Augenspiegel 19-16: Online-Werbung

Reklame für einen Schokoriegel von 1952. Bild: Classic Film, CC-BY-NC 2.0
Reklame für einen Schokoriegel von 1952. Bild: Classic Film, CC-BY-NC 2.0

Werbung ist eine weit verbreitete Möglichkeit für Inhalte-Anbieter, online Geld zu verdienen. Doch viele Nutzerinnen und Nutzer setzen so genannte Ad Blocker als Browser-Plugins ein, um die Reklame nicht sehen zu müssen. Einerseits ist Werbung lästig und nervig, andererseits ermöglicht sie es zum Beispiel für viele Verlage erst, Inhalte zu produzieren und ohne Zugangsschranken ins Netz zu stellen. Auf der anderen Seite gibt es Dienste wie Patreon und Flattr, die es Nutzerinnen und Nutzern ermöglichen, Kleinstbeträge an Kreative zu spenden. Doch wirklich massentauglich wurden diese Spendenplattformen bisher nicht.

Adblock Plus gilt als am weitesten verbreitetes Werbeblocker-Browserplugin. Bis Ende 2011 blockierte es ausnahmslos alle Werbung. Dann entschieden sich die Macher, so genannte „akzeptable Werbung“ absichtlich durchzulassen – gegen Bezahlung des Werbetreibenden. Dieser musste somit nicht mehr nur für den Werbeplatz auf einer Webseite sondern auch Adblock Plus bezahlen. Die eigentlichen Inhalte-Anbieter wie die Verlage hatten aber bislang nichts von so einem Deal. Auf der re:publica in der vergangenen Woche gab es hierzu nun eine spannende Entwicklung: Flattr und Adblock Plus kündigten eine Kooperation an: Flattr Plus.

Video: re:publica, CC BY-SA 3.0

Die Idee hinter Flattr Plus ist: Ein Nutzer spendet für die Inhalte, die er im Web konsumiert, zum Beispiel 10 Euro pro Monat und zahlt diese auf sein Flattr-Konto. Das Adblock Plus-Plugin seines Browsers detektiert, welche Seiten er in einem Monat abgerufen hat und verteilt den Spendenbetrag gleichmäßig an die Inhalte-Anbieter. Natürlich abzüglich der Provisionen von Flattr und AdBlock Plus. Die interessante Frage also: Ist dies eine Chance auf ein neues Geschäftsmodell oder klinken sich hier nur Dritte in einen Geldfluss ein, die mit der Inhalte-Erstellung nichts zu tun haben? Was meinen Sie?

Diesen Themenkomplex hat Stefan Trauth heute im Funkenstrahlen-Podcast ausführlich erläutert. Ein weiterer Vortrag beschäftigte sich mit der Technik und möglichen Sicherheitsrisiken der Online-Werbung:

Video: re:publica, CC BY-SA 3.0

Soweit der Blick in die Entwicklungen der allgemeinen Online-Welt. Weitere re:publica-Video-Empfehlungen gibt es weiter unten. Nun aber erst einmal zu den Wissenschaftsfundstücken der Woche.

Tweets der Woche

Eine schöne Visualisierung des Klimawandels (bitte auf Play klicken/tappen):

Videos der Woche

Diese Woche kommt man an diesem schönen Stück von John Oliver über wissenschaftliche Studien nicht vorbei.

Video: Last Week Tonight

Rückwärtssprecher kannte ich schon. Rückwärtssänger noch nicht – geschweige denn Rückwärtswissenschaftssänger. Tim Blais hat in einem sehenswerten Song die physikalische Tatsache verarbeitet, dass die Entropie in einem geschlossenen System immer mehr zunimmt und damit den Weg weist, in die die Zeit fließt. Wie immer bei A capella science ist alles von ihm selbst eingesungen.

Video: A Capella Science

Schon älter, aber jetzt erst bei mir angekommen: Ein TED talk über Linkshändigkeit.

Video: TED-ed

Blick in die Blogs

Wer liest Wissenschaftsblogs und warum? – eine amerikanische Studie. Neidisch gucken Podcastende und BloggerInnen auf die Reichweitenzahlen von Webvideos auf Youtube und Facebook. Doch stimmen diese Zahlen überhaupt. Ein aktueller Blogbeitrag äußert erhebliche Zweifel. Das MIT hat eine Kampagne gestartet und sich vorgenommen, 5 Milliarden Dollar zusammenzubekommen, um damit die Forschung zu finanzieren, die die „großen Herausforderungen“ angehen soll.

Johannes Haushofer hat einen Lebenslauf seines Scheiterns ins Netz gestellt. Was für manch anderen 36-jährigen Forscher wegen zukünftiger Bewerbungen eher unvorstellbar klingen mag, ist für Haushofer ein offener Umgang mit der Art, wie die Wissenschaft wirklich funktioniert. Aber er kann es sich erlauben – schließlich ist er mit unter 40 schon Professor am MIT. Die ZEIT hat die lesenswerte Geschichte aufgeschrieben.

Weitere Re:Publica-Video-Tipps

Ein Comic-Workshop:

Video: re:publica, CC BY-SA 3.0

Schöne Zusammenfassung der Raumfahrt-Kommunikations-Highlights in den letzten Jahren: Was bringt OpenData in Astronomie & Raumfahrt:

Video: re:publica, CC BY-SA 3.0

Snapchat für Erwachsene:

Video: re:publica, CC BY-SA 3.0

Warum Organisationen vielleicht kein Snapchat brauchen

Video: re:publica, CC BY-SA 3.0

Zeit Online-Kolumnist Thomas Fischer über Strafrecht, Wahrheit und Kommunikation

Video: re:publica, CC BY-SA 3.0

Die Augenspiegel-Kolumne

Die Kolumne „Augenspiegel – Webfundstücke rund um die Wissenschaft“ erscheint freitags im Blogportal der Helmholtz-Gemeinschaft. Darin stellt Henning Krause, Social Media Manager in der Helmholtz-Geschäftsstelle, Internetfundstücke aus dem Web 1.0 und dem Web 2.0 vor, die zeigen, wie sich der gesellschaftliche Diskurs um Wissenschaft im Internet abspielt: neue Kommunikationsformen, neue Technologien und Kommunikationskulturen. Bei dieser Kuratierung spielen Blogs, Apps, Facebook, Youtube und Twitter eine Rolle – anderseits auch Internet-Meme, Shitstorms und virale Videos.

Leser:innenkommentare (1)

  1. Augenspiegel 17-18: Werbeblocker-Blocker-Blocker - Augenspiegel

    […] Verlagswebeseiten in den Werbeinhalte mit an die Lesenden ausgespielt werden kann. Mehr dazu in dieser Augenspiegel-Kolumne von vor zwei […]

Verwandte Artikel