Wissenschaftskommunikation in Comic-Form – ein Werkstattbericht

Dr. Vogelmann. Bild: Veronika Mischitz
Dr. Vogelmann. Bild: Veronika Mischitz

Der Helmholtz-Wissenschaftscomic „Klar soweit?“ endet mit Ausgabe 80 nach sieben spannenden Jahren der Wissenschaftskommunikation in Comic-Form. „Klar soweit?“ erschien von Anfang 2014 bis Ende 2020 monatlich als Webcomic auf unserem Blogportal und stellte in ungewöhnlicher Form vielen Themen aus Wissenschaft und Forschung dar: So ging es in Ausgabe 1 um Forschungsdrohnen, die im Rahmen eines Transferprojekts für den Tierschutz in der Landwirtschaft eingesetzt werden. Die letzte Ausgabe thematisiert die Wirkweise eine RNA-Impfstoffs. Alle Ausgaben des „Klar soweit?“-Comics bleiben nun selbstverständlich dauerhaft online. Sie stehen wie seit Beginn des Projekts unter einer offenen Creative-Commons-Lizenz, die Dritten eine kostenlose Wiederveröffentlichung rechtssicher ermöglicht.

Quelle: HOOU

Ein gängiges Missverständnis ist, dass Comics per se ein Kinder-Medium seien. Natürlich gibt es Comics für junge Leute, aber eben nicht nur für Kinder und Jugendliche. „Klar soweit“ war von Beginn an als Teil unserer Social-Media-Kommunikation für Erwachsene gedacht. Der Dialog mit und über den Comic mit unserer Interaktionsgruppe war entsprechend unserer Social-Media-Kommunikationsstrategie ein elementarer Bestandteil des Projekts. Ganz allgemein hat das Medium Comic in den vergangenen Jahren zunehmend auch wissenschaftliche Inhalte transportiert. „Klar soweit?“ war beim Start Anfang 2014 nicht der erste Wissenschaftscomic, jedoch der erste, der im deutschsprachigen Raum regelmäßig (monatlich) erschien und dazu kostenlos und frei zugänglich war. Seitdem sind viele neue Comicformate in den Formatepool der Wissenschaftskommunikation hinzu gekommen.

19. November 2015, Berlin: Verleihung des DMV-Journalistenpreises 2015 an Veronika Mischitz für den Helmholtz-Wissenschaftscomic

Insbesondere danke ich unserer Illustratorin Veronika (Véro) Mischitz, die „Klar soweit?“ in unserem Auftrag umgesetzt hat und damit viele Menschen an wissenschaftliche Themen herangeführt hat. Wie so ein Helmholtz-Wissenschaftcomic entsteht, hat sie hier im Blog einmal dargestellt.

Bild: Veronika Mischitz/Helmholtz-Gemeinschaft, CC-BY-ND 3.0

Véro Mischitz erhielt 2015 den Journalistenpreis der Deutschen Mathematiker-Vereinigung (DMV) für den „Klar soweit?“-Comic , insbesondere für Ausgabe 18, in dem wir Mitte 2015 erklärt hatten, was die Aussagekraft von Spezifität und Sensitivität von Testergebnissen sind – insbesondere bei verschiedenen Verbreitungsgraden von Erkrankungen (Inzidenzen) – ein Thema das heute immer noch sehr aktuell ist.

„Konkret prämieren wir ihren Cartoon ‚Zahlen verstehen – Zahlen verdrehen‚, der an einem Alltagsbeispiel illustriert, wie wichtig der intelligente Umgang mit Zahlen ist“, sagte Michael Joswig, Herausgeber der DMV-Mitteilungen und Mitglied der Jury. Der heutige FU-Präsident und Vorsitzende des Lenkungsausschusses von Wissenschaft im Dialog, Günter M. Ziegler, würdigte auf der Preisverleihung insbesondere auch die achte Ausgabe des Helmholtz-Wissenschaftscomics. Diesen setze er in seinen mathematischen Grundvorlesungen nunmehr zur einfachen Visualisierung ein, wie die Verschlüsselung von Computern, z.B. in Browsern funktioniert.

Ebenfalls im Jahr 2015 gab es an der HU Berlin ein wissenschaftliches Symposium über Wissenschaftscomics, in dessen Rahmen wir „Klar soweit?“ vorstellten. Die Beiträge sind auch im Tagungsband festgehalten. Parallel zum Symposium gab es eine Ausstellung ausgewählter „Klar soweit?“-Comics als Drucke in Berlin. Aus diesem Anlass gab es auch Medienberichte über den Comic. Und auch das BMBF verlinkte den Comic auf seiner Homepage.

Tagesspiegel-Beitrag zum "Klar soweit?"-Comic aus Oktober 2015
Tagesspiegel-Beitrag zum „Klar soweit?“-Comic aus Oktober 2015

Als Initiator, Redakteur und Projektverantwortlicher danke ich allen Leserinnen und Lesern unseres Comics für ihre Aufmerksamkeit und die Kommentare im Blog und auf Social Media! Im Blog gab es in den sieben Jahren etwa 67.000 Webseiten-Besucher des Comics („unique visitors“). Die Anzahl der Seitenaufrufe („views“) ist etwas mehr als doppelt so hoch. Durch Multiplikationseffekte in Social Media erreichten wir in den ersten fünf Jahren des Projekts (2014 bis 2018) eine Reichweite von 1,1 Mio. Ausspielungen („potential views“). Durch Interaktion mit unseren Leser:innen und der Community haben wir viele Vorschläge und konstruktive Kritik bekommen. Beim Comic über den Mund-Nase-Schutz ergaben sich im Pandemiejahr 2020 sogar Übersetzungen von Freiwilligen in sieben Sprachen, darunter: Hindi, Indonesisch und Französisch.

Dr. Vogelmann
Dr. Vogelmann

Zum Schluss möchte ich noch auf einige meiner Lieblingsausgaben (neben den bereits oben genannten) hinweisen. Da sind: No. 6 über Monarchfalter, No. 11 über das Standardmodell der Physik – verpackt in eine Weihnachtsgeschichte, No. 14 über die Masern und Impfunwilligkeit, No. 23 über das Pariser Klimaschutz-Abkommen, Scroll-Comic No. 28 über die Tiefsee, No. 30 und 32 über die Nobelpreis-Genschere, No. 34 über die Funktionsweise eines Kühlschranks, No. 35 über Probleme, sicher auf dem Mars zu landen, No. 38 über Vorurteile, No, 44 über unser Bundestagswahlsystem (vielleicht dieses Jahr nochmal rausholen!), No. 49 im Ghostbuster-Style über Neutrinos, No. 52 über einen abgefahrenen mathematischen Beweis, No. 54 über den Placebo-Effekt, No. 62 über die Mathematikerin Maryam Mirzakhani sowie No. 67 über Grundlagen des Klimawandels.

Angesichts der Notwendigkeit vieler Eltern, Kinder während des Kita- und Schul-Lockdowns 2020 zuhause zu beschäftigten, haben wir im vergangenen Jahr die „Helmholtz Science Bits“ zum Ausdrucken und Selbst-Ausmalen ins Leben gerufen. Die Idee, „Klar soweit?“ einmal in Buchform herauszubringen, bleibt nach wie vor ein leider bislang unerfüllter Wunsch von mir. Online bleiben die 80 Ausgaben aber natürlich wie bereits erwähnt. Dieses Jahr konzentrieren wir uns in unserer Kommunikation insbesondere auf die Jubiläumsaktivitäten rund um „Helmholtz 200“ und vielleicht gibt es in Zukunft ja wieder mal ein neues Comic-Projekt von uns.

Leser:innenkommentare (4)

  1. Podcast zu Wissenschaftscomics | digithek blog

    […] Update vom 31.3.2021, Helmholtz Blogs: Wissenschaftskommunikation in Comic-Form – ein Werkstattbericht […]

  2. Reiner gerke

    Klar, alles hat ein Ende, aber warum ausgerechnet jetzt? Wissenschaft populär und verständlich rüberzubringen war nie dringender geboten als jetzt. Und wenn Veronika Mischitz es so interessant gestaltet, müssen schon super-heftige Gründe vorliegen, das Projekt zu beenden. Ihr werdet es wissen. Vielen Dank für die vielen Themen, die Ihr angefaßt habt.

  3. E. D-Klein

    Ich finde es auch super-Schade, dass es „klar soweit“ nicht mehr gibt. Ich habe die Comics immer gerne im Unterricht gezeigt oder auf sie hingewiesen, weil sie „das Wichtigste in Kürze“ in sehr verständlicher und spannender Form rüberbringen und es gäbe noch so viele spannende Themen …

    1. Henning Krause

      Danke für die Rückmeldung, Frau Klein! Ich hoffe, dass sie die bestehenden 80 Ausgaben des Comics weiterhin in Ihrer Schule einsetzen! Eine solche Nutzungsform freut uns natürlich sehr!

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