Twittern für das Forschungsteam – Was bringt das?

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Amran Al-Ashouri und Eike Köhnen arbeiten am HZB an ihrer Promotion und erforschen Tandem-Solarzellen im Team von Steve Albrecht. Vor etwa zwei Jahren haben sie den Twitter-Account @Albrechtlab für die Forschungsgruppe aufgebaut. Das hat sich gelohnt, finden sie.

Wie seid ihr auf Twitter gekommen?

Amran: Wir hatten damals einen Postdoc in der Gruppe, der selbst Twitter nutzte. Er war super informiert und hat oft als Erster mitbekommen, wenn eine besonders spannende Publikation erschienen ist.

Eike: Wir haben dann auf einer Fachkonferenz in Lausanne einfach mal einen Account für unser Forschungsteam aufgesetzt, @AlbrechtLab. Und wir sind gleich darauf angesprochen worden.

Amran: Auf Konferenzen ist Twitter wirklich ein Vorteil, man „gehört dazu“: Es wird über Vorträge getwittert, über Treffen außerhalb der Veranstaltung und so lernt man die Teilnehmenden sofort auch persönlich besser kennen.

Welche Gründe seht Ihr noch, auf Twitter präsent zu sein?

Eike: Es kommt ganz viel zurück. Wenn man zum Beispiel ein Paper einer anderen Gruppe kommentiert, dann sehen die das und es kommt oft zu einem Austausch. Wir haben so zum Beispiel Arbeitsgruppen vom KAUST in Saudi-Arabien oder aus der Schweiz kennengelernt, daraus ergeben sich dann Möglichkeiten, sogar für wissenschaftliche Kooperationen.

Auf @AlbrechtLab twittert das Team über neueste Publikationen und vernetzt sich mit Forschungsteams weltweit. Hier ging es um die Weltrekord-Tandemsolarzelle, zu der in Science ein Paper erschien.
Auf @AlbrechtLab twittert das Team über neueste Publikationen und vernetzt sich mit Forschungsteams weltweit. Hier ging es um die Weltrekord-Tandemsolarzelle, zu der in Science ein Paper erschien.

Amran: Wir wissen ja, wie wichtig es ist, Leute zu kennen. Man nimmt die Arbeiten der Leute viel eher wahr, wenn man sie kennt. Es ist sogar so, dass die Anzahl der Zitationen, also wie oft eine Publikation später zitiert wird, nicht immer streng mit ihrer Qualität zu tun hat, sondern auch mit dem Netzwerk der Gruppe und wie häufig die Arbeit auf sozialen Netzen geteilt wird. Und es ist doch auch so: Die Engagierten sind häufig gerade diejenigen, die gerne diskutieren, sich austauschen, und sich in den Netzen aufhalten. Mit denen kann man gut kooperieren.

Wie geht ihr vor, wenn ihr etwas postet? Habt ihr einen Plan?

Amran: Wir beachten schon die Zeitverschiebung. Für die Leute in Europa und Asien posten wir vor allem in der Mittagspause, und wenn wir auch die in den USA erreichen wollen, gehen wir eher in den Abend rein. Aber ansonsten sind wir spontan, da gibt es keinen Themenplan oder so.

Eike: Wir haben zu Beginn auch einmal eine Spaßaktion gemacht, unter dem Hashtag #TandemOnTour. Da haben wir unsere Rekordsolarzelle einfach auf Reisen und Konferenzen mitgenommen und überall fotografiert. Das hat uns Follower gebracht. Ich bin auf Konferenzen sogar auf die Aktion angesprochen worden. Aber wir übertreiben das nicht, wir twittern unsere Arbeit ein einziges Mal und sehen dann, dass Andere das aufgreifen und retweeten, oft mit Kommentaren. Das ist natürlich gut.

Die Tandemsolarzelle auf einem Vogelhäuschen.
Ein Tweet von @EikeKoehnen: Bird house powered by #TandemOnTour #homeOffice @AlbrechtLab
Ist der Zeitaufwand hoch?

Eike: Eigentlich nicht, wir machen das fast nebenbei, wenn wir mal kurz Zeit haben.

Amran: Wir twittern auf @Albrechtlab einerseits über unsere Publikationen, aber genauso wichtig finden wir es, die Arbeit von anderen zu kommentieren oder zu retweeten.

Habt Ihr einen Tipp für Leute, die sich überlegen, auch zu twittern?

Eike: Wir haben gemerkt, dass es wichtig ist, gute Bilder zu machen oder mal ein Video zu posten. Das macht zwar Arbeit, aber man merkt ja auch an sich selbst: An Bildern bleibt man hängen, wenn es etwas Interessantes zeigt. Ein Video muss aber sofort spannend sein, nicht erst nach einer Minute.

Amran: Es kommt vor allem darauf an, die richtigen „Follower“ anzusprechen, das müssen gar nicht so viele sein. Wir wollen zum Beispiel vor allem Leute aus der Photovoltaik-Forschung erreichen und das klappt. Man muss außerdem nicht viele Follower haben oder „erfolgreicher“ Twitterer sein, um viele der Vorteile zu erfahren.

Ihr habt beide auch persönliche Twitter-Accounts. Was macht ihr da anders?

Amran: Auf meinem eigenen Account @AmranLux bin ich natürlich als Person stärker präsent, da äußere ich mich auch zum Klimawandel und anderen Themen, die mich bewegen.

Eike: Ich teile auf @EikeKoehnen auch mal einen Musiktipp oder meine Meinung zu einem eher politischen Thema. Auf dem Gruppenaccount twittern wir wirklich nur zur Forschung.

Vielen Dank für das Gespräch!

 

Lesetipps:

A scientists guide to social media: ACS Cent. Sci. 2020, 6, 1, 1–5, January 10, 2020, doi: 10.1021/acscentsci.9b01273

How to use Twitter to further your research career: Nature, Career Column, 08. Feb. 2019

Why “But I don’t have anything interesting to say, I am just teaching a block course right now” is not a good excuse for not tweeting: Blog by Dr. Miriam Glessmer

 

 

 

 

 

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