Augenspiegel 25-18: Ronaldo oder Gerst?
Astronomie und Raumfahrt sind dankbare Themen in der Wissenschaftskommunikation. Sie lösen bei vielen Menschen eine Faszination und Begeisterung aus. Unter anderem auch beim vierjährigen Sohn von Anika Tauras aus Bottrop. Sie hatten ihrem „Mini“ zu Karneval ein Astronautenkostüm gebastelt. In dieser grandiosen Montur saß er am 6. Juni auf dem Sofa und verfolgten den Livestream des Raketenstarts mit Alexander Gerst. Das Foto der Mutter sammelte auf Twitter über Nacht tausende Likes.
Die Nachwuchs-Abteilung des DLR reagierte prompt und lud Mutter und Sohn ein, um an einer Veranstaltung im September teilzunehmen. Der Clou: Der kleine Junge wird dabei live mit Alexander Gerst sprechen können.
Auf Facebook schildert Anika Tauras darauf hin, wie viele Menschen und auch Medien sich bei ihr gemeldet haben.
https://www.facebook.com/100002143312983/posts/1748658225215604/
In Zeiten, in denen die Interaktion in Sozialen Netzwerken überwiegend nur als hasserfüllt wahrgenommen wird, zeigt dieses Beispiel wieder einmal, dass es nach wie vor noch diese positive Seite des grenzenlosen Austausches in Social Media gibt. Astronaut*innen und andere Forschende können als Identifikationsfigur für Kinder dienen, sich einer spannenden Sache zu verschreiben und die Welt zu erkunden. Dafür gab es neben „Mini“ aus Bottrop auch noch zahlreiche weitere Belege:
Nach den ersten Tagen hat Alexander Gerst auch schon seine erste Pressekonferenz aus der Raumstation gegeben.
Video: ESA
Wer den Start von Alexander Gerst noch einmal nachschauen möchte, der/dem empfehle ich diesen aufwändig produzierten Livestream des DLR, der insbesondere auch die deutschen Beteiligungen an der Mission von Alexander Gerst vorstellt.
Video: DLR
Und so verfolgt Alexander Gerst die Fußball-WM der Männer:
Weitere Tweets der Woche
https://twitter.com/BoringEnormous/status/1003605881475432448
Wissenschaftskommunikation auf der Metaebene
„Wissenschaftskommunikation wird immer wichtiger für Hochschulen. Dass es dabei vor allem darum geht, Wissen zu vermitteln, ist jedoch ein Irrglaube“, schreibt Prof. Mike Schäfer in „Forschung und Lehre“. Dazu gab auch Elisabeth Hoffmann ihre Einschätzung ab.
Video: Volkswagen-Stiftung
Sein Züricher Kollegen Prof. Otfried Jaren warnt im Interview mit der Volkswagen-Stiftung davor, in der Wissenschaftskommunikation Dialogpartner überreden zu wollen. Er fordert eine klare Abgrenzung der Kommunikation zur Werbung und zum Marketing – einer Sichtweise der ich nur zustimmen kann. Herr Jaren fordert die Wissenschaftskommunikation außerdem zur Selbstreflexion auf und verlangt das Mitbedenken der Rezeptionsseite. Unsere Social-Media-Kommunikationsstrategie, die gerade fünf Jahre alt geworden ist, hat sich aus meiner Sicht in dieser Form wirklich gut bewährt. Wir sprechen darin z.B. nur noch von Interaktionsgruppen statt von Zielgruppen.
Kurz verlinkt
- Claudia Frick von Forschungszentrum Jülich war Mentorin bei Jugend hackt in Köln. In den Jülich Blogs berichtet sie über den Hackathon.
- Der EuGH gab Datenschützern in einem Fall Recht in der Argumentation, dass (nach altem Datenschutzrecht) Betreiber von Facebook-Seiten (neben Facebook selbst) auch mitverantwortlich für den Datenschutz sind. Was das genau für Facebookseiten und deren Betreiber insbesondere nach der mittlerweile voll geltenden Datenschutz-Grundverordnung genau heißt, ist noch weitgehend unklar.
- Apples Headset „AirPods“ werden zum Hörgerät.
- Lesenswert: Wenn der Staat zum Influencer wird
- Zum Schmökern: Der Digital News Report von Reuters Institute und University of Oxford
Die Augenspiegel-Kolumne
Die Kolumne „Augenspiegel – Webfundstücke rund um die Wissenschaft“ erscheint seit Februar 2014 etwa alle zwei Wochen freitags im Blogportal der Helmholtz-Gemeinschaft. Darin stellt Henning Krause, Social Media Manager in der Helmholtz-Geschäftsstelle, Internetfundstücke aus dem Web 1.0 und dem Web 2.0 vor, die zeigen, wie sich der gesellschaftliche Diskurs um Wissenschaft im Internet abspielt: neue Kommunikationsformen, neue Technologien und Kommunikationskulturen. Bei dieser Kuratierung spielen Blogs, Apps, Facebook, Youtube und Twitter eine Rolle – anderseits auch Internet-Meme, Shitstorms und virale Videos. Etwas ähnliches macht auch das Panoptikum auf Wissenschaftskommunikation.de