Augenspiegel 03-16: Weltberühmt

Antarktis, Juni 2013: Pfannkucheneis bei Abendlicht im Südpolarmeer, fotografiert während des Polarstern-Winterexperimentes 2013. Foto: Stefan Hendricks/AWI
Antarktis, Juni 2013: Pfannkucheneis bei Abendlicht im Südpolarmeer, fotografiert während des Polarstern-Winterexperimentes 2013. Foto: Stefan Hendricks/AWI

Wenn die Polarforscher Mario Hoppmann und Stefan Hendricks vom Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, mal nicht mit Klimaforschung beschäftigt sind, schießen sie in der Antarktis grandiose Fotos wie dieses. Mehr davon gibt es drüben im Antarktis-Blog AtkaXpress zusammen mit Erklärungen der Chemie der unteren Antarktis-Atmosphäre.

Von den USA geht gerade ein Social Media-Phänomen aus und wird weltweit populär: Es geht um den achtjährige Dorian Murray. Er hat eine seltene Krebserkrankung und ihm hilft keine Therapie mehr. Seine Eltern holten den Jungen aus dem Krankenhaus nach Hause. Nun hat er noch einen Wunsch: Er möchte so berühmt wie möglich werden, bevor er stirbt. Social Media-Nutzer veröffentlichten darauf hin Fotos von sich selbst mit dem Hashtag #DStrong im Bild, um zu zeigen, wo Menschen an ihn denken. Auch Prominente wie Talkmaster, Sänger und Sportler sprangen auf.

Video: AJ+

https://twitter.com/firescott112/status/690374771058544644

Auch Wissenschaftsorganisationen wie die NASA machen mit: Die beiden NASA-Chefs ließen sich mit einem Schild fotografieren.

Manche mögen diese Aktion als emotionale und hilflose Solidaritätsbekundungen abtun. Ich sehe das eher als bewegende menschlich Geste. Und ich hoffe, dass durch solch persönliche Geschichten wie der von Dorian Murray noch mehr Menschen die Relevanz der Grundlagenforschung (hier der Krebsforschung) bewusst wird. Auch wenn für Dorian leider keine Heilung gefunden wurde.

Videos der Woche

Kleingedrucktes der anderen Art: Diese Woche war es groß in den Nachrichten: Die bislang größte der Menschheit bekannte Primzahl wurde gefunden! In Kurzschreibweise kann man sie als Rechenoperation so darstellen: 2 hoch 74.207.281 minus 1. Ausgeschrieben hat die Zahl jedoch 22 Millionen Stellen. Wie viel Papier bräuchte man wohl, um sie auszudrucken? Der Youtube-Kanal Numberphile (zahlenliebend) hat die Zahl in winziger Schriftgröße ausdrucken lassen und es sind drei Bände geworden.

Video: Numberphile

Der vorherige Rekordhalter war übrigens 17 Mio. Stellen lang und führte die Rangliste 3 Jahre lang an. Doch wie findet man überhaupt große Primzahlen? Klar mit Computern. Aber gibt es auch hilfreiche Strategien bei der Suche außer alle durchzuprobieren? Klar, man kann alle geraden Zahlen schon mal weglassen. Mehr Tricks gibt es in diesem Video.

Video: Numberphile

Noch ein Nachtrag aus dem vergangenen Jahr: Deutscher Meister im Science Slam 2015 wurde Martin Schrön vom UFZ. In seinem Science Slam kombiniert er dumme Bauern, dicke Kartoffeln und theoretische Physik. Sehenswert!

https://www.youtube.com/watch?v=CAaPnwn5ohE

Video: WDR

Das Wissenschaftsjahr widmet sich nicht nur 2016 sondern auch 2017 dem Thema „Meer und Ozean“, hier ein kleiner Appetithappen.

Video: Wissenschaftsjahr

Wissenschaftsschlagzeilen der Woche

Haben Astronomen einen riesigen, bislang unbekannten neunten Planeten entdeckt? Manche Medien berichteten diese Woche begeistert über den vermeintlichen Zuwachs im Sonnensystem. Florian Freistetter ordnet den Sachverhalt ein. Spannend in jedem Fall: Mike Brown, der gerade in den USA vielen als derjenige gilt, der Pluto den Planetenstatus aberkannt (und damit die Anzahl der Planeten auf acht reduziert) habe, ist Mitautor des aktuellen Papers. Vielleicht hätte der selbsternannte „Plutokiller“ so seine Missetat wieder ausgebügelt und dem Sonnensystem wieder zur alten Planetenanzahl verholfen. Eine zu schöne Geschichte, um sie nicht zu erzählen – auch wenn eine solche Darstellung natürlich sehr stark komprimiert ist.

Kontroverse diese Woche um das Gen-Editierungsverfahren CRISPR/CAS: Hat Eric S. Lander in einem Cell-Artikel vergangene Woche versucht, die CRISPR-Entwicklerinnen Jennifer Doudna und Emmanuelle Charpentier aus der Geschichte der CRISPR-Entwicklung herauszuschreiben? Empörte Reaktionen waren die Folge.

Ausgewählte Wissenschaft zum Hören

Der Augenspiegel, diese wöchentliche Kolumne, versteht sich ja als kuratiertes Angebot: Was war diese Woche los im Netz zum Thema Wissenschaft? Die Fundstücke (Videos, Fotos, Links zu Artikeln) stammen dabei aus verschiedensten Quellen und die gehen weit über die Helmholtz-Gemeinschaft hinaus. Die ZEIT macht seit einigen Monaten ja etwas Ähnliches mit einem lesenswerten Mailnewsletter zum Thema Bildung. Den Mehrwert für die wissenschaftsinteressierten Leserinnen und Leser sehe ich bei diesen Angeboten insbesondere in der Auswahl (das bedeutet auch bewusstes Weglassen und Komprimieren) und der Zusammenstellung. Etwas ganz Ähnliches bieten wir seit diesem Woche zum Anhören an: Wissenschaft auf die Ohren ist ein kuratierter Podcastfeed mit ausgewählten deutschsprachigen Wissenschaftssendungen.

Wissenschaft auf die Ohren
Wissenschaft auf die Ohren

Wer wissenschaftliche Inhalte gerne über die Gehirn-Schnittstelle Ohr konsumieren möchte, dem empfehle ich Folgendes:

  • Smartphone nehmen
  • auf Wissenschaft auf die Ohren tappen
  • dort auf den Abonnieren-Button tappen
  • Podcast-App auswählen, in der man den Podcast abonnieren möchte
  • Abo bestätigen

Das Tolle am Podcast-Hören: Es kostet keine zusätzliche Zeit, denn man muss (und sollte!) Podcasts nicht als Primärtätigkeit vorm Computer sitzend hören. Der eigentliche Clou am Podcast-Hören entfaltet sich erst, wenn man Podcasts mobil hört: Beim Pendeln, beim Joggen, beim Wohnung aufräumen, etc. Auf iPhones ist eine Podcast-App vorinstalliert, auf Android-Handys muss man gegebenenfalls eine Podcast-App aus Google Play installieren.

Genau wie der Augenspiegel besteht Wissenschaft auf die Ohren auch nicht aus unseren eigenen Audio-Produktionen, sondern aggregiert hörenswerte Audio-Inhalte von anderen Wissenschaftspodcasts und Radiosendern. Auch hier hoffe ich auf einen Mehrwert für die AbonnentInnen durch die Auswahl und Zusammenstellen von Audioinhalte.

Spielerische Wissenschaft

„Spielen, lernen, wissen“ ist der Claim der Webseite sciencegames.de. Hier werden Spiele mit Wissenschaftsbezug gesammelt und verlinkt. Wer weitere Vorschläge hat – die Redaktion freut sich über Einsendungen.

Kurz verlinkt

Auf Reddit gibt es morgen ein Science AMA (ask me anything) mit Astronaut Scott Kelly. Die Besonderheit Kelly ist gerade im Erdorbit auf der Raumstation ISS.

Die Augenspiegel-Kolumne

Die wöchentliche Kolumne „Augenspiegel – Webfundstücke rund um die Wissenschaft“ erscheint freitags im Blogportal der Helmholtz-Gemeinschaft. Darin stellt Henning Krause, Social Media Manager in der Helmholtz-Geschäftsstelle, Internetfundstücke aus dem Web 1.0 und dem Web 2.0 vor, die zeigen, wie sich der gesellschaftliche Diskurs um Wissenschaft im Internet abspielt: neue Kommunikationsformen, neue Technologien und Kommunikationskulturen. Bei dieser Kuratierung spielen Blogs, Apps, Facebook, Youtube und Twitter eine Rolle – anderseits auch Internet-Meme, Shitstorms und virale Videos.

Leser:innenkommentare (1)

  1. Augenspiegel 30-18: Falsche Ausgewogenheit – Augenspiegel

    […] den in der Augenspiegel-Kolumne vorgestellten Web-Fundstücken kuratiere ich Audio-Fundstücke ja schon seit zweieinhalb Jahren in den Podcastfeed „Wissenschaft auf die Ohren„. Da gibt es sowohl aus dieser als auch […]

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