Augenspiegel 7-15: DNA-Netzwerk, Whatsapp und AOLisierung

Masernvirus in der Transmissions-Elektronen- Mikroskopie (TEM), Bild: CDC (gemeinfrei)

Nach dem Ende vergangener Woche gemeldeten Masern-Ausbruch in Berlin, äußerten viele Menschen ihr Unverständnis auch im Netz über eine zunehmende Impfmüdigkeit in Deutschland. Vom Impfgegner-Bullshit-Bingo bis hin zu einem satirischen Blogbeitrag eines Bremsen-Kritikers, der nun die Bremsen aus seinem Auto ausgebaut habe, weil die ja der eigentliche Grund für den Auffahrunfall neulich gewesen seien. Der Guardian hat unterdessen eine Visualisierung veröffentlicht, die sehr anschaulich macht, warum nur eine hohe Impfrate von mehr als 90 Prozent die so genannte Herdenimmunität gewährleistet.

http://instagram.com/p/y69gd7Fieo

DNA-Netzwerk

Im Online-Magazin Fusion berichtet Daniela Hernandez über OpenSNP – ein soziales Netzwerk für Menschen, die ihre DNA ins Internet hochladen wollen. Lesenswert! Wie WissenschaftlerInnen Soziale Netzwerke und hier insbesondere Twitter nutzen können, um Kontakte zu knüpfen und neue Jobs zu finden, das berichtet Monya Baker diese Woche bei Nature.

Wissenschaft und Datenjournalismus …

… so der Titel einer aktuellen Ausschreibung der Volkswagenstiftung. Und die klingt sehr spannend:

„Im Rahmen der Ausschreibung können kooperative Forschungs- und Rechercheprojekte beantragt werden, die von mindestens einer Person aus der Wissenschaft und einer aus dem Journalismus gemeinsam durchgeführt werden.“

Außerdem: Die Flugzeug-Sternwarte SOFIA fliegt nach ihrer Generalüberholung wieder und ermöglicht bessere Wissenschaft als zuvor. Die Details sind bei Dietmar Lilienthal im SOFIA-Blog des DLR nachzulesen.

Dark Social: WhatsApp

Seit Januar sind wir bei Instagram. Seit dieser Woche haben wir auch einen Whatsapp-Newsletter. Hier steht, wie man sich dafür anmelden kann. Ich wollte dazu noch einige Hintergründe berichten: Whatsapp hat mit 35 Mio. NutzerInnen in Deutschland mittlerweile die Facebook-Nutzerschaft zahlenmäßig überholt. Und die Hoffnung, dass sich RSS als allgemein verbreitete Kulturtechnik durchsetzen wird, müssen wir wohl leider begraben. Neben der Möglichkeit, Neuigkeiten von uns per eMail zu beziehen, war es also nur logisch, auch ein Abo über Whatsapp anzubieten. Blogs und manche Medien haben es vorgemacht.

Technisch gesehen handelt es sich um eine Broadcast Liste in Whatsapp, die quasi eine Art BCC-Mailverteiler realisiert. Man benötigt dafür als Sender ein separates Smartphone mit eigener Mobilnummer/SIM-Karte. Leider ist der Prozess zur Zeit noch nicht voll automatisierbar. Das bedeutet, dass ein Mensch die rauszuschickende Botschaft immer noch einmal auf dem Whatsapp-Handy per Copy-Paste in Whatsapp kopieren und dort abschicken muss. Nach 24 Stunden konnten wir uns bereits über 25 Abonnenten unseres Whatsapp-Newsletters freuen. Zu den rechtlichen Fragen hat Rechtsanwalt Thomas Schwenke gerade heute etwas gebloggt.

Whatsapp, das zu Facebook gehört, steht bezüglich Datenschutz und Privatsphäre schon lange in der Kritik. Daher will ich gleich darauf hinweisen, dass wir mit diesem Dienst natürlich niemanden auffordern, nun zum Whatsapp-Benutzer zu werden. Dies gilt analog auch für die anderen Social Media-Plattformen, die wir bespielen. Wir wollen nur für die vielen Menschen, die bereits bei Whatsapp sind, einen Service anbieten, so dass jeder in „seinem“ Netzwerk Informationen von uns beziehen kann. Für diejenigen, die kein Whatsapp nutzen, haben wir viele andere Angebote.

Gleichzeitig sind wir auch daran, in der Mobildarstellung der Helmholtz Blogs Sharing-Buttons für Whatsapp einzubauen. Angesichts der Verbreitung der Chat-App wollen wir es NutzerInnen natürlich auch ermöglichen, die Inhalte auch über diesen Kanal zu teilen – das Schlagwort „Dark Social“ geht hierfür ja bereits rum, da solche Empfehlungen anders als bei Twitter oder manchem Facebook-Profil prinzipiell nicht öffentlich einsehbar sind.

Raumfahrt-Videos der Woche

Einige tolle Eindrücke der Erde aus der Internationalen Raumstation ISS gibt es von Samantha Cristoforetti, der europäischen Astronautin im Orbit.

Video: Italian Space and Astronautics Association

Diese Woche hob das europäische Testraumschiff „Intermediate eXperimental Vehicle“ (IXV) ab: Der Probe-Raumflug dauerte nur 100 Minuten und war erfolgreich. Das Video zeigt die Start-Vorbereitungen im Zeitraffer.

Video: ESA

Abgeschottete Netze im Netz

Kennen Sie noch AOL oder CompuServe? Diese Online-Dienste legten Ende der 1990er Jahre vielen Zeitschriften ihre CDs bei oder warfen sie direkt in unsere Briefkästen. Auf den CDs befand sich die Zugangssoftware, um sich mit einem Modem über eine Festnetz-Telefonleitung in solche Online-Dienste einzuwählen. Dort war man auf gewisse Weise online, jedoch ohne im (damals noch nicht ganz so) großen, weiten Internet zu sein. AOL et al. ließen das Abrufen von Inhalten und eine Kommunikation mit anderen TeilnehmerInnen nur innerhalb ihrer Grenzen zu. Ein Mischung aus einem frühen Intranet und einem Bildschirmtext 2.0.

Heute ist (noch) Facebook der Online-Platzhirsch. Und nicht wenige Menschen sind nur noch innerhalb von Facebook online. Dass es außerhalb der knallblauen Webseite bzw. der App mit dem großen F noch ein anderes, viel größeres Internet gibt, ist vielen NutzerInnen gar nicht mehr klar. Und dies scheint insbesondere für Afrika und Südostasien zu gelten, so ein Medienbericht diese Woche. In Indonesien gaben demnach 69 Prozent der Befragten an, Facebook zu nutzen, das (übrige) Internet nutzen nur 65 Prozent. Ähnlich Zahlen gibt es aus Nigeria, Thailand und den Philippinen. Von den in Nigeria befragten Facebook-Nutzern gaben 69 Prozent an, das Internet nicht zu nutzen. Dass sie notwendigerweise das Internet und eine Internet-Verbindung benötigen, um Facebook überhaupt nutzen zu können, scheint in dieser Wahrnehmung also gar nicht vorzukommen.

When you’re not paing for it, you’re not the customer but the product

„Facebook ist das Internet“: Man kann dies als einen weiteren Schritt einer Entwicklung hin zu immer mehr abgeschotteten Systemen im Netz sehen. Früher™ bestand das Internet aus offenen Standards wie dem eMail– und und dem Hypertext-Protokoll oder RSS. Und jeder technisch Versierte konnte einen dezentralen Web- oder Mailserver aufstellen und betreiben. Versuche, solche Strukturen auch ins Zeitalter der Sozialen Netzwerke zu bringen, oder wenigstens die Nutzer zentraler Infrastrukturen auch zu zahlenden Kunden (statt zum Produkt für Werbetreibende) zu machen, sind bislang leider allesamt gescheitert.

Tweets der Woche

Währenddessen im Rheinland …

Die Augenspiegel-Kolumne

Die wöchentliche Kolumne „Augenspiegel – Webfundstücke rund um die Wissenschaft“ erscheint freitags im Blogportal der Helmholtz-Gemeinschaft. Darin stellt Henning Krause, Social Media Manager in der Helmholtz-Geschäftsstelle, Internetfundstücke aus dem Web 1.0 und dem Web 2.0 vor, die zeigen, wie sich der gesellschaftliche Diskurs um Wissenschaft im Internet abspielt: neue Kommunikationsformen, neue Technologien und Kommunikationskulturen. Dabei spielen Blogs, Apps, Facebook, Youtube und Twitter eine Rolle – anderseits auch Internet-Meme, Shitstorms und virale Videos.

Leser:innenkommentare (1)

  1. Augenspiegel 35-17: Generation hochkant - Augenspiegel

    […] der Volkswagenstiftung zu „Wissenschaft und Datenjournalismus“ hatte ich hier schon berichtet. Nun liegen erste Projektberichte […]

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