Augenspiegel 37-14: Steigender Pegel, Weltraum-Selfie und Zahlen

http://skepticalscience.com/nsh/#
http://skepticalscience.com/nsh/

In den USA scheint ein nennenswerter Teil der Bevölkerung immer noch Schwierigkeiten damit zu haben, die wissenschaftliche Mehrheitsmeinung zu akzeptieren, dass der Mensch für den Klimawandel verantwortlich ist. Um dieses Problem zu adressieren, hat die Webseite Skeptical Science diese Woche die Aktion „97 Stunden Konsens“ gestartet. Darin geben 97 Top-Klimawissenschaftlerinnen und -wissenschaftler je ein Statement zum Klimawandel ab. Jede Stunde kommt eine Äußerung hinzu. In diesen Stunden wird die Aktion abgeschlossen. Ich finde die Aktion wegen ihrer Einfachheit und der Kürze der Statements sehr schön gemacht. Die Quellen der jeweiligen Zitat sind auch verlinkt. Und auch deutsche Klimaforscher sind dabei.

Stefan Rahmstorf bloggte gestern auch darüber, dass das Klimasystem der Erde gerade einen wichtigen Kipppunkt überschritten hat. Er schreibt: „Jetzt ist der Westantarktische Eisschild instabil geworden und hat seinen unaufhaltsamen Zerfall begonnen. Das wird den Meeresspiegel deutlich steigen lassen. Eine Zäsur der Menschheitsgeschichte.“

Regionale Klimaveränderungen

Das Klima wandelt sich nicht nur global, sondern auch lokal. Dies erforscht unter anderen die Initiative REKLIM. Film-Studierende haben zu diesem Thema in der vergangenen Monaten Kurzfilme gedreht, die am Wochenende in Berlin vorgestellt werden, der Eintritt ist frei. Einen sehr gelungenen Film, der auf die REKLIM-Konferenz im Oktober hinweisen soll, gibt es schon zu sehen.

Video: REKLIM.

Neulich im Weltraum 

Europas Kometen-Jäger Rosetta hat in den vergangenen Wochen viele spektakuläre Aufnahmen des Kometen 67/P gemacht. Gestern veröffentlichte die ESA nun ein Selfie, das das Raumschiff von sich selbst mit dem Kometen im Hintergrund gemacht hat. Zuletzt hatte Rosetta ein Selfie von sich gemacht, als die Raumsonde im Februar 2007 einen Vorbeiflug am Planeten Mars absolvierte.

ESA-Astronaut Alexander Gerst hat unterdessen aus der Raumstation ISS so viele hochauflösende Fotos der Erde gemacht, dass die ESA daraus einen Zeitrafferfilm zusammengestellt hat. Er wird in UltraHD-Auflösung (auch 4K genannt) angeboten – ich empfehle daher, ihn im Vollbildmodus anzusehen!

https://www.youtube.com/watch?v=6ifjaOHHO98?t=9s

Video: ESA

Fliegendes Klassenzimmer

In der nahezu perfekten Schwerelosigkeit an Bord der ISS kann Alexander Gerst auch einige spannende Demonstrationsexperimente machen. Das DLR hat dazu heute drei interessante Videos unter Creative Commons-Lizenz online gestellt. Wer zum Beispiel im Physikunterricht in der Schule nie verstanden hat, was das mit der Drehimpulserhaltung genau bedeutet, der bekommt es in diesen schönen Videos gut erklärt:

Video: ESA/DLR, CC-BY 3.0

Informationsdichte

Derek Muller betreibt den englischsprachigen Youtube-Kanal Veritasium, in dem er Wissenswertes aus vielen Themenfeldern erklärt. Diese Woche stolperte ich über ein Video, in dem er anschaulich erklärt und visualisiert, welch unterschiedliche Größenordnungen von Informationen es gibt.

Video: Derek Muller

Ein anderes seiner Videos bringt einen interessanten Aha-Effekt hervor, was eigene Interpretationen einer Aufgabenstellung und die wissenschaftliche Methode im Allgemeinen angeht.

Video: Derek Muller

Zahlen zur Online-Nutzung

Am vergangenen Wochenende erschien die ARD-ZDF-Onlinestudie 2014. Die Untersuchung erscheint jedes Jahr um diese Zeit und gilt als eine der besten Quellen in Bezug auf Fragen wie: Wie viele Deutsche sind eigentlich Online? Antwort: 79 Prozent oder 55,6 Millionen Menschen. Das sind 1,4 Millionen mehr als 2013. Beliebtester Zugangsweg ist erstmals der Laptop mit 69 Prozent vor dem Smartphone (60 Prozent) und dem stationären PC (59 Prozent, Mehrfachnennungen möglich). Bei den 14- bis 29-Jährigen führt das Smartphone mit 81 Prozent als Internet-Quelle Nr. 1. Der Anteil der Tablet-Nutzer bei den unter 30-Jährigen hat sich seit dem vergangenen Jahr auf aktuell 29 Prozent mehr als verdoppelt – ein sehr rasante Entwicklung also. Hauptanwendungsgebiet der jungen Leute auf dem Smartphone sind Chat-Dienste und Soziale Netzwerke.

15 Prozent der Befragten schätzen ihre eigenen Internet-Kenntnisse als „sehr gut“ ein, weitere 51 Prozent als „gut“. Zuwächse verzeichnen die Forscher insbesondere bei der mobilen Internetnutzung und Videos. 45 Prozent der „Onliner“ (wie die 79 Prozent der Deutschen, die online sind, im Sprachgebrauch der Studienmacher heißen) gucken mindestens einmal pro Woche ein Video im Netz. Unter den 14- bis 29-Jährigen sind es 79 Prozent. Der beliebteste deutsche YouTube-Kanal, in dem es um Computerspiele geht, hat zum Beispiel 3 Millionen Abonnenten und mehr als 1 Milliarde Videoabrufe. Neben den Games ist Comedy auf YouTube besonders angesagt.

Zahlen zu Podcasts

Auch zu Audio-Podcasts wie unserem Resonator hält die Studie einige spannende Zahlen bereit: 14 Prozent aller Onliner konsumieren demnach Audio im Netz (ohne Musikdienste) mindestens einmal pro Woche. Bei den unter 30-Jährigen sind dies 36 Prozent. Gleichzeitig liegt der Anteil der Nutzer von Audio-Podcasts bei 4 Prozent – bei den 14 bis 29-Jährigen sind es 10 Prozent – in der mindestens wöchentlichen Nutzung. Generell (also auch seltener) nutzen 7 Prozent Audiopodcasts. Das ist ein Zuwachs von 2 Prozentpunkten gegenüber 2013. Diese gelegentliche Nutzung von Audio-Podcasts trifft bei den unter 30-Jährigen auf 17 Prozent zu – ein Wachstum um 7 Prozentpunkte im vergangenen Jahr. In absoluten Zahlen heißt das: 3,9 Millionen Menschen in Deutschland nutzen mehr oder weniger regelmäßig Audio-Podcasts.

Im Schnitt ist jeder Erwachsene 111 Minuten pro Tag online. Bei den unter 30-Jährigen sind es 233 Minuten. Bei dieser Gruppe hat das Netz auch den TV-Konsum (128 Minuten pro Tag) klar von der Spitze verdrängt. Nur jeder zweite Jugendliche schaltet das TV-Gerät überhaupt noch täglich ein. Über alle Erwachsenen hinweg betrachtet wird aber nach wie vor mehr TV (240 Minuten pro Tag) als das Netz genutzt. Für die Studie wurden im März und April dieses Jahres 1814 Erwachsende (Festnetzbesitzer?) befragt. Sie gilt damit als repräsentativ.

Die Augenspiegel-Kolumne

Die wöchentliche Kolumne „Augenspiegel – Webfundstücke rund um die Wissenschaft“ erscheint freitags im Blogportal der Helmholtz-Gemeinschaft. Darin stellt Henning Krause, Social Media Manager in der Helmholtz-Geschäftsstelle, Internetfundstücke aus dem Web 1.0 und dem Web 2.0 vor, die zeigen, wie sich der gesellschaftliche Diskurs um Wissenschaft im Internet abspielt: neue Kommunikationsformen, neue Technologien und Kommunikationskulturen. Dabei spielen Blogs, Apps, Facebook, Youtube und Twitter eine Rolle – anderseits auch Internet-Meme, Shitstorms und virale Videos.

Leser:innenkommentare (3)

  1. 2014 SkS Weekly Digest #37

    […] Augenspiegel 37-14: Steigende Pegel, Weltraum-Selfie und Zahlen, Helmholtz Gemeinschaft […]

  2. Augenspiegel 23-16: Podcasts im Wandel - Augenspiegel

    […] unseres Resonator-Podcasts, der etwa 17.000 Mal pro Sendungen geladen wird.) Auch wenn die ARD-ZDF-Onlinestudie eigentlich noch viel mehr potenzielle Nutzer sieht. Das Schöne für das Werbe-Geschäftsmodell: Es […]

  3. Augenspiegel 30-18: Falsche Ausgewogenheit – Augenspiegel

    […] schwierig einzuordnende Wissenschaftsthemen – etwas stark verkürzt erscheinen. Aber gerade in Bezug auf Klimawandel-Berichterstattung wundert es mich sehr oft, wie oft der wissenschaftlichen Mehrheitsmeinung dann in journalistischen […]

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