Der Kaiserpinguin

Kaiserpinguinjungtiere auf dem Schelfeis im Januar 2018. Foto: Bernhard Gropp
Kaiserpinguinjungtiere auf dem Schelfeis im Januar 2018. Foto: Bernhard Gropp

Aptenodytes forsteri

Am 25. April ist Welt-Pinguin-Tag – ein guter Anlass, um die Pinguine vor unserer Haustür vorzustellen.

Die Kaiserpinguinkolonie in der Atka-Bucht bildet sich erneut und wir sind in freudiger Erwartung, die ersten Eier voraussichtlich im Mai zu sehen.

Kaiserpinguin auf dem Meereis der Atka-Bucht im Dezember 2017. Foto: Bernhard Gropp
Kaiserpinguin auf dem Meereis der Atka-Bucht im Dezember 2017. Alle Fotos wurde aus Entfernung mit einem Tele-Objektiv aufgenommen. Foto: Bernhard Gropp

Der Kaiserpinguin (Aptenodytes forsteri) als größter Vertreter der Gattung der Großpinguine (Aptenodytes) und als Vertreter der Pinguine hier vor Ort zählt zu den bekanntesten Arten der Pinguine.

Kaiserpinguine wurden erstmals 1844 vom englischen Zoologen George Robert Gray genauer beschrieben und eingeordnet. Der wissenschaftliche Name ehrt den Naturforscher Johann Reinhold Forster (Vater von Georg Forster), welcher James Cook auf seiner zweiten Reise begleitete. Forster war wohl der erste Mensch, der Kaiserpinguine sichtete.

Kaiserpinguin auf dem Meereis der Atka Bucht im Dezember 2017. Foto: Bernhard Gropp
Kaiserpinguin auf dem Meereis der Atka Bucht im Dezember 2017. Foto: Bernhard Gropp

Der erwachsene Kaiserpinguin ist circa 1,00 bis 1,30 Meter groß und wiegt 20 bis 40 Kilogramm. Der Kaiserpinguin ist der viertschwerste Vogel der Welt. Es besteht kein offensichtlicher Geschlechtsdimorphismus: Erwachsene Kaiserpinguine haben einen schwarzen Kopf, ein schwarzes Kinn und eine schwarze Kehle. Der Übergang zwischen der Kehlfärbung und der gelblich-weißen Brust ist scharf. Die Ohrflecken sind am oberen Ende leuchtend orange und gehen dann in ein blasseres Gelb über. Die Körperoberseite inklusive der Flossen ist dunkelgraublau bis schwarz. Die Körperunterseite ist weiß und auf der oberen Brust gelblich verfärbt. Der Schnabel ist circa 8 Zentimeter lang, oben schwarz und unten rosa, orange oder violett. Die Iris der Augen ist braun. Füße und Beine sind schwarz und außenseitig befiedert. Die Küken tragen ein silbergraues Daunenkleid mit einer weißen Gesichtsmaske auf dem schwarzen Kopf.

Kaiserpinguin auf dem Meereis der Atka Bucht im Dezember 2017. Foto: Bernhard Gropp
Kaiserpinguin auf dem Meereis der Atka Bucht im Dezember 2017. Foto: Bernhard Gropp

Kaiserpinguine sind sehr laut. Beide Geschlechter liefern kräftige rhythmische trompetenartige Laute. Typischerweise neigen die Pinguine den Kopf in den Nacken und beugen den Kopf anschließend rhythmisch auf die Brust. Rufe zur Paarbildung sind komplex in ihrem Rhythmus und werden von beiden Geschlechtern gerufen. Die Kontaktrufe der Küken entwickeln sich kurz nach dem Schlüpfen. Die Rufe sind sehr kurz aber prägnant eindringlich. Der Ruf ist wesentlich für das Wiederfinden von Elterntier und Küken innerhalb der Brutkolonie.

Der Kaiserpinguin ist ein Seevogel und jagt im Meer. Auf dem Speiseplan stehen Fische, Tintenfische und Krill. Kaiserpinguine jagen in Gruppen und tauchen typischerweise circa 50 Meter tief – aber auch Tiefen von 500 Meter wurden aufgezeichnet. Ein Tauchgang dauert 15 bis 20 Minuten. Der Kaiserpinguin ist zwischen dem 66-78° südlichen Breitengrad verbreitet und ist damit der am südlichsten lebende Pinguin. Die Brutgebiete liegen am Rand der Antarktis, der antarktischen Halbinsel und angrenzenden Inseln. Die Zahl der Tiere wird auf circa 600.000 Tiere in 46 Kolonien geschätzt. Der Kaiserpinguin gilt entsprechend der «International Union for Conservation» als gering gefährdet. Brutkolonien liegen, wie bei uns hier in der Atka-Bucht, typischerweise auf flachem Meereis in der Nähe der Eiskante.

Kaiserpinguine sind Gruppentiere. In der Brutzeit bilden die Tiere ein monogames Brutpaar. Einige Paare erneuern ihren Bund in der darauffolgenden Brutsaison. Der Reproduktionszyklus beginnt typischerweise mit der Ankunft der mit Fettreserven ausgestatteten Tiere im März / April auf dem sich schließenden Meereis.

 

Kaiserpinguinkolonie auf dem Meereis der Atka Bucht im April 2018. Foto: Bernhard Gropp
Kaiserpinguinkolonie auf dem Meereis der Atka Bucht im April 2018. Foto: Bernhard Gropp

 

Nach von intensiven Paarungsrufen begleiteter Partnersuche und Verpaarung wird vom Weibchen im Mai/Juni ein einzelnes grünlich weißes Ei gelegt. Das Ei ist circa 445 Gramm schwer und misst circa 12×8 Zentimeter. Der männliche Pinguin trägt und bebrütet das Ei in einer Bauchfalte für die nächsten 62 bis 67 Tage. Während des widrigen Wetters des antarktischen Winters bilden die Tiere einen schützenden „Huddle“ – einen Haufen bzw. Verband sich fortlaufend bewegender Tiere.

Die Küken schlüpfen ab Mitte Juli und verbleiben zunächst in der Bauchfalte der Pinguinmännchen. Die Männchen füttern die Küken mit einer milchigen fett- und proteinreichen Substanz. Nach circa 115 Tagen kehren die Weibchen mit vorverdautem Fisch zum Küken zurück. Das Küken bekommt vom Weibchen seinen ersten Fisch und die Männchen ziehen jetzt zum Meer, um ihre Reserven zu erneuern. Der Transfer der Küken von den Vätern zu den Müttern muss präzise und schnell ablaufen, da die Küken den antarktischen Temperaturen ausgesetzt, nur kurze Zeit überleben. Die Elterntiere wechseln sich nun mit der Fütterung des sehr hungrigen Kükens ab. Das Küken benötigt viel Nahrung und es trifft sich gut, dass sich der Weg zum offenen Meerwasser bei täglich abnehmender vom Meereisbedeckung immer weiter verkürzt. Die heranwachsenden Küken schließen sich später zu einem Kindergarten einer sogenannten Crèche zusammen, während sie auf die Elterntiere und deren Futter warten.

Kaiserpinguinjungtiere auf dem Schelfeis im Januar 2018. Foto: Bernhard Gropp
Kaiserpinguinjungtiere auf dem Schelfeis im Januar 2018. Foto: Bernhard Gropp

Zur Mauser verliert der Nachwuchs das Flaumfederkleid und erhält das Federkleid der erwachsenen Tiere. Im Alter von etwa sechs Monaten verlassen die Jungtiere die Pinguinkolonie. Nach drei bis sechs Jahren kehren die Pinguine zur Kolonie zurück, um dort selbst einen Partner zu finden und zu brüten. So wie auch in diesem Jahr…

Bernhard Gropp

Leser:innenkommentare (3)

  1. Daniel Michael Kaiser

    Vielen Dank für die tollen Bilder – ist die Kolonie in der Atka-Bucht denn von der Größe her stabil? Lustigerweise hat mich meine Tochter gestern Abend vor dem Einschlafen gefragt, wie groß denn Kaiserpinguine seien: so groß wie sie im Augenblick! Viele Grüße aus Berlin,
    Daniel Michale Kaiser

  2. Daniel Zitterbart

    Hallo Daniel
    Im September 2017 haben wir mehr als 10000 Tiere in der Kolonie gezählt. Momentan scheint die Kolonie von der Größe her stabil zu sein, wir messen jedes Jahr weiter.
    Beste Grüße
    Daniel

  3. Jankowiak Lothar

    IChina freue mich über eure Berichterstattung. Es ist wunderbar an eurem Leben teilhaftig zu werden. Bitte nennt einen “ Kaiser: Lothar“ der mit dem Herzen bei euch ist! Lothar ✌✌✌

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