den Radarsystemen, Foto-/Videokameras oder dem Magnetometer beschäftigt waren, als die Piloten ihre Start-Checkliste durchgearbeitet hatten. Doch heute war es einmal umgekehrt: Brad konnte es gar nicht fassen, dass wir auf ihn warten mussten. Kurz darauf rutschen wir jedoch von unserer Parkposition zur Startbahn aus Schnee und Eis, auf der regelmäßig Pistenbullies Unebenheiten beseitigen.

Kurz nach dem Start, wenige Kilometer von der Princess Elisabeth Station entfernt, öffnen wir per Knopfdruck ein Rolltor im Flugzeugboden, durch das Foto-/Videokameras und der Laserscanner „hinabschauen“ und erhöhen die Sendeleistung der Radarsysteme. Anschließend gilt es zu überprüfen, dass alle Messgeräte ordnungsgemäß Daten aufzeichnen und zeitnah erste Backups erstellt werden. Bei manchen Flügen, wie heute, bleibt währenddessen Zeit, die Aussicht zu genießen oder einen Laptop bzw. ein Buch aufzuschlagen. Manchmal erfordern Auffälligkeiten jedoch sofortiges Eingreifen, so dass es alles andere als ruhig zugeht. Manche Fehlermeldungen, z.B. „beim Methodenknoten“, sorgen auch für Aufmunterung. Während des Fluges zeichnen eine GPS- und eine Magnetik-Bodenstation Referenzdaten auf, mit deren Hilfe bei der Auswertung zwischen räumlichen und zeitlichen Anomalien unterschieden werden kann. Beispielsweise ein Erdmagnetsturm, wie wir ihn letzte Wochen beobachtet haben, stellt eine zeitliche Anomalie dar.

Am Boden zurück wird das Flugzeug aufgetankt. Schlitten mit Treibstoff-Fässern stehen hierfür bereit und werden von einem Pistenbully vor das Flugzeug gezogen, während Brad oder Weston auf die Tragflächen des Flugzeuges klettert, um die Tankklappen zu öffnen. Roger hält nach jedem Flug gründlich Ausschau nach möglichen Schäden am Flugzeug. An der Station angekommen werden die während des Fluges gewonnenen Daten zur Archivierung auf eine Bodenstation kopiert. Während sich Christian und Johannes hierum kümmern, warten Graeme, Wayne und Tobias manchmal ungeduldig darauf sich eine weitere Kopie der Daten zu erstellen, um mit den ersten Schritten der Auswertung beginnen zu können. Denn bereits am nächsten Tag kommen neue Daten hinzu… (tb)

 

Das Bild zeigt die Polar 6-Kabine während des Testfluges. Foto: Alfred-Wegener-Institut

Leser:innenkommentare (1)

  1. Elke Ebeling

    Nun sind die Maskottchen ja wieder mit an Bord! Aber ganz schön eng, dort, oder?? Weiterhin gutes Gelingen und aussagekräftige Daten……

    Liebe Grüße Elke

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