Augenspiegel 3-15: Uralte Kanonenkugeln, Regengeruch in Zeitlupe und Mathe-Mandarinen

Mehr als 10 Millionen Jahre alte Mangan-Knollen im Atlantik gefunden - Foto: Thomas Walter
Mehr als 10 Millionen Jahre alte Mangan-Knollen im Atlantik gefunden – Foto: Thomas Walter

Die wöchentliche Augenspiegel-Kolumne geht wieder los – wie immer mit einem Rückblick auf die Webfundstücke der Woche rund um die Wissenschaft und die Wissenschaftskommunikation. Und da gab es diese Woche so einiges – zum Beispiel mehr als 10 Millionen Jahre alte Mangan-Knollen: „So etwas habe ich noch nicht gesehen“, sagt Colin Devey vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel dazu. Er ist Expeditionsleiter auf dem neuen deutschen Forschungsschiff „Sonne“ und hat zusammen mit seinen KollegInnen gerade kugelrunde Mangan-Knollen auf dem Meeresboden des tropischen Atlantiks gefunden. Diese Knollen waren bisher nur aus dem Pazifik bekannt.

Die Mangan-Knollen sehen wie schwarze Kanonenkugeln aus der Piratenzeit aus sind mehr als 10 Millionen Jahre alt. Sie wachsen mit etwa einem bis fünf Millimetern pro eine Millionen Jahre. Sie könnten daher sogar bis zu 75 Millionen Jahre alt sein. Mangan-Knollen sind für den Tiefsee-Bergbau von Interesse, da sie viele verschiedene Metalle enthalten. Eigentlich untersuchten die Forscherinnen und Forscher auf ihrer Expedition Tiere der Tiefsee und Plattentektonik. Nun geht es mit dem Forschungsschiff weiter in die Karibik: Tiere in 8300 Metern Tiefe untersuchen.

Wieso riecht Regen nach Regen?

Direkt nach einem Regenguss riecht es oft ganz typisch nach Regen. Doch wie entsteht dieser erdige Geruch? Die Antwort liegt in den Partikeln, die durch Regentropfen vom Boden aufgewirbelt werden. Ein Forscherteam vom MIT in Boston hat diesen Prozess nun mit Hochgeschwindigkeitskameras aufgenommen. Demnach werden die Wassertropfen beim Aufprall zuerst plattgedrückt. Dabei enstehen winzige Luftblasen, die an die Tropfen-Oberfläche treten und dort zerplatzen. Dabei bilden sich Aerosole, die in der Luft für den typischen Regengeruch sorgen.

Video: KeSimpulan

Tweets der Woche

Mathematische Beweise sind bekannt für ihre Abstraktheit. Steven Strogatz von der amerikanischen Cornell University hat diese Woche das Gegenteil bewiesen. Dass die Oberfläche einer Kugel genau vier mal die Oberfläche eines Kreises desselben Umfangs ist, kann man mit einer Mandarine ganz wunderbar zeigen – wenn auch nicht ganz streng mathematisch.

Der Branchenverband der IT-Wirtschaft BITKOM hat seine aktuelle Jugendstudie vorgestellt. Eine Erkenntnis unter vielen: Auch in Deutschland ist Facebook nicht mehr der alleinige Platzhirsch im Kommunikationsverhalten junger Menschen. Whatsapp hat zumindest bei den 12- bis 15-Jährigen Facebook den Rang abgelaufen. Wir nehmen diese Entwicklung gerade zum Anlass, in die Mobil-Darstellungen der Helmholtz Blogs und unserer Website www.helmholtz.de auch einen Share-Button für Whatsapp einzubauen. Anfang des Jahres hatte ein amerikanischer Teenager sein Kommunikationsverhalten in einem viel beachteten Artikel dargestellt. Weiterhin gilt also: Sicher ist in der Social Media-Kommunikation nur der Wandel.

Vergangene Woche hat der Blogger Christian Buggisch aktuelle Nutzerzahlen verschiedener Social Media-Plattformen für Deutschland zusammengetragen. Danach gibt es hierzulande rund 28 Millionen Facebook-Nutzer, 3,1 Millionen aktive Google+-Nutzer, sowie 1 Million regelmäßig Twitter-Nutzer (2,3 Millionen, die Twitter nur selten nutzen). Weitere Nutzerzahlen: Whatsapp 35 Mio., Instagram 4,2 Mio., Pinterest 3 Mio., Youtube 4 Mio., die selbst Videos hochladen.

Über Minecraft hatte ich ja hier im Augenspiegel schon einmal berichtet. Diese Woche nun stellte ein Team den Glaziologen Martin O’Leary einen Nachbau der Antarktis in der Spielwelt von Minecraft vor. Was es nicht alles gibt!

Das Bundesministeriums für Bildung und Forschung ist seit dieser Woche auch auf  Twitter.

Wissenschaft auf Instagram

Apropos neue Kanäle: Wir sind nun auch auf Instagram zu finden. Den Dienst der Facebook-Tochter nutzen viele Menschen, um Bilder per Smartphone-App zu verbreiten. Ich habe für uns dort einen Account angelegt, mit der Idee dort Wissenschaftsnews in Bildern zu verbreiten – aus der Helmholtz-Welt, aber auch darüber hinaus. Inspirationsquelle dabei war die BBC, die Instagram zur Nachrichtenverbreitung nutzt. Der Deutschlandfunk macht mittlerweile Ähnliches. Wir freuen uns, wenn ihr uns auf Instagram abonniert!

http://instagram.com/p/x6v-Q8FiUD

Ein hausgroßer Meteorit?

Olaf Eisen hat es vergangene Woche schon hier im Eisblog geschrieben: AWI-Forscher haben vom Flugzeug aus eine ungewöhnliche, runde Struktur mit etwa zwei Kilometern Durchmesser in der Antarktis entdeckt. Eine Vermutung: Es könnte sich um Spuren eines Einschlagskrater eines Meteoriten handeln. Aber noch ist das nicht sicher. In einem Video, das auch sehr schön die Arbeitsbedingungen der Forscher in der Antarktis deutlich macht, stellen die Forscher ihren Fund vor.

Video: IPF

Impulse für die Wissenschaftskommunikation

Der parlamentarische Staatssekretär im Bundesforschungsministerium Stefan Müller (CSU) hielt beim 7. Forum Wissenschaftskommunikation am 8.12.2014 einen Impulsvortrag. Eine leicht gekürzte Fassung dieser Rede wurde diese Woche im Blog von Reiner Korbmann veröffentlicht. Müllers vier Thesen lauten:

  1. Wissenschaftskommunikation braucht Forscher, Kommunikatoren und Journalisten. Aber die Gewichtung zwischen den Bereichen verschiebt sich. Der Journalismus wird schwächer, es gibt mehr und immer professionellere Kommunikatoren – aber leider immer noch zu wenige Forscher, die sich aktiv um Wissenschaftskommunikation kümmern.
  2. Wissenschaftskommunikation kann nur erfolgreich sein, wenn das Forschungsmarketing / die PR in den Hintergrund tritt und ein ernst gemeinter und transparenter Dialog gelingt.
  3. Der Dialog mit den Bürgern muss früh begonnen werden, Ziele und Möglichkeiten klar benannt werden. Wissenschaftskommunikation muss auf hohe Qualitätsstandards achten.
  4. Ziel der Wissenschaftskommunikation muss es sein, noch stärker in die Breite zu gehen. Forschung sollte im besten Fall ein Thema sein, das die Menschen so stark interessiert wie z.B. Arbeits- und Sozialpolitik.

All diese Punkte kann ich nur unterstützen und freue mich insbesondere über die deutliche Formulierung der zweiten Thesen.

Video der Woche

Andreas Burkhart vom Forschungszentrum Jülich erklärt in diesem Video, was es mit der Leuchten von Pflanzen auf sich hat.

Video: Forschungszentrum Jülich

Komet Lovejoy beobachten

Kometen mit ihrem Schweif sind ein einzigartiger Anblick am Himmel. Gerade gibt es mal wieder einen zu beobachten – und trägt den wunderschönen Namen Lovejoy. Wie man ihn selbst beobachten kann, ist bei Florian Freitstetter nachzulesen.

Kurz notiert

Die DFG hat die Fördermöglichkeiten in den Bereichen Infrastruktur für elektronische Publikationen und digitale Wissenschaftskommunikation überarbeitet.

Die Augenspiegel-Kolumne

Die wöchentliche Kolumne „Augenspiegel – Webfundstücke rund um die Wissenschaft“ erscheint freitags im Blogportal der Helmholtz-Gemeinschaft. Darin stellt Henning Krause, Social Media Manager in der Helmholtz-Geschäftsstelle, Internetfundstücke aus dem Web 1.0 und dem Web 2.0 vor, die zeigen, wie sich der gesellschaftliche Diskurs um Wissenschaft im Internet abspielt: neue Kommunikationsformen, neue Technologien und Kommunikationskulturen. Dabei spielen Blogs, Apps, Facebook, Youtube und Twitter eine Rolle – anderseits auch Internet-Meme, Shitstorms und virale Videos.

Kommentar hinzufügen

Verwandte Artikel