making of Klar Soweit? – ein Wissenschaftscomic entsteht

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Heute zeige ich euch Schritt für Schritt, wie ein Comic entsteht, welche Arbeitsschritte dafür notwendig sind und welche Methoden ich derzeit verwende. Es ist ein kleiner Einblick in meinen „Workflow“ und ich hoffe ihr habt Freude daran, einmal einem Illustrator bzw. Comiczeichner über die Schulter zu schauen. Fragen oder Anregungen könnt ihr einfach in die Kommentare schreiben, ich gehe dort gerne detaillierter darauf ein. Let’s roll!

making of Helmholtz-Wissenschaftscomic 01 | Bild: Veronika Mischitz/Helmholtz-Gemeinschaft, CC-BY-ND 3.0
making of Helmholtz-Wissenschaftscomic 01 | Bild: Veronika Mischitz/Helmholtz-Gemeinschaft, CC-BY-ND 3.0

Am Anfang stehen – wie bei jedem Projekt – Themenfindung bzw. Recherche. Ich durchforste zu diesem Zweck das Netz und notiere mir alle möglicherweise interessanten und umsetzbaren Meldungen zum Thema Naturwissenschaften. Auch die Redaktion bei Helmholtz steuert regelmäßig Vorschläge bei. Nach einer ersten Sichtung überprüfe ich das „Material“ dahingehend, ob sich damit eine gute Story bzw. Pointe konstruieren lässt. Gemeinsam mit der Redaktion entscheiden wir uns dann Monat für Monat für ein Thema. Sobald dieses festgelegt ist, folgt ein erster Entwurf in Form eines Skripts oder einer Entwurfsskizze (1). Die Ausarbeitung der Zeichnungen erfolgt ganz traditionell mit Bleistift und Papier. Obwohl ich wirklich gerne mit meinem Zeichentablet (ein Wacom Intuos 3 A4) am Rechner arbeite, möchte ich auf diesen Schritt nicht verzichten. Kein anderes Medium ist mir so vertraut wie Bleistift und Papier.

Alle weiteren Arbeiten erfolgen in Photoshop. Bin ich mit der Reinzeichnung zufrieden, wird diese eingescannt (Graustufen, 300 dpi) und aufbereitet (2). Hierfür verwende ich ganz unterschiedliche Werkzeuge und Einstellungen wie Gradationskurven, Nachbelichten, Abwedeln etc. bis ich ein möglichst sauberes und kontrastreiches Ergebnis ohne Qualitätsverlust habe. Zu diesem Zeitpunkt macht sich meist grenzenlose Euphorie und Motivation bemerkbar. Alles ist Möglich und überhaupt, das ist der beste Comic, den ich je gezeichnet habe…

making of Helmholtz-Wissenschaftscomic 02| Bild: Veronika Mischitz/Helmholtz-Gemeinschaft, CC-BY-ND 3.0
making of Helmholtz-Wissenschaftscomic 02| Bild: Veronika Mischitz/Helmholtz-Gemeinschaft, CC-BY-ND 3.0

Ich setze den Ebenenmodus dann auf multiplizieren und lege drunter neue Ebenen für die Farben an (3). Manchmal habe ich schnell ein Farbkonzept erstellt. Manchmal – so wie in diesem Fall – beginne ich aber mit Graustufen und konzentriere mich ganz auf die Komposition von hellen und dunklen Schattierungen. Dieser Schritt hilft mir, ein stimmiges Gesamtbild zu erzeugen.

Gefällt mir das Ergebnis, beginne ich mit dem Einfärben (4) der Zeichnungen. Dafür setze ich den Farbraum der Datei auf RGB und verwende das Füllwerkzeug ebenso wie die Einstellungsebene Farbton/Sättigung („Einfärben“ aktiviert). Ich versuche dabei möglichst farbreduziert zu arbeiten, weil sich über die Farbigkeit wunderbar Stimmungen aufbauen lassen. Weniger ist hier definitiv mehr und gleichzeitig ist dieser Schritt der wohl arbeitsintensivste und schwierigste. Zu diesem Zeitpunkt bin ich meist am kritischen Punkt des Schaffensprozesses angelangt, finde meine Arbeit stümperhaft und hasse alles, was ich bisher erarbeitet habe.

making of Helmholtz-Wissenschaftscomic 03| Bild: Veronika Mischitz/Helmholtz-Gemeinschaft, CC-BY-ND 3.0
making of Helmholtz-Wissenschaftscomic 03| Bild: Veronika Mischitz/Helmholtz-Gemeinschaft, CC-BY-ND 3.0

Sobald die Farben feststehen, ist das Tal der Tränen erfolgreich durchschritten. Es folgen erste strukturgebende Elemente wie Licht- und Schatten, Schraffuren und andere Details (5). Für eine grobe Schattierung kopiere ich die Farbebene, setze sie auf „multiplizieren“, reduziere die Transparenz und beginne damit, im Maskierungsmodus einzelne Flächen zu verändern. Der Rest ist relativ frei gestaltet und erfolgt je nach Motiv mit unterschiedlichen Werkzeugspitzen bzw. Pinseln und meinem guten Freund, dem polygonalen Auswahlwerkzeug. Dabei geht es mir weniger um eine realistische Darstellung als vielmehr darum, den Farbflächen Tiefe und Dimension zu verleihen und diese für das Auge des Betrachters „interessanter“ zu gestalten. Dieser Schritt trägt entscheidend dazu bei, dass am Ende vielschichtige und ansprechende Zeichnungen vorliegen – neben dem eigentlichen Zeichnen mein liebster Arbeitschritt. Das hier ist meine Spielwiese, auf der ich mich ordentlich austobe. Alles kann – nichts muss.

making of Helmholtz-Wissenschaftscomic 04 | Bild: Veronika Mischitz/Helmholtz-Gemeinschaft, CC-BY-ND 3.0
making of Helmholtz-Wissenschaftscomic 04 | Bild: Veronika Mischitz/Helmholtz-Gemeinschaft, CC-BY-ND 3.0

Zum Schluss folgt etwas Finetuning anhand von Gradationskurven und Tonwertkorrektur (6) sowie die Textur (7). Ich besitze mittlerweile eine kleine Sammlung eingescannter Papiertexturen mit unterschiedlicher Struktur und Farbigkeit. Eine davon wird ausgewählt und im Ebenenmodus „Ineinanderkopieren“ oder „weiches Licht“ mit reduzierter Transparenz über alle anderen Ebenen gelegt. Abschließend wird der fertige Comic noch in die bestehende Layoutvorlage für den Blog integriert und fertig ist eine brandneue Ausgabe des Helmholtz-Wissenschaftscomics!

Über den Comic

Der Helmholtz-Wissenschaftscomics „Klar soweit?“ erscheint einmal im Monat in den Helmholtz Blogs. Die Zeichnungen von Veronika Mischitz, aka Frau Kirschvogel, stellen Themen des aktuellen Diskurses um die Wissenschaft und Forschung dar – mal kommentierend, mal witzig – mal erzählend, mal erklärend. Die Creative Commons-Lizenz, unter der die Comics stehen, ermöglicht das Teilen und Weiterverwenden der Zeichnungen, solange Urheber und Lizenz genannt werden. Wir freuen uns über eine angeregte Diskussion in den Kommentaren unter den einzelnen Comics. „Klar soweit?“ ist auf der Comic-Seite www.helmholtz.de/comic zu finden und als RSS-Feed abonnierbar. Nutzer der Plattform App.Net können sich per Push-Benachrichtigung über neu erscheinenden Comics auf mobilen Geräten informieren lassen.

Leser:innenkommentare (3)

  1. antoroblog

    Danke, das war sehr aufschlussreich. Ich hätte nicht gedacht, dass nach den ersten Skizzen noch soviel Arbeit am Rechner nötig ist. Das Ergebnis sieht so lakonisch und locker aus…aber das muss offenbar hart erarbeitet werden.

    Ich finde den Comic sehr gelungen, beim Streifen über die Publikationen hätte es aber noch ein paar Bilder mehr sein dürfen, um wirklich mal die Knackpunkte deutlich zu machen.

    1. Frau Kirschvogel

      Es stimmt, für die besonders einfach anmutenden Dinge muss man mitunter am härtesten und längsten Arbeiten. Aber wenn die Zeichnungen den Eindruck von Einfachheit und Leichtigkeit vermitteln, bin ich auf dem richtigen Weg. Das freut mich.

      Vielen Dank auch für die Anmerkung zum vergangenen Comic. Ich würde mich sehr freuen, mehr Kommentare dieser Art zu den einzelnen Comics zu lesen. Das hilft uns, die Interessen und Wünsche unserer Leser zu erkennen und ermöglicht uns gegebenenfalls, darauf eingehen zu können.

  2. Wissenschaftskommunikation in Comic-Form – ein Werkstattbericht – Augenspiegel

    […] Auftrag umgesetzt hat und damit viele Menschen an wissenschaftliche Themen herangeführt hat. Wie so ein Helmholtz-Wissenschaftcomic entsteht, hat sie hier im Blog einmal […]

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