Augenspiegel 28-14: Magneten-Gang, Zitatringe und kosmische Flaschenpost

DESY-Comic von Johannes Kretzschmar
DESY-Comic von Johannes Kretzschmar

Das DESY hat mit femto diese Woche ein neues Forschungsmagazin herausgebracht. Das vier Mal im Jahr erscheinende Magazin orientiert sich an Publikumsmagazinen wie ZEIT Wissen und will die DESY-Forschung ansprechend und allgemeinverständlich darstellen. Die erste Ausgabe hält ein besonderes Schmankerl parat: einen Wissenschaftscomic von Johannes Kretzschmar. Im Erklärbär-Stil nimmt er uns mit auf die Reise durch einen Freie-Elektronen-Laser und erklärt humorvoll, wie dieser funktioniert. Der Comic findet sich auf Seite 42 der aktuellen femto-Ausgabe.

DESY-Comic von Johannes Kretzschmar
DESY-Comic von Johannes Kretzschmar

Wissenschaftscomic: Johannes Kretzschmar / DESY.

Ich freue mich sehr, dass Wissenschaftscomics scheinbar immer mehr zum Medium der Wissenschaftskommunikation werden.

Video der Woche

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Forschungszentrums Jülich haben allem Anschein nach wirklich Spaß bei der Arbeit …

Video: FZJ.

Rückzieher der Woche

Die wissenschaftliche Fachzeitschrift „Journal of Vibration and Control“ hat 60 Aufsätze zurückgezogen. Grund seien Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Studien, da ein Autor Begutachtungsprozesse manipuliert haben soll. Der Autor habe mindestens einmal seine eigene Veröffentlichung als Gutachter freigegeben. Die betroffenen Themen sind Robotersteuerung, neuronale Netzwerke und Medizintechnik. Bei Retraction Watch ist in diesem Zusammenhang sogar von einem Peer Review- und Zitationsring die Rede.

Tweet der Woche

Achintya Rao arbeitet in der Öffentlichkeitsarbeit des CMS-Experiments am CERN. In einer kleinen Endlosschleifen-Animation (zum Start der Animation bitten den schlecht sichtbaren, weißen Play-Button in der oben stehenden Grafik anklicken) hat er ein Prozess festgehalten, der oft dann auftritt, wenn JournalistInnen oder auch wir ÖffentlichkeitsarbeiterInnen Texte mit WissenschaftlerInnen abstimmen. Die beiden Pole sind Allgemeinverständlichkeit, Unterhaltung und Zuspitzung einerseits sowie wissenschaftliche Exaktheit auf der anderen Seite. In einem Blogbeitrag erklärt Achintya Rao weitere Hintergründe.

Hilft Humor gegen Pseudowissenschaft?

Diese Frage stellt Wissenschaftsblogger Florian Freistetter gerade auf seinem Blog. Anlass war eine Zusammenstellung von amerikanischen Videos, die genau dies tun – Homöopathie, Kreationismus und Klimaskeptikern mit Humor begegnen. So zum Beispiel John Oliver, der die übliche „he said, she said“-Methodik des Journalismus ersetzt durch eine verhältnisgetreue Verteilung der Statements pro und contra Klimawandel.

Video: Last week tonight.

Facebook-Experiment

In den vergangenen Wochen schlug ein Experiment hohe Wellen, das Facebook durch Manipulation der Einträge im Newsfeed der Nutzer unternommen hat. Kurz gesagt lautet das Ergebnis: Wenn Facebook tendenziell traurige Einträge zugunsten von fröhlichen ausblendet, dann steigt die Wahrscheinlichkeit, dass der lesende Facebooknutzer selbst auch etwas positives auf Facebook äußert – und umgekehrt. Das Filtern von Beiträgen war schon immer Teil Facebooks Algorithmus, der entscheidet, was einem Nutzer in dessen Newsfeed angezeigt wird. Mit dem so genannten EdgeRank nahm dieses Aussieben neue Qualitäten an. So werden etwa einem Nutzer Beiträge eines Freundes oder einer abonnierten Seite um so wahrscheinlicher angezeigt je höher die Interaktionsrate der beiden ist. Die Nutzer bekommen so nur einen Bruchteil der eigentlich abonnierten Beiträge in ihrem Newsfeed zu sehen andererseits erreichen Absender wie etwa Facebook-Seiten dafür zu bezahlen nur noch Bruchteile ihrer Abo-Zahlen. Zur umfassenden Kritik an den jüngst bekannt gewordenen Untersuchungen empfehle ich als Lektüre den gestrigen Blogeintrag von Friedemann Karig.

Kosmische Flaschenpost

Asteroidenlander Mascot, Bild: DLR, CC-BY 3.0
Asteroidenlander Mascot, Bild: DLR, CC-BY 3.0

Wer als Kind einmal eine an sich selbst adressierte Postkarte an einen Heliumballon gehangen hat, um sie hoffentlich nach einigen Tagen wieder im eigenen Briefkasten wiederzufinden, den dürfte dieses Angebot interessieren. Einen solchen Gruß kann nun jeder ins All senden. Das DLR schickt im November das Raumschiff Mascot auf die Reise zum Kometen mit dem idyllischen Namen „1999 JU 3“. Und es nimmt in digitaler Form die kosmische Flaschenpost mit, die man noch bis zum 15. Juli 2014 online absenden kann. Guten Flug!

Auf unserem Nachbarplaneten Mars hat unterdessen ein Fahrzeug einen Platten erlitten, wenn man denn bei einem Metallreifen ohne Gummihaut davon sprechen kann: Ein Rad des NASA-Rovers Curiosity auf dem Roten Planten ist beschädigt, wie aktuelle Aufnahmen des fahrenden Labors zeigen. Noch ist unklar, was dies für den Fortgang der Mission bedeutet.

CoScience

Das Handbuch „CoScience – Gemeinsam forschen und publizieren mit dem Netz“ ist diese Woche im Print erschienen. Die Online-Version ist kostenlos durchstöberbar. In einer weiteren Version kann jeder Interessierte auch Anmerkungen machen.

Die Augenspiegel-Kolumne

Die wöchentliche Kolumne „Augenspiegel – Webfundstücke rund um die Wissenschaft“ erscheint freitags im Blogportal der Helmholtz-Gemeinschaft. Darin stellt Henning Krause, Social Media Manager in der Helmholtz-Geschäftsstelle, Internetfundstücke aus dem Web 1.0 und dem Web 2.0 vor, die zeigen, wie sich der gesellschaftliche Diskurs um Wissenschaft im Internet abspielt: neue Kommunikationsformen, neue Technologien und Kommunikationskulturen. Dabei spielen Blogs, Apps, Facebook, Youtube und Twitter eine Rolle – anderseits auch Internet-Meme, Shitstorms und virale Videos.

Leser:innenkommentare (1)

  1. Lambert Heller

    Vielen Dank für die Erwähnung unseres CoScience-Handbuchs! Genau, man kann in der sich weiterentwickelnden Live-Version in jedem Kapitel Anmerkungen machen, die von den jeweiligen AutorInnen – hoffentlich! – aufgegriffen werden. Da das Ganze innerhalb weniger Tage (in einem „Book Sprint“) entstanden ist, fehlt sicherlich das ein oder andere Thema noch komplett – wir sind für Vorschläge bezüglich neuer (Unter-)Kapitel aufgeschlossen, wer gern etwas beisteuern möchte kann sich gern direkt an mich wenden!

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