Klar Soweit? No.4 – Top oder Flop

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Willkommen zur vierten Ausgabe von Klar Soweit? – dem Helmholtz-Wissenschaftscomic. „STAP – think twice!“, möchte man den Verantwortlichen im aktuellen Forschungsskandal um die japanische Biologin Haruko Obokata gerne zurufen. Anfang des Jahres veröffentlichte die junge Wissenschaftlerin als Hauptautorin einen Artikel zu ihrer Arbeit mit säureinduzierten Stammzellen im Fachmagazin Nature. Angesichts diese Sensation folgte ein kometenhafter aber nur kurzer Aufstieg, denn bereit weniger Wochen später wurden erste Zweifel an ihren Ergebnissen und Methoden geäußert. Die Vorwürfe reichen vom schlampigen Umgang mit Daten und Abbildungen bis hin zu Manipulation und Selbstplagiat. Anfang April verteidigte Obokata ihre Studie noch öffentlich. Ihr Fehlverhalten gilt allerdings mittlerweile laut der einberufenen Untersuchungskommission als aktenkundig.

Helmholtz-Wissenschaftscomic No.4 | Bild: Veronika Mischitz/Helmholtz-Gemeinschaft, CC-BY-ND 3.0
Helmholtz-Wissenschaftscomic No.4 | Bild: Veronika Mischitz/Helmholtz-Gemeinschaft, CC-BY-ND 3.0

Seitens ihrer Mitautoren oder des Instituts darf Obokata wenig Rückendeckung erwarten. Sie hält den Kopf hin für etwas, das sie mit verschuldet – aber keinesfalls im Alleingang durchgezogen – hat, während andere sich uneinsichtig zeigen oder ausschweigen. Dass die Studie trotz der offensichtlichen Ungereimtheiten in Nature veröffentlicht (und unseres Wissens nach bis heute noch nicht zurückgezogen – Update 2.7.2014: jetzt aber) wurde, wirft weitere Fragen auf. Welche Schlüsse kann man aus dem Verhalten der Verantwortlichen in der „STAP-Affäre“ ziehen, was die Unterstützung junger Forscher und den Umgang mit eingereichten Manuskripten angeht? Wie wichtig sind verlässliche – aber durchaus auch klangvolle, große – Namen beim Veröffentlichungsprozess? Wem waren die fragwürdigen Abläufe im Voraus bekannt und wer hat sich vom Sensationsgehalt leiten lassen?

Über den Comic

Der Helmholtz-Wissenschaftscomics „Klar soweit?“ erscheint einmal im Monat in den Helmholtz Blogs. Die Zeichnungen von Veronika Mischitz, aka Frau Kirschvogel, stellen Themen des aktuellen Diskurses um die Wissenschaft und Forschung dar – mal kommentierend, mal witzig – mal erzählend, mal erklärend. Die Creative Commons-Lizenz, unter der die Comics stehen, ermöglicht das Teilen und Weiterverwenden der Zeichnungen, solange Urheber und Lizenz genannt werden. Wir freuen uns über eine angeregte Diskussion in den Kommentaren unter den einzelnen Comics. „Klar soweit?“ ist auf der Comic-Seite www.helmholtz.de/comic zu finden und als RSS-Feed abonnierbar. Nutzer der Plattform App.Net können sich per Push-Benachrichtigung über neu erscheinenden Comics auf mobilen Geräten informieren lassen.

Leser:innenkommentare (5)

  1. Jojo

    Aus meinen eigenen Journal-Veröffentlichungsversuchen muss ich hier kritisieren, dass der grüne Bereich viel zu groß gezeichnet ist! :)

    1. Frau Kirschvogel

      Erwischt. :)

  2. Arne Babenhauserheide

    Schön, dass ihr die Frage zur Vertrauenswürdigkeit der wissenschaftlichen Veröffentlichung aktiv aufgreift!

    Ich habe dazu gestern eine Mail an IOP mit Gedanken zur Veröffentlichungspraxis und der Rolle von Journalen und Open Access für Veröffentlichungen geschrieben, über die wir auf der EGU diskutiert hatten. Die zentralen Punkte waren:

    – Publishing more scripts and data – for example via autotools[1]

    – Reducing the incentives for scientists to keep their data and scripts hidden – for example by reducing artificial stimulation of competition between scientists. Reduced competition supports requiring more Open Access publication.

    – Tracking Corrigenda and Errata through papers which cite a (now corrected) paper to check whether the cited section is essential to the message of the paper. This can solidify science and would be a very important task for journals in a time where the basic publishing can be done by every scientist him- or herself.

    Der letzte Punkt ist wichtig für alle, die den Nature-Artikel zitiert haben. Ansonsten könnte der Fehler noch für Jahrzehnte durch Publikationen geistern (wobei das eher bei echten Fehlern und weniger prominenten Publikationen passieren wird: Bei Referenzen auf den Nature-Artikel würden in den nächsten Jahren wohl die meisten Referees stutzig werden)

    Dazu habe ich ihnen einen Kurzvortrag zu reproduzierbaren Veröffentlichungen geschickt, den ich in einem Kurs am KIT gehalten habe.[2]

    PS: Zur Lizenz: CC by-nd erlaubt das Weitergeben, aber *nicht* das Weiterverwenden, wenn dabei eine neues Werk entsteht (z.B. der Comic in ein anderes Werk eingebettet wird). Die Lizenz, die dem Text entspricht, wäre cc by:

    [1]: http://draketo.de/light/english/free-software/makefile-to-autotools

    [2]: http://draketo.de/reproduzierbare-veroeffentlichungen

    1. Henning Krause

      Danke für Deine Ergänzungen, Arne! Natürlich erlaubt die Lizenz das Weiterverwenden – nämlich z.B. eine 1:1-Neuveröffentlichung, z.B. auf einem Poster, auf einer Webseite oder in einem Blog – solange Urheber und Lizenz genannt werden. Nur eine Bearbeitung ist in der Tat über diese Lizenz nicht abgedeckt. Warum das so ist, hatten wir hier diskutiert: http://blogs.helmholtz.de/augenspiegel/2014/02/klar-soweit-es-geht-los/#comments

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