Augenspiegel 24-15: Forscherinnen und Forscher

Shunak-Krater in Kasachstan. Totally unrelated, aber schön. Bild: DLR (TanDEM-X).
Shunak-Krater in Kasachstan. Totally unrelated, aber schön. Bild: DLR (TanDEM-X).

Geschlechtergerechte Sprache: Manche bestehen darauf – andere lehnen sie ab, manche finden sie ganz normal – andere umständlich und „politisch korrekt„. Ich persönlich versuche immer, geschlechtergerechte Sprache zu verwenden. Auch wenn ich es manchmal vergesse oder manche meiner Kolleginnen (ja!) und Kollegen mir dann in einigen Texten das „und Forscherinnen“ oder das „…Innen“ wieder rausstreichen. Diese Woche kam eine Studie heraus, die mich darin bestärkt, Frauen immer explizit mit zu erwähnen. Denn die Wissenschaft hat festgestellt: Geschlechtergerechte Sprache beeinflusst die kindliche Wahrnehmung von Berufen. Stereotype prägen und das geht natürlich schon bei Kindern los. Wir werden dazu kommende Woche auch einen „Klar Soweit?„-Comic veröffentlichen.

Total vergaloppiert hat sich Nobelpreisträger Tim Hunt mit seiner Äußerung über das Verhältnis von Frauen und Männern im Labor. Viele Medien berichteten. Einige twitternde Forscherinnen reagieren darauf mit dem Hashtag #distractinglysexy und veröffentlichten Labor-Selfies:

Anonymität

Ebenfalls heißt diskutiert wurde in meiner wissenschaftsinteressierten Netz-Filterblase das Blog Münkler-Watch. Studierende kritisieren dort die Vorlesungen von Herfried Münkler über „Politische Theorie und Ideengeschichte“ an der Humboldt-Universität zu Berlin und werfen ihm unter anderem Diskriminierung vor. Die Tatsache, dass die Studierenden dies anonym beziehungsweise pseudonym tun, war daraufhin ein Kritikpunkt auch in klassischen Medien. Der Journalist Patrick Bahners sprang den Studierenden daraufhin zur Seite und stellte in einem lesenswerten Interview fest: „Es gibt keine Ausweispflicht für den Gebrauch der Meinungsfreiheit“.

Gen-Schere erklärt

„Das CRISPR/Cas-System ist eine biochemische Methode zur Erzeugung von gentechnisch veränderten Organismen.“ So ist es in der Wikipedia nachzulesen. Die für die Genforschung revolutionäre Methode wurde in den vergangenen Monaten in zahlreichen Medien beschrieben, erklärt und visualisiert. Ein besonders eingängige Erklärung liefert diese Woche das RadioLab – und das natürlich in Audio-Form. Bei Minute 2 und 55 Sekunden geht es los – bitte vorspulen.

Audio: RadioLab

Update 30.6.2015: Der KonScience-Podcast hat in seiner aktuellen Episode ebenfalls das CRISPR-Verfahren ausführlich erklärt und auch die gesellschaftlichen Implikationen eingeordnet.

Zurück auf dem Boden

Astronaut Samantha Christoforetti ist diese Woche von der Raumstation zur Erde zurückgekehrt. Die Italienerin hat mit etwa sieben Monaten im All einen neuen Weltrekord für den Daueraufenthalt von Frauen im Orbit aufgestellt. Ein Mitarbeiter der Bodenkontrolle hat für sie eine hübsche Zeichnung angefertigt. Und in einem Video beschrieb sie kurz vor ihrer Rückkehr zwei deutsche Experimente an Bord der ISS.

Video: DLR

Tweets der Woche

Diesen Anblick wird Samantha Christoforetti wohl vermissen.

Wer sich beim DESY in Hamburg alles so rum treibt …

Operation Klima

Bei Arte gibt es neben der sehenswerten „Do not track„-Reihe auch ein neues Projekt zum Mitmachen. Bei Operation Klima können alle Interessierten Videos einschicken, in denen sie die durch den Klimawandel bedrohte Natur ihrer Umgebung darstellen.

Kurz verlinkt

Macht die Erderwärmung eine Pause oder müssen die Messwerte der letzten Jahre korrigiert werden, wie die US-Wetterbehörde NOAA jüngst mitteilte, so dass sich keine Erwärmungspause ergibt? Diese Diskussion wurde in den vergangenen Tagen unter anderem im Blog Klimazwiebel geführt. In Berlin wurde der Grundstein für das Haus der Zukunft gelegt. Es soll „ein Forum für Wissenschaftskommunikation in neuer Art und Weise“ werden. Ich bin gespannt. Florian Freistetter organisiert drüben bei den ScienceBlogs auch dieses Jahr wieder einen Schreibwettbewerb.

Die Augenspiegel-Kolumne

Die wöchentliche Kolumne „Augenspiegel – Webfundstücke rund um die Wissenschaft“ erscheint freitags im Blogportal der Helmholtz-Gemeinschaft. Darin stellt Henning Krause, Social Media Manager in der Helmholtz-Geschäftsstelle, Internetfundstücke aus dem Web 1.0 und dem Web 2.0 vor, die zeigen, wie sich der gesellschaftliche Diskurs um Wissenschaft im Internet abspielt: neue Kommunikationsformen, neue Technologien und Kommunikationskulturen. Bei dieser Kuratierung spielen Blogs, Apps, Facebook, Youtube und Twitter eine Rolle – anderseits auch Internet-Meme, Shitstorms und virale Videos.

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