Ein Blick ins Gewächshaus EDEN…

Überblick EDEN (Foto: Roman Ackle)
Überblick EDEN (Foto: Roman Ackle)

Servus zusammen …

Die vergangenen Tage waren arbeitsreich: Monatsbericht schreiben, Einlagern des Notfallequipments in der Bibliothek im Eis und die Emergency-Base, Inventarisierung der Verbrauchsmaterialien im OP, viele Interviews bezüglich des Umgangs mit der Isolation … und am 01. April die Geburtstagsfeier von Wanderson, unserem Koch sowie am 08. April der Geburtstag von Noah. Ein Termin jagt den anderen und wie an jedem Monatsanfang grüßt täglich das Murmeltier. Es stehen bei mir die monatlichen Routinearbeiten an: Reinigung der Getränkeleitungen, Konstanzprüfungen der Röntgengeräte, Gerätecheck der medizischen Geräte, Telemedizintest mit der Heimat, bakteriologische Trinkwasseruntersuchung, Führen und Kontrollieren des Garbage Record Books, Kontrolle der Bergrettungs- und Survivalboxen … Und in diesem Monat steht auch die große Steri-Runde an, in der die gesamten chirurgischen Instrumente sterilisiert werden (ist alle sechs Monate fällig und dauert circa drei bis vier Tage). Ihr seht also, langweilig wird´s uns nicht. Den anderen geht´s genauso, jeder hat viel zu tun. Doch jetzt nehme ich mir mal etwas Zeit und schreibe am Blog weiter, bevor ich morgen wieder mit der Medizinstudie länger beschäftigt bin …

Inventur Zahnkronensortiment (Klaus Guba)

Aus den Kommentaren im Blog habe ich mir einige Anregungen aufgeschrieben, die ich gerne näher erläutern möchte. Viele Fragen betreffen das Gewächshaus EDEN ISS vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Roman hat mir freundlicherweise ein paar Bilder von seiner letzten Gärtnerrunde überlassen und mir ein paar Daten mitgeteilt, die ich gerne weitergeben möchte. Ich selbst bin bisher nicht in EDEN involviert und besitze auch keinen grünen Daumen. Während ich dies schreibe, sind gerade wieder zwei Leute von uns im Gewächshaus zum wöchentlichen Check. Im Gewächshaus werden aktuell Tomaten, Gurken, verschiedene Salatsorten, Gewürze wie Oregano, Thymian, Rosmarin und Basilikum sowie Radieschen und Kohlrabi kultiviert. Die Besonderheit ist dabei, dass in der Antarktis keine Erde eingeführt und benutzt werden darf. Die Wurzeln hängen also in der Luft und werden von unten mit einer Nährlösung besprüht. Die Beleuchtung simuliert die üblichen Tag- und Nachtrhythmen inklusive Sonnenauf- und -untergänge. Pro Woche beträgt der Ernteertrag circa drei Kilogramm. Der Arbeitsaufwand beträgt dabei circa 100 Arbeitsstunden pro Monat. Noch weitere Infos gibt es auf www.eden-iss.net. Das Gewächshaus ist ein Forschungsprojekt des DLR und wird von uns im Rahmen der Überwinterung so gut wie möglich mitbetreut und verzehrt….

Überblick EDEN (Roman Ackle)
Pflänzchen (Roman Ackle)
Groot (Roman Ackle)

Eine andere Frage betraf das Innenleben der Station. Unser Fitnessraum befindet sich im UG 1, die Flure sind dort nicht beheizt und die Temperatur meistens um den Gefrierpunkt. Der Raum selbst ist jedoch beheizt und mit zwei Ergometern, einer Rudermaschine und einem Laufband ausgestattet. Ich habe vor einigen Tagen bei einem Kontrollrundgang in der Garage danach auch den Fitnessraum besucht zum Abphotographieren, aber leider kein bereitwilliges Model gefunden … Stattdessen wurde ich in Aktion abgelichtet. Normalerweise bin ich dort nicht im Tempex Anzug anzutreffen, aber wie gesagt habe ich vorher die Garage kontrolliert  ;-) Unsere Hantelbank und ein weiteres Fitnessgerät stehen auf Deck 1 / Galerie neben dem Basketballkorb – Bilder folgen demnächst zusammen mit weiteren Bildern vom Innenleben der Station … wir haben ja noch etwas Zeit.

Fitnessraum (Andreas Oblender)
Fitnessraum 2 (Andreas Oblender)

Was gab es sonst Aufregendes? Am 1. April hatten wir zwei Brandalarme, es handelte sich aber Gott sei Dank in beiden Fällen um Fehlalarme. Das passiert immer mal wieder alle paar Wochen und lässt den Puls immer kurzfristig hochgehen. Zweimal am Tag ist allerdings doch ungewöhnlich. Jedenfalls war in beiden Fällen das Team rasch in kompletter Brandbekämpfungsmontur einsatzbereit und konnte den Alarmen adäquat nachgehen. Und es ist schön, wenn sich die Anspannung nach einem Fehlalarm wieder löst. Bei unserer monatlichen Brandschutz-Übung lag dieses Mal der Schwerpunkt auf Personenrettung mit Reanimationsmaßnahmen und Transport ins Hospital. Alle waren voll bei der Sache und motiviert, nicht zuletzt deswegen, weil ein solches Szenario einem die eigene Verletzlichkeit in der Antarktis plastisch vor Augen führt. Und unser Reanimations-Dummie „Roland“ hat´s auch überlebt …

Erfolgreiche Reanimation (Roman Ackle)
Umlagerung für den Transport (Roman Ackle)
Schockraum (Roman Ackle)

Vom Wetter her hatten wir übers Wochenende mal drei relativ schöne Tage, an denen die Geophysiker in 25 Kilometer Entfernung eine neue Messstation aufbauen konnten und ich am nächsten Tag mit Julia eine Geländeerkundung im Bereich der Meereisrampe durchführen konnte, natürlich gesichert mit Seil …

Eiskunstwerk: nach dem Ausschneiden von Eisblöcken aus dem Boden mit der Kettensäge für die Grube der Messstation wurden diese kreativ gestapelt (Klaus Guba)
Geländeerkundung Meereisrampe am Sicherungsseil (Klaus Guba)
Schneeflocke … oder wie wunderschön winzige Dinge sein können (Klaus Guba)

Inzwischen ist die Stationsklappe wieder geschlossen und ein Schneesturm fegt mit 40 Knoten Windgeschwindigkeit über uns hinweg. Ich war vorhin auch mal für 45 Minuten draußen und habe dabei das Equipment in der Bibliothek im Eis inspiziert.

Notfallequipment in der Bibliothek im Eis (Klaus Guba)

Eindrucksvolles Wetter, der Schnee hat sich dabei den Weg in jede meiner gut verschlossenen Taschen meines Anzuges gebahnt. Das fühlt sich heute wirklich nach Antarktis an.

Last but not least … in den Nachrichten haben wir einen Tag später vom Tod von Bill Withers erfahren. Beim abendlichen Geschirrspülen haben wir seine alten Songs gehört und mitgesungen … „Ain`t no sunshine“, „Lean on me“, „Use me“  … auch in der Antarktis wird an ihn gedacht.

Und erneut senden wir die besten Wünsche aus dem eisigsten Kontinent der Welt an den Rest der Welt und besonders an unsere Freunde und Familien. Bis demnächst …

Leser:innenkommentare (8)

  1. Ivo

    moin moin Klaus,

    vielen Dank für den schönen Post mit den großen Bildern. Auch wenn sie noch nicht größer anzusehen sind tust du was du kannst!

    Eine Frage zu Eden, in meinen Augen die sogar die Wichtigste, hast du aber elegant nicht beantwortet: schmeckt es denn auch so wie aus dem eigenen Garten? Schaffen es die UV-Lampen dem Gemüse etwas Aroma einzuhauchen, oder ist es gefärbtes Wasser, wie es auch manchmal in deutschen Supermärkten vorkommt?

    Und noch eine Frage: mit was für Kamera-Equipment bist du unterwegs? Wie steckt es die Kälte weg?

    viele Grüße und frohe Ostern,
    Ivo

    1. Klaus Guba

      Hallo Ivo,
      bzgl. der Frage zu Eden hab ich unsere Salatesser befragt … der Salat schmeckt angeblich hervorragend und auch die Gewürze sind sehr aromatisch. Ob das jetzt an unseren bereits etwas verkümmerten Geschmacksknospen liegt, die besonders stark auf das Aroma reagieren oder aber an der Qualität des Salats kann ich dir nicht sagen. Hab heut auch noch eine Mail von Paul Zabel erhalten (er hat EDEN mitentwickelt und vor zwei Jahren als Obergärtner hier deswegen überwintert), in der er auf die Frage zur Befruchtung der Pflanzen Stellung nimmt:
      „Momentan wachsen als blütenbildende Pflanzen nur Tomaten, Paprika und Gurken im Gewächshaus. Tomaten und Paprika sind zwittrig und können ihre eigenen Blüten selbst befruchten, dies geschieht in der Regel durch die Luftumwälzung im Gewächshaus. Die angebauten Gurkenpflanzen bilden nur weiblich Blüten aus denen später Gurken werden. Eine Befruchtung ist hier nicht notwendig, um Früchte zu bilden.“
      Bzgl. der Frage zum Kamera-Equipment: Alle meine Bilder sind mit meinem Mittelklasse-Handy aufgenommen. Hab mir allerdings ein Handy mit extrastarkem Akku gekauft, das die Kälte bisher gut weggesteckt hat. Allerdings hielt sich die Kälte bisher noch einigermassen in Grenzen. Die Bilder vom Kite sind mit einer handelsüblichen Action Cam aufgenommen, die hier auf der Station rumliegt. Der Akku ist aber beim Flug nach ca. 30 Minuten leer. Wandersons Bilder sind mit einer digitalen Spiegelreflexkamera und teilweise mit gutem Zoomobjektiv aufgenommen, bisher hatte er auch noch keine grösseren Probleme.
      Viele Grüsse aus Antarktika,
      Klaus

  2. Marion

    Es ist so spannend von euch zu lesen, vielen lieben Dank das du dir die Zeit für so ausführliche Berichte nimmst:)

  3. R. Trumpik

    Danke für das mithineinnehmen in Euren Arbeitsalltag!

  4. Peter Jonczyk

    Hallo Klaus, der Blog ist soooo klasse!! Weiter so….
    Frohe Ostern in die Antarktis!!!!

  5. Martina

    Hallo Klaus, ich bin immer fleißig am mitlesen und Du machst das toll!
    Alle Friseure hier haben ja geschlossen und jeder wartet sehntlich auf die Öffnung der Salons, da kam mir die Frage: Wer schneidet den Euch die Haare? Laut den Fotos muss es ja jemand tun, sonst wären Deine Haare ja schon etwas länger, oder?
    Und wie schaut den Euer Essensplan aus? In der Quarantäne ist Essen plötzlich super wichtig, merken wir hier, ein Highligth des Tages. Müsst ihr auf irgendetwas besonders achten oder zusätzlich Vitamine nehmen?
    Liebe Grüße aus Bayern!
    Martina

  6. Klaus Guba

    Hallo Martina,
    Danke für´s Lesen und für´s Lob. Bzgl. unserer Haarpracht … wir haben hier ein paar Haarschneidemaschinen und Scheren, bisher klappt´s ganz gut dank unserer Hobbyfriseure. Ich selbst bevorzuge den Haarschnitt von der luftchemischen Wissenschaftsseite, andere lassen sich vom Koch die Haare schneiden. Und wieder andere bevorzugen die Selbstverstümmelung und schneiden selber mit Maschine auf 3 mm. Hab mir auch schon überlegt, ob ich doch mal einen Irokesen ausprobier … mal schaun.
    Vom Essen her gibt´s reichlich, allerdings geht der Frischproviant zu neige. Kiwis sind seit gestern ausgegangen … Ansonsten gibt´s an bestimmten Wochentagen immer das gleiche, damit wir einigermassen wissen welcher Tag gerade ist. Montag z.B. Pizza, Freitag Fisch, Samstag Eintopf. An zusätzlichen Vitaminen in Tablettenform gibt´s Vitamin D regelmässig und die meisten nehmen es inzwischen auch. Vitamin C ist zur freien Verfügung in der Messe hingestellt, allerdings wird dies meiner Meinung nach aktuell noch nicht benötigt, da wir noch Grapefruit, Mangos und Orangen zur Verfügung haben. Aber in den nächsten Wochen kann das anders ausschaun, dann gibt´s wahrscheinlich nur noch Dosenobst …
    Viele Grüsse nach Eichstätt,
    Klaus

  7. Martin

    Auf dem Foto ist mal wieder deutlich zu erkennen, dass die Erde eine Scheibe ist: völloig rund. Der Rand der Erde ist auf dem Foto „Geländeerkundung: Meereisrampe am Sicherungsseil“ natürlich nicht zu sehen, aber völlig klar: da geht es runter, und ihr wollt nicht runterfallen, darum das Seil. Und um die Ecke ist der Platz, wo die NASA die Mondlandung gespielt hat – aber das Foto habt ihr geschnitten. Das Garagentor ist übrigens nur so groß, damit die Reichsflugscheiben bequem rienfliegen können.

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