Augenspiegel 06/14 – Neue Erzählformen, Daten-Torrents und bloggende Praktikanten

Augenspiegel 06/14 – Neue Erzählformen, Daten-Torrents und bloggende Praktikanten

Willkommen zur wöchentlichen Kolumne „Augenspiegel – Webfundstücke rund um die Wissenschaft“. Ab heute stelle ich an dieser Stelle immer freitags Internetfundstücke aus dem Web 1.0 und dem Web 2.0 vor, die zeigen, wie sich der gesellschaftliche Diskurs um Wissenschaft im Internet abspielt: neue Kommunikationsformen, neue Technologien und Kommunikationskulturen. Dabei spielen Blogs, Apps, Facebook, Youtube und Twitter eine Rolle – anderseits auch Internet-Meme, Shitstorms und virale Videos. Der Text soll die Fundstücke und die dahinter stehenden Internettrends und -entwicklungen beschreiben.

#HZBzlog

Das HZBzlog - Bild: HZB
Das HZBzlog – Bild: HZB

Manchmal muss man etwas ganz Neues ausprobieren, was vor einem noch niemand gemacht hat. Das gilt natürlich auch in der Wissenschaftskommunikation. Ohne Vorbild scheint mir auch die Webseite HZBzlog zu sein, die Ende Januar 2014 online ging. Ist es ein Blog? Ist es eine video-gespickte Webseite? In jedem Fall erzählt HZBzlog Geschichten über die Wissenschaft – genauer gesagt über aktuelle Entwicklungen am Helmholtz-Zentrum Berlin (HZB). HZB-Presseprecherin Ina Helms beschreibt das HZBzlog wie eine TV-Serie. Ich kann nur empfehlen, mal reinzugucken. Sehr spannende, ungewöhnlich präsentierte und witzige Wissenschaftsinhalte warten im HZBzlog.

Academic Torrents

Der Begriff BitTorrent, oder kurz Torrents, wird in der öffentlichen Diskussion gerne mit Urheberrechtsverletzungen konnotiert. Demnach würden so genannte „Raubkopierer“ über die Technik BitTorent ausschließlich urheberrechtlich geschützte Werke verbreiten. Das ist allerdings weniger als die halbe Wahrheit. Tatsächlich ist BitTorrent ein Internet-Übertragungsprotokoll, das genau wie das eMail-System darauf basiert, dass die Computer der Nutzer direkt miteinander Inhalte austauschen – man spricht von „peer to peer“. Welche Inhalte dabei übertragen werden, ist eine andere Frage. Eine Kriminalisierung eines Internetprotokolls wäre jedoch ähnlich unsinnig, wie die Verteufelung des Autoverkehrs, nur weil Fahrzeug bei illegalen Handlungen wie etwa Bankrauben eingesetzt werden.

Über BitTorrent werden selbstverständlich auch legale Inhalte verteilt. Softwarehersteller nutzen sie zur Verteilung von Updates für Computerspiele, auch unser Audio-Podcast Resonator ist als Torrent verfügbar. Und nun erschließt sich auch die Welt der Wissenschaft das praktische System der verteilten Down- und Uploads. Auf der neuen Plattform Academic Torrents finden sich Verweise auf allerlei wissenschaftliche Inhalte: Datensätze, Veröffentlichungen und andere digitale Sammlungen. Das reicht von Datensätzen der US-Wetterbehörde NOAA über zig Gigabyte große Geoinformationssystem-Daten bis hin zu Wärmebildaufnahmen der Jacobs-Universität Bremen.

lol my thesis

Als Abkürzung steht „lol“ für „laughing out loud“ – übersetzt etwa „sehr witzig“. So kurz kann man nur wenig ausdrücken. Insbesondere keine wissenschaftliche Abschlussarbeiten. Oder doch? Die Webseite lol my thesis macht genau das. Eines von vielen unterhaltsamen Beispielen: „“I have no clue how Fermat’s Last Theorem was proved, but look at these donuts.“

Tweet der Woche

Bloggender Schülerpraktikant

Paul ist 15 und geht in Berlin in die neunte Klasse. Im Januar 2014 machte er ein Schülerpraktikum im Helmholtz-Zentrum Berlin. In seinem Blog nimmt er uns mit auf seine Erkundungstour des Forschungszentrusm. Und so lernen wir etwas über „das komplizierte Innenleben alternder Superlegierungen“ und vieles mehr. Vielen Dank dafür!

Uni setzt Zeichen gegen Homophobie

Heute beginnen die Olympischen Winterspiele im russischen Sotchi. Angesichts der Repressionen gegen Homosexuelle in Russland gibt es zahlreiche Proteste gegen Homophobie auch zu diesem Anlass. Und auch die Wissenschaft hält sich hier nicht raus: Die Startseite der Universität Flensburg schmückt heute unter Überschrift „Liebesgrüße an Moskau“ ein Foto dreier nackten Männer, die von hinten zu sehen sind. Begleitet wird dies durch eine Pressemittelung zur Aktion der Universität Flensburg gegen Diskriminierung. Dort heißt es: „Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung ist weder mit dem Grundgesetz noch mit der olympischen Charta noch mit der Charta der Europäischen Grundrechte vereinbar.“ 16 Tage lang, bis zum Ende der Olympischen Spiele wird die Uni jeden Tag auf ihrer Homepage ein Zeichen gegen Diskriminierung setzen. Chapeau, liebe Flensburger!

Leser:innenkommentare (1)

  1. Augenspiegel 40-17: 2 Fäuste für 1 Gehirn - Augenspiegel

    […] meiner allerersten Augenspiegel-Kolumne (dies ist übrigens Ausgabe No. 56) berichtete ich im Februar 2014 über den Launch des HZBzlogs. […]

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