Augenspiegel 27-15: Solarflug, Schaltsekunde und Plasmabälle

Akkus fast leer: Solar Impulse.
Akkus fast leer: Solar Impulse.

Das Solarflugzeug Solar Impulse soll in diesen Stunden auf Hawaii landen. Pilot André Borschberg hat mit dem mehr als viereinhalb Tage andauernden Flug von Japan nach Hawaii einen neuen Weltrekord für den weitesten und längsten Flug für ein nur mit Sonnenenergie betriebenes Flugzeug aufgestellt. Tagsüber luden die Solarzellen auf den Flügeln die Akkus für die Triebwerke auf und brachten das Flugzeug auf etwa 30.000 Fuß (9,1 Kilometer) Höhe. Nachts entluden die Triebwerke die Akkus und die Höhe sank bis zum Sonnenaufgang kontinuierlich ab. Die Energieanzeige oben zeigt den Zustand am Ende der letzten Nacht: Solar Impulse war auf 8423 Fuß (2,5 Kilometer) abgesunken, die Akkus auf 22 Prozent entladen. Ab sofort werde ich meine Befürchtungen, mein Smartphone-Akku könnte unter 25 Prozent absinken und welch schreckliche Folgen das für mich haben könnte, mit anderen Augen sehen…

Die Weltumrundung auf Sonnenenergie-Basis hat damit ihre anspruchsvollste Etappe bald absolviert. Solar Impulse soll laut Initiator Bertrand Piccard demonstrieren, dass nachhaltige Energiewende hin zu regenerativen Energien möglich und zwingend notwendig ist. An den Tests beim Bau des Flugzeugs war unter anderem auch das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) mit so genannten Standschwingungsversuchen beteiligt.

Tweets der Woche

In den Tweets der Woche gibt es vermeintlichen Käsekuchen auf dem Mars und einen Bolzplatz mit Aussicht für den Mittagspausen-Kick im Helmholtz Zentrum München. Zunächst aber: Wie sieht eigentlich eine Schaltsekunde aus? So:

https://twitter.com/msandholzer/status/616700892230782977

Wer es nicht erkennt: Im Hintergrund ist die Münchener Fußball-Arena zu sehen.

Schwierige Finanzierung für den Wissenschaftsjournalismus

Beim WDR werden nicht nur Interna über Twitter geleakt, 90 freie Journalistinnen und Journalisten aus Fernsehen und Hörfunk fürchten um ihre Existenz. In offenen Briefen an den Intendanten, Tom Buhrow, machen sie ihrem Ärger Luft. Auch und gerade bei der Wissenschaft soll gespart werden. Update 9.7.2015: Inzwischen gibt es einen dazu einen offenen Brief der WPK an Tom Buhrow. (Offenlegung: Ich bin Mitglied im Freundeskreis der WPK.)

Das vollmundig angetretene Wissenschaftsmagazin Substanz hat finanzielle Schwierigkeiten. Scheinbar konnten die Macher nicht genug zahlende Kunden von ihrem Produkt überzeugen. (Offenlegung: Ich hatte beim initialen Crowdfunding von Substanz auch etwas gespendet.)

Videos der Woche

Am Max-Planck-Institut für Plasmaphysik (IPP) haben Forscherinnen und Forscher sehenswerte Aufnahmen von kugelblitz-ähnlichen Plasmabällen gemacht. Sie haben eine Lebensdauern von etwa einer halben Sekunde und Durchmesser von 10 bis 20 Zentimetern. Es handelt sich dabei um ein leuchtendes Plasma aus ionisierten Wassermolekülen. Die Video-Aufnahmen mit einer Hochgeschwindigkeitskamera, die 2000 Aufnahmen pro Sekunde macht, zeigen, wie der Plasmaball in den ersten 200 Millisekunden entsteht und wie er durch ein Loch in einer Papierscheibe wandert.

Video: IPP

Video: IPP

Schon älter, aber trotzdem eine Empfehlung wert: Wem gehören eigentlich die Forschungsdaten? – eine schöne Animation der PhD-Comics:

Video: PhD Comics

Wissenschaft auf die Schippe Schüppe genommen

Jeder Beruf hat seine Besonderheiten und seinen internen Schnack. Welche Sprüche Forscherinnen und Forscher aus der Astronomie gerne sagen, das hatte bereits 2012 ein schönes Video zusammengefasst.

Video: Astronomers say

Im September 2013 begann der Twitter-Account Shit Academics say, Sprüche aus der ganzen Forschung zusammen zu tragen.  In einem Artikel berichtet Macher Nathan Hall diese Woche über die Hintergründe. Hier einige Beispiele:

Kurz verlinkt

In dieser Woche fand wieder die Lindauer Nobelpreisträger-Tagung statt. Sie wurde wie üblich auch per Blog begleitet. Dieses Mal war auch Autor Harald Martenstein unter den Bloggern. Einer seiner Beiträge zur Causa Tim Hunt stieß allerdings auch gleich auf Kritik.

Die Augenspiegel-Kolumne

Die wöchentliche Kolumne „Augenspiegel – Webfundstücke rund um die Wissenschaft“ erscheint freitags im Blogportal der Helmholtz-Gemeinschaft. Darin stellt Henning Krause, Social Media Manager in der Helmholtz-Geschäftsstelle, Internetfundstücke aus dem Web 1.0 und dem Web 2.0 vor, die zeigen, wie sich der gesellschaftliche Diskurs um Wissenschaft im Internet abspielt: neue Kommunikationsformen, neue Technologien und Kommunikationskulturen. Bei dieser Kuratierung spielen Blogs, Apps, Facebook, Youtube und Twitter eine Rolle – anderseits auch Internet-Meme, Shitstorms und virale Videos.

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