David Eilenstein: ein Bildverarbeitungs-Ninja

David Eilenstein ist wissenschaftlicher Mitarbeiter in der GSI/FAIR-Biophysik und nimmt bei Ninja Warrior Germany Allstars teil. © RTL/Markus Hertrich, Sendedatum 15.5. bei RTL
David Eilenstein ist wissenschaftlicher Mitarbeiter in der GSI/FAIR-Biophysik und nimmt bei Ninja Warrior Germany Allstars teil. © RTL/Markus Hertrich, Sendedatum 15.5. bei RTL

David Eilenstein ist wissenschaftlicher Mitarbeiter in der GSI/FAIR-Biophysik und hat ein außergewöhnliches Hobby. Neben seiner Arbeit als Bildverarbeitungs-Softwareentwickler nimmt er regelmäßig an „Ninja Warrior Germany“ teil. Die Fernseh-Show kürt jährlich Sportler*innen, die anspruchsvolle Hindernis-Parcours in Bestzeit überwinden. Warum sich dieses Hobby positiv auf seine Aufgaben bei GSI auswirkt und warum ihm die Tätigkeit als Softwareentwickler fehlen würde, verrät er im Gespräch.

Das Interview führten Lucia Teresa Hidalgo Garcia, Raminta Gudelyte, Nils Hansen, Marie-Sophie Lindemann und Lennart Jung, die am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) „Wissenschaft – Medien – Kommunikation“ studieren. Im Rahmen der Lehrveranstaltung „Medien und Öffentlichkeitsarbeit“, in der KIT und GSI/FAIR kooperieren, führten Studierende Interviews mit jungen Forschenden bei GSI/FAIR.

Über Umwege

David Eilenstein © RTL/Markus Hertrich, Sendedatum 15.5. bei RTL
David Eilenstein © RTL/Markus Hertrich, Sendedatum 15.5. bei RTL

Seinen eigenen Werdegang beschreibt David Eilenstein als „riesen Chaos“ und muss darüber selbst lachen. Nach mehreren angefangenen und wieder abgebrochenen Studiengängen entschied er sich für den Studiengang „Optotechnik und Bildverarbeitung“ an der Hochschule Darmstadt. Für seine Tätigkeit als Parkour-Trainer pausierte er das Studium, bemerkte aber nach zwei Jahren, dass ihm das logische Denken fehlte. Er nahm sein Studium wieder auf und wurde durch einen Professor auf eine Werkstudentenstelle bei GSI aufmerksam. Schon als Kind sei er häufig am Gelände der GSI vorbeigekommen, erzählt er. In der Schule sei er in Chemie auf das Element „Darmstadtium“ aufmerksam geworden, das bei GSI entdeckt und nach dem Standort benannt wurde. Seit April 2018 arbeitete er als Werkstudent bei GSI, und schrieb auch seine Bachelor- und Masterarbeit an dem Darmstädter Forschungszentrum. Bis heute ist er geblieben und mag die kreative Tätigkeit und Vielseitigkeit vor Ort.  „Hier habe ich die Möglichkeit, die Grundlagenforschung selbst voranzutreiben. Speziell bei GSI kann ich herausfordernde Probleme lösen und nachverfolgen“

Forschungsergebnisse sichtbar machen

Davids Arbeitsalltag besteht aus Programmieren, aber auch aus dem Austausch mit Wissenschaftler*innen: Seine Aufgabe ist die Bildverarbeitung bei wissenschaftlichen Projekten, vor allem in der Biophysik. Bei der Bildverarbeitung werden Informationen mithilfe von Algorithmen aus vorliegenden Bildern aufbereitet und die Brücke zwischen Versuch und Auswertung eines Experiments gebildet. Dafür benutzt er seine selbst entwickelte Bildverarbeitungssoftware namens „ImageD“.

© D. Eilenstein/GSI/FAIR
Die Aufgabe von David Eilensteins Software ist es, Zellkerne auf den Bildern zu identifizieren und ihre Bewegungen und Teilungen zu rekonstruieren. © D. Eilenstein/GSI/FAIR

Aktuell nutzt er das Programm, um das Verhalten von Zellen zu beobachten. Bei einem  Experiment haben Biolog*innen über einen längeren Zeitraum Fotos von Zellen gemacht. Die Aufgabe von David Eilensteins Software ist es, Zellkerne auf den Bildern zu identifizieren und ihre Bewegungen und Teilungen zu rekonstruieren. Nach der Hälfte der Zeit werden die Zellen bestrahlt und im Nachhinein analysiert, inwiefern das Einfluss auf das Verhalten der Zellen hat.

Über seine Lebensziele sagt David Eilenstein: „Ich will mich möglichst viel mit den Sachen beschäftigen, die mir möglichst viel Spaß machen und die anderen Sachen möglichst minimieren.“ Eine der Sachen, die ihm die meiste Freude bereiten, ist der Sport „Ninja Warrior“ und die Teilnahme an der im Fernsehen ausgestrahlten Show „Ninja Warrior Germany“.

Mehr als ein Hobby: Ninja Warrior

David Eilenstein konstruiert auch Sportanlagen für das Parkour-Training. 2020 kam er bei Ninja Warriors ins Finale. © TVNOW / Markus Hertrich, 02.06.2020
David Eilenstein konstruiert auch Sportanlagen für das Parkour-Training. 2020 kam er bei Ninja Warriors ins Finale.
© TVNOW / Markus Hertrich, 02.06.2020

Bereits im Alter von neun Jahren kam er zum Turnen und wechselte schließlich nach und nach zum Parkour. Über seinen Trainerjob  lernte er die Show Ninja Warrior kennen und macht seit 2017 jedes Jahr selbst mit. Um sich auf die Show vorzubereiten, baute sich David Eilenstein ein Klettergerüst ins Wohnzimmer. Das erregte das Interesse von anderen Teilnehmer*innen, die ihn fragten, ob er für sie nicht solche Anlagen bauen könnte, damit auch sie sich besser vorbereiten könnten. „Jetzt baue ich mithilfe eines Computerprogramms Sportgeräte und Ninja-Sportanlagen für Sportler*innen und für professionelle Betreiber.“ GSI bietet ihm dabei die nötige Flexibilität. Im Rahmen seiner Teilzeitstelle konnte er die Verteilung der Arbeitsstunden auf die Wochentage selbst festlegen. „Einzig die Stundenbegrenzung eines jeden Tages auf 24 ist ein Problem“, sagt er lachend.

David Eilensteins Hobby hat dabei einen positiven Einfluss auf seinen Beruf. Um die Ninja-Gerüste zu bauen, ist es von entscheidender Bedeutung, dass man dreidimensional denken kann und weiß, wie das Modell in der Realität aussehen wird. Dasselbe gilt für seine Tätigkeit bei GSI. David muss sich vorstellen können, was bei einem Experiment genau passiert, damit er es dann zwei- oder dreidimensional darstellen  kann. Als weiteren Punkt sieht er die soziale Komponente. In beiden Bereichen ist eine gute Kommunikation sehr wichtig, um die gewünschten Ziele zu erreichen.

© D. Eilenstein/GSI/FAIR
Mit Eilensteins Software können auch Transportcharakteristika von Gewebe untersucht werden. © D. Eilenstein/GSI/FAIR

Die Faszination von Wissenschaft liegt für ihn in der Faktenorientiertheit. Nicht persönliche Meinungen sind wichtig, sondern die Tatsache, wie sich eine Erkenntnis belegen lässt. Als Tipp für andere Wissenschaftler*innen und junge Menschen, die sich für eine Laufbahn in der Wissenschaft interessieren, meint David Eilenstein: „Manchmal ist es sinnvoll, einfach etwas durchzuziehen und dann zu schauen, wo man landet. Der Rest fügt sich dann.“

 

 

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