Am 11. und 12. August 2012 fand auf dem IdeenPark in Essen das SciCamp statt. Das Barcamp wurde von Wissenschaft im Dialog mit Unterstützung von ThyssenKrupp veranstaltet. Ich war einer der etwa 20 Teilnehmer und dokumentiere hier im Blog mein Fazit der Veranstaltung. Hier und hier gibt es weitere Rückblicke, hier wäre der Ort, weitere zu verlinken.
Ich arbeite seit 1. August 2012 als Social Media Manager der Helmholtz-Gemeinschaft. Diese Stelle wurde in der Abteilung Kommunikation und Medien der Helmholtz-Geschäftsstelle neu geschaffen, um den Kommunikationsaufgaben in den Sozialen Netzwerken gerecht zu werden. Zuvor war ich Online-Redakteur und Manager des DLR Web Portals beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Da das Thema des SciCamps „Wissenschaft im Web 2.0“ genau meinen Arbeitsbereich betrifft, war ich auf den Austausch sehr gespannt.
Verschiedene Sessions des SciCamps behandelten das Thema Wissenschaftskommunikation im Web 2.0. Die Inhomogenität des Teilnehmerkreises macht das sehr spannend, weil wir Beispiele aus den unterschiedlichesten Forschungsfeldern, Anwendungs- und Konsumentenrollen sowie beruflichen Hintergründen zusammentragen konnten. Ich habe beispielsweise in einer Session die Diskussion über die die 2.0-Wissenschaftskommunikation deutscher Forschungsorganisationen angestoßen. Währenddessen haben wir zusammen an einem Pad dazu gearbeitet. Für mich kamen in den zwei Tagen insgesamt einige spannende Erkenntnisse bzw. Bekräftigungen alter Einsichten heraus:
Interaktivität
… ist ein wichtiges Ziel. Die Social Media-Inhalte müssen so gut auf die jeweilige Zielgruppe passen, dass die Leute die Botschaft weiter verbreiten möchten.
Begeisterung für Wissenschaft in Social Media rüberbringen
… ist ebenfalls wichtig. Viele Forscher tragen diese Begeisterung in sich. Wir Wissenschaftskommunikatoren müssen dies durch authentische Formate (Video/Audio/Portraits/…) transportieren. Wie können wir das erfolgreich tun? Indem wir Geschichten erzählen. Geschichten aus der Wissenschaft, aus dem Labor und vom Schreibtisch. Wie sich wissenschaftliche Projekte entwickeln, ist nicht nur für die Forschungscommunity selbst sondern auch für die Öffentlichkeit interessant. Was sind z.B. entscheidende Heureka-Momente, die Forscher erlebt haben? Auch im Web 2.0 gilt: Forschung als Prozess abzubilden, macht den Inhalt interessant. Zum Storytelling gehört aber auch, über Fehler und Fehlversuche in der Wissenschaft zu sprechen, über die Methode „trial and error“. Und neben dem Geschichten-Erzählen vermitteln wir natürlich auch wissenschaftliche Inhalte. Social Media ermöglicht aber auch persönliche Kommunikation der Identifikationsfiguren selbst, z.B. twitternde und flickrnde Astronauten.
Auf dem SciCamp diskutierten wir auch die Frage, wie man mit dem Thema Emotionalität umgehen sollte. Die Teilnehmer waren sich einig, dass man Wissenschaft auch emotional kommunizieren kann, auch wenn es im Vergleich zu manch hollywoodesker Art der US-Kollegen (Beispiel das NASA-Video zur „Seven Minutes of Terror“-Landung des Mars-Rovers Curiosity) natürlich erhebliche Kulturunterschiede gibt. Aber auch in Europa sind Vernetzungen mit der Pop-Kultur wie TV-Serien oder Musik denkbar und ja auch schon im Einsatz. Und auch ein Prise Humor kann nicht schaden, wie z.B. Wissenschaftscomics und das lustig twitternde Alter-Ego zum @MarsCuriosity, der @SarcasticMarsRover, zeigen.
Youtube-Videos in der Wissenschaftskommunikation
Youtube ist als soziales Netzwerk ein eigenes Universum, das von vielen professionellen Kommunikatoren, auch mir, allzu oft übersehen wird. Es lohnt sich, speziell für die Youtube-Community zugeschnitten Formate zu produzieren. Als Beispiele gelungener Wissenschaftsvideos wurden genannt: http://www.sixtysymbols.com bzw. http://www.periodicvideos.com/ und auch das Earthbook.
Gamification
Neben dem Storytelling könnten auch Spiel-Elemente Einzug in die Wissenschaftskommunikation halten. So könnte man z.B. einen Handlungsstrang einer Geschichte nach einer gewissen Zeit unterbrechen, um den Leser/Zuschauer/Zuhörer über etwas abstimmen zu lassen (z.B. „Was glauben Sie, was danach passierte?“). Theoretisch sind dann sogar wie in einem Adventure-Game sich verästelnde Handlungsstränge denkbar. Ein weiteres Beispiel für handfeste Gamification der Wissenschaft ist hier zu sehen.
Wissenschaftsblog-Portale
… zeigen, welche Reichweite möglich ist. Die beiden größten deutschen Portale sind http://www.scilogs.de (Spektrum) und http://www.scienceblogs.de (Burda ehemals Burda, heute National Geographic, Update nach Kommentar von Marc Scheloske, siehe unten). Einige Kennzahlen der Scienceblogs: 35 Blogs, 13.000+ Blogposts, 330.000+ Kommentare, z.B. mehr als 2000 Kommentare in einem Blogeintrag.
Leitfäden
Alle #SciCamp-Teilnehmer sahen einen Bedarf sowohl für eine auf die jeweiligen Bedürfnisse angepassten Social Media-Kommunikationstrategie als auch Social Media-Leitfäden für Mitarbeiter. Die Fraunhofer-Gesellschaft hat sie in diesem Jahr bereits umgesetzt. Die hier genannten Ideen/Vorschläge/Anregungen brachten unterschiedliche Teilnehmer des #SciCamps in die Diskussion ein. Diese Sammlung stellt daher eine kollektive Leistung der #SciCamp-Teilnehmer dar, eine Liste dazu findet man hier.
Mein Fazit zum SciCamp und dem sehr hilfreichen Austausch: 1. Viele interessante Kontakte. 2. Alle kochen mit Wasser. 3. Eine weitere Vernetzung der und Überblick über die 2.0-Wissenschaftskommunikation in Deutschland wäre hilfreich: Was gibt es alles? Wer macht was? Wie intensiv? Wie erfolgreich? Was funktioniert gut? Welche Kanäle werden viel genutzt? Und so weiter. Ein solcher Austausch sollte disziplin- und organisationsübergreifend sein, also alle Player (einzelne Wissenschaftler, Blogger, Journalisten, Hochschulen, außeruniversitäre Forschungseinrichtungen, Wissenschaftsorganisationen, anderweitig Interessierte und Aktive) mit einbeziehen. Ich selbst würde z.B. gerne noch sehr viel mehr über die Social Media-Nutzung in den Geistes- und Sozialwissenschaften erfahren. Auf dem SciCamp wurden hierzu die Projekte http://de.hypotheses.org/ und http://soziologie.de/blog genannt.
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