Die ersten 2 Tage in der Antarktis – Novo Runway

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Am frühen Donnerstagmorgen (11.12.) sind wir (Wayne, Christian, Tobias) nach einem 5,5-stündigen Flug von Kapstadt mit einer russischen Transportmaschine Iljushin (IL-76TD) am Novo Runway gelandet. Graeme wird voraussichtlich eine Woche später zu uns stoßen, wenn das Forschungsflugzeug Polar 6, eine Basler (BT-67), startklar ist. Franziska, Veit und Roger waren bereits in den letzten Wochen mit Polar 6 unterwegs und halfen uns vor Ort zusätzliche Messgeräte im bzw. am Flugzeug zu montieren. Hierzu zählen das Eisdickenradar (EMR), das Gravimeter und das Magnetometer. Zusammen mit den bereits im Flugzeug installierten Sensoren (Akkumulations-/Schneedickenradar, Laser-Scanner, Foto-/Videokamera, GPS und Sensoren für Metereologie und Flugzeugbewegungen) werden bis Ende Januar Messflüge in Küstennähe aber auch bis etwa 1000 km weit im Landesinneren stattfinden.

Am Novo Runway angekommen, bestand die erste Aufgabe darin die von der Iljushin transportierte Fracht zu sortieren. Ein 7-köpfiges Team, das von Deutschland aus mit uns zusammen unterwegs war, reiste unmittelbar zur Neumayer III-Station weiter. In Flugzeugnähe gab es zwar einen AWI-Sammelpunkt, aber wir mussten darauf achten, dass auch „AWI-intern“ richtig sortiert wurde. Im Vorfeld haben wir bereits erfahren, wie wichtig eine deutliche Kennzeichnung aller Kisten und Gepäckstücke ist, denn manchmal kann es mehrere Wochen dauern, bis falsch sortierte Kisten gefunden und dann an die richtige Station gebracht werden.

Für Logistik-Flüge innerhalb der Antarktis stehen zwei weitere Basler-Flugzeuge (Mia und Lidia) zur Verfügung. Vor zwei Jahren war eins dieser beiden Flugzeuge beschädigt worden und wurde in der Zwischenzeit wieder flugfähig gemacht und generalüberholt. Im letzten Jahren waren mit einem Flugzeug weniger die Kapazitäten für Logistik-Flüge stark reduziert. In diesem Jahr können u.a. Kisten mit gebohrten Eiskernen im Rahmen des CoFi (Coldest Firn)-Projekt endlich abgeholt werden, die bereits vor mehr als zwei Jahren gebohrt wurden.

Polar 6 ist auch nach 2 arbeitsreichen Tagen noch nicht startklar. Bei der Elektronik des Eisdickenradars wurden Bauteile getauscht und die Überprüfung auf korrekte Funktionsweise steht noch aus. Kleinste Fehler bei der Verkabelung im Flugzeug oder auch innerhalb der verbauten „Boxen“ können dazu führen, dass die Messgeräte keine auswertbaren Daten aufzeichen. Zum effizienten Einsatz des Flugzeugs ist die Überprüfung der Messgeräte am Boden sehr wichtig. Das neu eingebaute Gravimeter muss vor den Messungen über mehrere Stunden auf konstanter Temperatur gehalten werden. Hoffentlich kann Wayne uns morgen diesbezüglich grünes Licht geben.

Veit und Tobias haben gestern erste Messungen mit dem pRES-System, einem Phasen-kohärenten Bodenradar, durchgeführt. Wenn dieses System über einen längeren Zeitraum an einer Position stehen bleibt, ist es möglich die Deformationsraten der darunterliegenden Schichten zu bestimmen. In dieser Antarktis-Saison soll das pRES-System an verschiedenen Positionen aufgebaut werden, um in einzelnen Messungen festzustellen, welche Reflektoren generell beobachtet werden können bzw. welcher Tiefenbereich abgedeckt werden kann. In der Nähe des Novo Runway wurden zunächst verschiedene Einstellungen getestet. Anschließend ließen wir das pRES-System auch über Nacht laufen. Zwar hoffen wir, dass sich in dem unter uns befindlichen Blaueis sehr wenig bewegt, aber wenn die Daten diese Hoffnung bestätigen, können wir die verbleibenden Nächte vor Weiterflug zur belgischen Princess Elizabeth-Station beruhigt schlafen.

Das Leben am Novo Runway gestaltet sich bisher sehr angenehm. Wir sind jeweils zu dritt in einem geräumigen Wohncontainer untergebracht. Die mitgebrachten Rechner-Systeme, die u.a. zur Auswertung der Daten dienen, konnten dort aufgebaut werden. Da die Internet-Verbindung sehr eingeschränkt ist, können auftauchende technische Probleme u.a. bei der Auswerte-Software nicht über „googlen“ und den Download weiterer Software/Tutorials gelöst werden. Die einzige Möglichkeit besteht darin, die Fragen per Mail über Satellit an die Außenwelt zu schicken und auf Antworten zu hoffen. In einem Container wird rund um die Uhr um unseren Hunger und Durst gesorgt. Passend zur Adventszeit, die sich bei der ständigen Helligkeit etwas seltsam anfühlt, gibt es dort stets eine gut gefüllte Schale mit Keksen.

Wir wünschen allen Lesern/Leserinnen ein schönes 3. Advents-Wochenende und schicken ein paar Sonnenstrahlen, von denen wir hier bisher rund um die Uhr verwöhnt wurden, Richtung Norden. (tb)

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