Augenspiegel 15-18: Loblied auf den Feed

In 25 Cafés und Kneipen bieten Berliner Kieznerds am Sonnabend, 14. April 2018 Wissenschaftsstammtische und allen Interessierten eine Diskussion auf Augenhöhe an.
In 25 Cafés und Kneipen bieten Berliner Kieznerds am Sonnabend, 14. April 2018 Wissenschaftsstammtische und eine Diskussion auf Augenhöhe an.

Welche Online-Neuigkeiten erreichen uns und welche nicht? Das ist eine wesentliche Frage bei den aktuellen Diskussionen um Filterblasen, Algorithmen und Soziale Netzwerke. Viele Menschen hätten gerne wieder mehr Kontrolle darüber. Aber es ist eben sehr aufwändig, ständig im Browser Webseiten aufzurufen, denen man vertraut und deren Inhalte einen interessieren – nur um dann meisten zu sehen, dass es dort doch keinen neuen Inhalt gibt. Eine alte und fast in Vergessenheit geratene Technologie könnte hier Abhilfe versprechen: der RSS-Feed. Als jahrelanger RSS-Junkie möchte ich heute diese Art des kostenlosen Neuigkeiten-Abonnierens hier einmal vorstellen.

RSS-Feeds sind kleine Textdateien, die Webseiten-Artikel in einem standardisierten Format enthalten: Titel, Datum, Vorschaubild, Beschreibungstext und Web-Adresse des Artikels. Webseiten-Betreiber bieten diese Feeds an, die sich aus den Redaktionssystemen automatisch speisen und Sekunden nach einer Veröffentlichung neue Artikel beinhalten. Das mag nach langweiligem Tech-Talk klingen. Der springende Punkt liegt aber in dem Wörtchen „standardisiert“. Denn alle RSS-Feeds von allen Webseiten sind gleich aufgebaut und können dann von Computerprogrammen oder Smartphone-/Tablet-Apps abonniert werden.

News per RSS in einem Feedreader verwalten - ohne Algortihmen
News per RSS in einem Feedreader verwalten – ohne Algorithmen

Jede*r Nutzer*in kann in einer solchen Feedreader-App mehrere RSS-Feeds abonnieren und verwalten: zum Beispiel das Merton-Magazin, die SciLogs, Rivva und XKCD. Die Feedreader-App ist dann wie ein zweites E-Mail-Programm, in das automatisch neue Inhalte in Ordnern nach Absendern (den Webseiten) sortiert einlaufen. Man muss also nicht auf die genannten vier (oder auch 40 oder 400 weitere) Webseiten gehen, um nach News zu gucken. Und man erhält auch garantiert alle Inhalte, ohne dass ein Algorithmus manche Artikel ausblendet. Darüber hinaus verstopft mensch sich nicht durch E-Mail-Benachrichtigungen über neue Artikel ihren Posteingang.

Ich persönlich finde den Nachrichtenkonsum über RSS-Feeds sehr praktisch und organisiere einen großen Teil meiner Arbeit über meinen Feedreader. Neben Webseiten-Nachrichten und Blogs kann man auch Podcasts, Comics, Youtube-Videos, Google Alerts, Stellenanzeigen, Pressemitteilungen, Änderungen an Wikipedia-Einträgen, Blogkommentare und (über Umwege) auch Twitter-Suchen als RSS-Feed abonnieren.

Leider haben sich RSS-Feeds noch nicht als Kulturtechnik in einer größeren Nutzerschaft durchgesetzt. Gerade angesichts des aktuellen Algorithmen-Diskurses könnten die Feeds aber einen Beitrag zu einem selbstbestimmteren Medienkonsum leisten. Vielleicht mag sich ja die eine oder der andere mal eine Feedreader-App installieren. Auf Android gibt es zum Beispiel (neben vielen anderen) Feedly, auf iOS u.a. Reeder, unter MacOS und Windows etwa Thunderbird. Unsere Helmholtz-Feeds sind hier zu finden: Webseite, Blogs, Podcast.

Tweets der Woche

https://twitter.com/LorenzAdlung/status/980828596049719296

Das GFZ wurde sogar vom Postillon geretweeted:

Wissenschaftspodcasts

Diese Woche wurde eine ausführliche Studie veröffentlicht, die englischsprachige Wissenschaftspodcasts aus den vergangenen 14 Jahren analysiert. Einige deutschsprachige Bildungspodcasts wurden währenddessen gerade hier vorgestellt. Und am 8. Mai 2018 gibt es in Hamburg eine Abendveranstaltung, bei der der Omegatau Podcast eine Sendung mit zwei Meeresforschern live vor Publikum aufzeichnet.

Apropos Events: Mitte Mai gibt es in Berlin mal wieder ein ScienceTweetup. Und morgen findet wieder weltweit der March for Science statt. In Berlin gibt es dieses Jahr 25 dezentrale Gesprächskreise in Kneipen und Cafés. Alle Interessierten können dort mit Forschenden (den so genannten Kieznerds) auf Augenhöhe sprechen. Ich habe nach Feierabend in meiner Nachbarschaft auch so ein Treffen zu den Themen Grundlagenforschung und Raumfahrt organisiert und bin sehr gespannt auf dieses Experiment.

Video der Woche

Video: Neo Magazin Royale

Video: Neo Magazin Royale

Kurz verlinkt

Hier noch einige weitere Lese-Empfehlungen:

Die Augenspiegel-Kolumne

Die Kolumne „Augenspiegel – Webfundstücke rund um die Wissenschaft“ erscheint seit Februar 2014 etwa alle zwei Wochen freitags im Blogportal der Helmholtz-Gemeinschaft. Darin stellt Henning Krause, Social Media Manager in der Helmholtz-Geschäftsstelle, Internetfundstücke aus dem Web 1.0 und dem Web 2.0 vor, die zeigen, wie sich der gesellschaftliche Diskurs um Wissenschaft im Internet abspielt: neue Kommunikationsformen, neue Technologien und Kommunikationskulturen. Bei dieser Kuratierung spielen Blogs, Apps, Facebook, Youtube und Twitter eine Rolle – anderseits auch Internet-Meme, Shitstorms und virale Videos. Etwas ähnliches macht auch das Panoptikum auf Wissenschaftskommunikation.de

Leser:innenkommentare (1)

  1. Augenspiegel 34-18: Das Fe(e)diversum – Augenspiegel

    […] auf vielen verschiedenen Webseiten herum, kommentierte in ersten Blogs und hatte vielleicht sogar RSS-Feeds abonniert. Heute scheinen eine bis zwei handvoll dieser Röhren das Internet auszumachen: Facebook, […]

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