Olympia-Teilnehmerin und Doktor der Physik – geht das?

Dr. Weronika Biela-Nowaczyk nahm an den olympischen Spielen 2022 teil. Foto: privat
Dr. Weronika Biela-Nowaczyk nahm an den olympischen Spielen 2022 teil. Foto: privat

Karriere in der Wissenschaft und Leistungssport passen auf den ersten Blick nicht optimal zusammen. Doch Dr. Weronika Biela-Nowaczyk hat es geschafft: Im selben Jahr nahm sie als Snowboarderin bei den olympischen Winterspielen in Beijing teil und schloss an der Jagiellonen Universität ihren Doktor im Fach Physik ab. Bei einem Interview teilte sie ihre Erfahrungen und gab tiefere Einblicke in ihre Arbeit bei GSI/FAIR, und ihren Weg dorthin.

Das Interview führten Rebecca Heini, Luis Litterst und Niklas Hornberg, die am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) „Wissenschaft – Medien – Kommunikation“ studieren. Im Rahmen der Lehrveranstaltung „Medien und Öffentlichkeitsarbeit“, in der KIT und GSI/FAIR kooperieren, führten Studierende im Wintersemester 2022/2023 Interviews mit jungen Forschenden bei GSI/FAIR.

Dr. Weronika Biela-Nowaczyk am Speicherring CRYRING bei GSI/FAIR. Foto: privat
Dr. Weronika Biela-Nowaczyk am Speicherring CRYRING bei GSI/FAIR. Foto: privat

Hallo Weronika, du warst zwei Mal bei den olympischen Spielen und bist kürzlich Doktor der Physik geworden, das sind beides große Errungenschaften. Wie hast du es geschafft in beiden Bereichen so weit zu kommen?

Ich wusste, dass ich beides will: Physik studieren und Snowboard fahren. Meine Zeit musste ich dementsprechend gut einteilen. In der Wintersaison von Oktober bis März war ich viel trainieren. Wenn ich in dieser Zeit Dinge für die Uni machen musste, habe ich mit Professor*innen gesprochen und mit ihnen ausgemacht, dass ich ab und zu fehle, dafür an anderer Stelle mehr machen kann. So war ich zum Beispiel eine Woche nur trainieren und in der nächsten dafür nur an der Uni. Durch diese Aufteilung konnte ich mich besser auf das konzentrieren, was ich gerade tun musste und es war irgendwie auch aufregender. Ich habe das Gefühl, wenn man weiß, dass Zeit begrenzt ist, nutzt man sie effizienter. Zu promovieren und bei Olympia teilnehmen zu dürfen, war die Belohnung für viele Jahre Arbeit. Ab und zu habe ich gehört, dass es nicht möglich ist, beides zu schaffen. Aber ich habe bewiesen, dass man nie weiß, ob etwas unmöglich ist, wenn man es nicht versucht.

Du arbeitest aktuell bei GSI/FAIR. Wie bist du darauf aufmerksam geworden?

Am Anfang meines Doktorats war ich bei einer Konferenz. Dort lernte ich Michael Lestinsky kennen und er lud mich zu GSI/FAIR ein. Er machte mich auch auf das GET_INvolved Programm aufmerksam, welches mir zusätzlich zu Erasmus+ helfen könnte.

Die Programme machten mir vor allem den Aufenthalt in Deutschland leichter. Als ich das zweite Mal bei GSI/FAIR in Darmstadt war, konnte ich deshalb direkt im Gästehaus von GSI/FAIR wohnen. Für die Zeit hier in Deutschland habe ich auch eine finanzielle Unterstützung erhalten und das GET_INvolved hat Treffen mit anderen Studierenden organisiert. Während dieser Zeit standen mir beide Programme zur Seite und ich konnte mit all meinen Fragen zu Ihnen kommen. Die Programme haben mir also ermöglicht mich auf meine Arbeit und Forschung zu konzentrieren.

In welcher Form ermöglicht dir GSI/FAIR deine Forschung?

GSI/FAIR betreibt eine einzigartige Teilchenbeschleunigeranlage für Schwerionen, mit dem Ziel neue Erkenntnisse über den Aufbau von Materie, sowie die Entstehung des Universums zu gewinnen. Bei den Menschen vor Ort herrscht eine gute Stimmung gegenüber der Forschung und es entstehen viele anregende Gespräche. Deshalb bin ich glücklich über die Zusammenarbeit mit dem CRYRING-Team am CRYRING@ESR.

Snowboarden und forschen - Weronika bringt beides unter einen Hut. Foto: privat
Snowboarden und forschen – Weronika bringt beides unter einen Hut. Foto: privat

Welche Funktion hat der CRYRING und wie fügt er sich in den Teilchenbeschleuniger ein?

Beim CRYRING handelt es sich um einen erfolgreichen Ionenspeicherring. Er dient als Ionenbeschleuniger und -abbremser. Mein spezifischer Arbeitsbereich befasst sich mit der Elektronen-Rekombination. Wenn z.B. ein Stern sein Lebensende erreicht, stößt er häufig einen großen Teil seiner äußeren Hülle als Plasmawolke ins All ab. Aus der Analyse der in dieser Wolke enthaltenen Ionen, kann man z.B. die Zusammensetzung des erloschenen Sterns rekonstruieren. Dabei spielt die Rekombination von Ionen und Elektronen in der Wolke eine Rolle. Bis jetzt habe ich viel mit Sauerstoff experimentiert. Ganz nach dem Leitfaden von GSI/FAIR, lässt sich so ein Stück Universum im Labor nachstellen.

Hast du schon Pläne für deine Zukunft?

Aktuell plane ich die Rekombination von Schwefel-Ionen zu untersuchen. Über diesen Vorgang gibt es noch nicht genug experimentelle Daten. Die Durchführung des Experiments gibt uns hoffentlich neue Erkenntnisse über das Universum.

Um ein Experiment im Teilchenbeschleuniger durchführen zu dürfen, muss man sich mit dem Projekt bewerben und Experten entscheiden darüber, ob das Projekt wichtig genug ist, um es durchführen zu dürfen. Die Vorgänge sind oft sehr zeit- und kostenintensiv, gleichzeitig gibt es sehr viele Bewerbungen von Projekten aus aller Welt. Bei der Bewerbung müssen Signifikanz und Aussagekraft des Experiments für den aktuellen Forschungsstand bewiesen werden. Ebenso muss ein Plan vorgestellt werden, wie in der gegebenen Strahlzeit am CRYRING@ESR das gewünschte Ergebnis sichtbar gemacht werden kann. Ich hoffe deshalb, dass ich im Jahr 2023 mein Experiment durchführen kann und bin optimistisch, dass das möglich und erfolgreich sein wird.

Wie es für mich nach dem Experiment weitergeht, ist noch nicht ganz sicher. Ich werde auf jeden Fall in der Physik bleiben und könnte mir auch vorstellen junge Menschen zu unterrichten und ihnen Forschung näherzubringen.

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