Helmholtz-Facebook-Seite abgeschaltet

bisherige Helmholtz-Facebook-Seite

Sicher ist in Social Media nur der Wandel. Das galt schon 2013. Und es gilt weiterhin: Dienste, Trends und das Komunikationsverhalten der Nutzer:innen ändern sich. Und auch wir als im digitalen Kommunikationsraum interagierende Wissenschaftsorganisation wandeln uns mit. Aktuell betrifft dies unsere Nutzung von Facebook, über das ich hier im Augenspiegel-Blog schon oft geschrieben habe.

Facebook galt lange als Platzhirsch der Online-Plattform-Kommunikation, auch in der Wissenschaftskommunikation. Doch dann kamen Youtube, Instagram, WhatsApp, SnapChat, TikTok und so weiter. Die Geschäftsstelle der Helmholtz-Gemeinschaft richtete ihre Facebook-Seite im Januar 2011 ein. Die Nutzer:innen-Zahlen stiegen und so auch die Interaktionen. Doch bereits im Herbst 2012 entkoppelte sich diese Entwicklung, da durch einen neuen Newsfeed-Algorithmus nicht mehr alle unsere Facebook-Beiträge auch allen unsere „Fans“ angezeigt wurde. Facebook versuchte, dafür Geld zu nehmen. Wir haben in den zehn Jahren der Nutzung gelegentlich mit solchen „sponsored posts“ experimentiert, waren aber mit den Ergebnissen nie zufrieden. Die besten Reichweite-Vergrößerungen erzielten wir „organisch“ durch relevante Beiträge und das Teilen dieser Beiträge durch anderen Seiten und User:innen. Andere Facebook-Seitenbetreiber:innen verwenden auch in der deutschsprachigen Wissenschaftskommunikation fast durchgängig mit Werbung finanzierte Beitragsreichweite-Erhöhungen. Ich sehe dies eher kritisch.

Als Geschäftsstelle der Helmholtz-Gemeinschaft haben wir uns nun entschieden, unsere Helmholtz-Facebook-Seite abzuschalten. Mittlerweile erhält nur noch ein geringer Anteil unserer 10.000 Abonnent:innen unsere Beiträge. Die eigentlich erwünschte Interaktion ist somit leider sehr schwer geworden. Die Reichweite- und Interaktionsrate waren für uns zuletzt nicht mehr angemessen. (Klarstellung: 13.07.2021:) Auf die Social-Media-Präsenzen, die von den Helmholtz-Zentren eigenverantwortlich betrieben werden, hat diese Entscheidung keine Auswirkung.

Gleichzeitig entwickelt sich die Diskussion um den Schutz von Nutzer:innen-Daten dahin, dass wir der „gemeinsamen Verantwortung“ zusammen mit Facebook für den Betrieb einer Facebook-Seite nicht gerecht werden können, da wir hierfür nicht die nötigen Informationen von Facebook erhalten. Das Problem ist lange bekannt. Der Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationssicherheit hatte vor kurzem die Bundesregierung und Bundesbehörden aufgefordert, diesen Zustand nicht weiter zu dulden, sondern die Konsequenzen zu ziehen und die Facebook-Seiten bis Jahresende 2021 zu löschen. Wir nehmen unsere Verantwortung bei diesem Thema (unabhängig von der Frage, ob eine solche rechtliche Verpflichtung auf uns konkret direkt anzuwenden ist) nun frühzeitig wahr.

Wir danken für die Aufmerksamkeit unserer Facebook-Community bis hierher! Auch unseren Telegram-Kanal stellen wir mit dem heutigen Tage ein. Wir freuen uns sehr, wenn Sie uns auf anderem Wege weiter folgen, z.B. über unseren Mail-Newsletter, unsere Blogs, unseren Podcast oder einen unserer andere Social-Media-Kanäle.

Leser:innenkommentare (25)

  1. Gudrun

    Find ich gut und kann es gut verstehen.

  2. Cedara

    Sehr gut. Werden Sie auch einen Mastodon Account eröffnen?

      1. M.E.

        Wenig Nutzer ist relativ. Mit Euch als Multiplikator wird es wieder ein Stück attraktiver. Und es gibt sicherlich noch weitere Institute, die ihr zu einen Umstieg animieren könnt.

        1. Henning Krause

          Ich würde mir ja wünschen, dass das Argument zuträfe. Ich beobachte nur leider schon seit Jahren, dass z.B. unser Gang auf Mastodon seit April 2017 leider keine Massenbewegung dahin ausgelöst hat. Ich will die Relevanz der Wissenschaft auch nicht klein reden. Aber unsere Facebook-Seite hatte 10.000 Fans. Die des FC Bayern München hat 52.000.000 Fans. Da steckt Potenzial einer anderen Größenordnung.

          1. M.E.

            Reichweite, in der Dimension, ist derzeit noch nicht gegeben, richtig.
            Ein FC Bayern ist auch noch nicht im Fediverse ;) Es ist sicherlich unumstritten, dass solche Player wichtig sind, um eine Massenbewegung auszulösen. Die Frage ist auch, ob das erstrebenswert wäre.

          2. Henning Krause

            Guter Punkt!

      2. Cedara

        Macht doch einen Server auf, auch für eure Mitarbeiter? Dann macht ihr ein Neu-hier-post und die Menschen im Fediverse werden den gerne boosten. Ich wäre dabei, und die Menschen auf meiner Instanz bestimmt auch. Hier findet ihr viele wissenschaftsinteressierte Menschen.

      3. Cedara

        Ack, lesen sollte mensch können. :facepalm:

        Ich folge jetzt mal eurem Mastodon account und booste das. Vielleicht hilft es ja. :)

        1. Henning Krause

          Vielen Dank!

          1. Max

            Ich bin über Mastodon auf eure Social-Media-Aktivität aufmerksam geworden. Ich folge euch da nun auch, nur gibt es seit 2019 keine Posts. Dazu müsste ich auch nicht folgen. Man kann im freien Medium Fediverse übrigens auch ohne login-Zwang alle Inhalte sehen.

          2. Henning Krause

            Ja, da haben Sie recht. Leider war unsere Starterfahrung auf Mastodon nicht ideal, nachdem alle unsere Tröts zwischen April 2017 und Oktober 2019 gelöscht wurden, nachdem unsere anfangs gewählte Instanz dann leider die Pforten schloss. Die jetzige Instanz scheint in der Tat langlebiger zu sein. Ich nehme das aber gerne mal zum Anlass, das Engagement dort wieder hochzufahren. Danke für den Hinweis!

  3. Deutsche Datenschutz Genossenschaft eG

    Eine sehr gute und wichtige Entscheidung aus Sicht der Deutschen Datenschutz Genossenschaft eG. Wir sehen Facbook und sein Verhalten Nutzern gegenüber äußerst skeptisch und nutzen selbst fast ausschließlich das Fediverse (Mastodon auf geno.social) als soziales Medium. Inzwischen gibt es ja auch eine Instanz vom Bund, vielleicht treffen wir dort in Kürze wieder auf Helmholtz und andere wichtig Forschungsinstitutionen.
    Bodo Frommelt
    Vorstand der DD-eG

    1. Henning Krause

      Danke. Wir sind seit 2017 im Fediverse, vgl. die Links in dieser Kommentar-Antwort. Wir würden uns freuen, dort nun auch mehr Follower:innen zu gewinnen!

  4. M.E.

    Sehr gute Entscheidung! Wir würden uns alle sehr freuen, wenn wir euch im Fediverse begrüßen können. https://fediverse.party/

    1. Henning Krause

      Danke. Wir sind seit 2017 im Fediverse, vgl. die Links in dieser Kommentar-Antwort. Wir würden uns freuen, dort nun auch mehr Follower:innen zu gewinnen!

  5. Hagen Ulrich

    Das bestätigt eigene Beobachtungen. Auch unsere Beiträge und Buchvorstellungen erreichen kaum mehr die eigenen Abonnenten und deshalb gehen wir auch dazu über, lieber mehr in Content und SEO zu investieren.

  6. Jakub

    Die Entscheidung finde ich richtig. Schade nur, das diese nicht aus Gründen des Datenschutzes getroffen wurde.

  7. Peter

    Wenn der Text in vernünftigem Deutsch verfaßt wäre, wäre er leichter zu lesen :/.

    Zum eigentlichen Thema: Endlich :)

    1. Henning Krause

      Welchen Teil halten Sie für unvernünftig formuliert?

      1. Peter

        Damit meinte ich Konstrukte wie „Nutzer:innen-Daten“.

        Hier ist der falsche Ort für eine große Diskussion. Ich wollte nur eine Rückmeldung dazu hier lassen.

        1. Henning Krause

          Die Formulierung ist insofern sehr vernünftig, da wir auf der Facebook-Seite Nutzende aller Geschlechteridentitäten hatten – nicht nur Männer.

  8. Christian

    Sie tauschen also rund 10.000 Fanpage Abonnenten gegen ein Mastodon Konto mit 143 Followern und dem letzten Post aus 2019?

    1. Henning Krause

      Nein. Was wir machen, steht oben im Blogtext. Da steht nichts von einem Tausch Facebook gegen Mastodon.

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