Augenspiegel 49-17: Muskelspiele der Plattformen

Retro-Textadventure des Heiman-Labs
Retro-Textadventure des Heiman-Labs

Die Kommunikation veränderte sich mit dem Aufkommen der sozialen Netzwerke nicht nur dadurch, dass der Journalismus seine zentrale Rolle als Gatekeeper der Informationen eingebüßt hat. Zentrale Plattformen der Social Media-Kommunikation wie Facebook und Youtube sowie Geräteanbieter wie Amazon und Apple erlangen immer mehr Hoheit über den digitalen Informationsfluss. Gerade lassen hierbei zwei Meldungen aufhorchen: Google und Amazon streiten sich darüber, ob Youtube-Inhalte auf aktuellen Amazon-Produkten abrufbar sind – zum Beispiel auf dem FireTV (einem HDMI-Stick für den Fernseher, der alle möglichen Digital-Inhalte über WLAN aufs Wohnzimmer-TV bringt) oder den gerade sehr angesagten intelligenten Lautsprechern wie Amazon Echo. Interessanterweise hat dabei nicht Amazon das Google-Videoportal von seinen Produkten verbannt – sondern Youtube hat seine Inhalte selbst zurück gezogen. Auswirkung für die Nutzer*innen: Das größte Videoarchiv der Welt ist über diese Geräte derzeit nicht abrufbar.

Ein zweites Beispiel betrifft das Verhältnis von Kreativen, die zum Beispiel Webvideos erschaffen, zu den sie beherbergenden Plattformen wie eben Youtube. Der US-Wissenschafts-Youtuber Cody’s Lab wurde kürzlich auf Youtube gesperrt. Und zwar wegen Verstößen gegen die sogenannten Community-Richtlinien. Bei drei solchen Verstößen sperrt Youtube den ganzen Kanal: „Three strikes and you are out!“ Das Problem dabei ist, so berichtet Cody, dass Youtube nicht klar kommuniziere, worin die Verstöße genau bestehen. Für erfolgreiche Youtuber, die mittlerweile ihren Lebensunterhalt mit werbefinanzierten Videos verdienen, kommt ein solcher Ausschluss einem wirtschaftlichen Totalverlust gleich. Die Social Media-Kommunikation über diese Intermediäre ist sehr abhängig von den Plattformbetreibern. Wohl dem, der eine direkte Bindung zu seiner Online-Community aufgebaut hat – zum Beispiel über Blogs, eMail-Newsletter oder frei abonnierbare Podcasts – ob in der Wissenschaftskommunikation oder darüber hinaus.

Und damit kommen wir zu den Wissenschaftsfundstücken der letzten Wochen.

Tweets der Woche

Wieder ein Fundstück für unsere Sammlung der Helmholtz’schen Wolkenwirbel:

In dem oben verlinkten PDF des WÖM2-Sammelbands gehen Sabine Maasen und Andreas Wenninger (ab Seite 297) auch auf die WÖM2-Rezeption ein.

Instagram-Bild der Woche

https://www.instagram.com/p/Bb5xmdWHDrk/

Kurz verlinkt

Videos der Woche

Eine Video-Serie, die in Minecraft auf der Antarktis-Station spielt:

Video: Antarktika

Video: MDC

Eva Schulz berichtet über Journalismus für Heranwachsende:

Video: dbate

Konferenzherbst

Die geisteswissenschaftliche Kommunikation in Social Media war Thema bei der Tagung kurz und gut. Alljährlich treffen sich die in der Wissenschaftskommunikation aktiven Menschen im Spätherbst auf zwei Tagungen: auf der Wissenswerte (für die journalistische Community) und dem Forum Wissenschaftskommunikation (für die ÖffentlichkeitsarbeiterInnen). Als Dokumentation der Wissenswerte empfehle ich die Beiträge von Alexander Mäder auf Wissenschaftskommunikation.de (gerade 1 geworden!) – zum Beispiel den Beitrag über die Session zum Content Marketing.

Viele Sessions des Forum wurden nicht nur als Audio live übertragen, man kann die Aufzeichnungen bei Voice Republic auch nachhören oder als Podcast-Feed abonnieren. Ich empfehle besonders die traditionelle Nikolaussession sowie den Vortrag von Carsten Könneker und Team zur Frage: Wie kommuniziert die nächste Professorengeneration?

Gutes Feedback haben wir auch zur von Melanie Bartons, Daniel Meßner und mir eingereichten Diskussionsrunde über Audio-Podcasts in der Wissenschaftskommunikation erhalten. Auch hier ermutige ich zum Nachhören!

Der Workshop zum Thema Twitter wurde nicht aufgezeichnet, ich durfte Wissenschaft im Dialog aber in einem kurzen Video zum Thema Rede und Antwort stehen.

Video: WiD

Und wem das alles zu modern war, dem empfehle ich dieses Retro-Textadventure des Heiman-Labs. Da fühle ich mich gleich wieder wie der 13-Jährige an Papas PC beim Police Quest 1-Spielen Ende der Achtziger. Nur ohne das Wechseln der 5 1/4-Zoll-Disketten.

Termine

Kommende Woche gibt es am Mittwoch, 13. Dezember, beim RBB in Berlin eine Diskussionsrunde unter dem Titel: Talking Science. Der RBB überträgt ab 14 Uhr auch den Livestream der Veranstaltung. Bereits um 10.05 Uhr bin ich dazu kurz auf RBB inforadio zu hören.

Die Augenspiegel-Kolumne

Die Kolumne „Augenspiegel – Webfundstücke rund um die Wissenschaft“ erscheint seit Februar 2014 etwa alle zwei Wochen freitags im Blogportal der Helmholtz-Gemeinschaft. Darin stellt Henning Krause, Social Media Manager in der Helmholtz-Geschäftsstelle, Internetfundstücke aus dem Web 1.0 und dem Web 2.0 vor, die zeigen, wie sich der gesellschaftliche Diskurs um Wissenschaft im Internet abspielt: neue Kommunikationsformen, neue Technologien und Kommunikationskulturen. Bei dieser Kuratierung spielen Blogs, Apps, Facebook, Youtube und Twitter eine Rolle – anderseits auch Internet-Meme, Shitstorms und virale Videos. Etwas ähnliches macht auch das Panoptikum auf Wissenschaftskommunikation.de.

Leser:innenkommentare (1)

  1. Augenspiegel 15-18: Loblied auf den Feed - Augenspiegel

    […] Online-Neuigkeiten erreichen uns und welche nicht? Das ist eine wesentliche Frage bei den aktuellen Diskussionen um Filterblasen, Algorithmen und Soziale Netzwerke. Viele Menschen hätten gerne wieder mehr […]

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