Viele von unseren Lesern fragen sich bestimmt, wie wir mit der Außenwelt kommunizieren. Es gibt hier auf dem Eis natürlich keine Telefonleitungen, DSL-Anschluss für Internet und auch kein Handynetz. Außerdem keinen Radio- und Fernsehempfang – weder terrestrisch noch über Satelliten.
Satellitenkommunikation
Für die Verbindung zur Außenwelt nutzen wir eine Satelliten Standleitung. Das Signal von unserem 3,7 Meter Parabolspiegel im Radom erreicht den SES-4 Satelliten (Global C-Band Beam) in der geostationären Umlaufbahn in 35.786 Kilometer Höhe über dem Äquator. Von dort aus wird es nach Bremerhaven auf einen 3,8 Meter Parabolspiegel auf dem Dach des AWI gesendet. Die gesamt Bandbreite beträgt 2 MBit/s (reserviert sind 1 Mbit/s für die Neumayer-Station III und 1 MBit/s für den Forschungseisbrecher Polarstern). Diese Satelliten Standleitung löste im November 2015 die alte Intelsat Standleitung mit 384 kBit/s ab.
Diese Standleitung nutzen wir für die Telefonie und Fax sowie für die Übertragung wissenschaftlicher Daten, für Telemedizin, die Webcam und das Internet. Die Laufzeit der Datenpakete liegt bei etwa 650 Millisekunden bis über 1.000 Millisekunden – durch diese Verzögerung fällt man sich beim Telefonieren also durchaus schon mal ins Wort. Zweimal im Jahr kommt es zu natürlich bedingten Ausfällen der Strecke: Sogenannte Sun Outages treten hier etwa zur Tag-Nachtgleiche, wenn also die Tage genauso lang sind wie die Nächte, für etwa eine Woche auf. In dieser Zeit wird um die Mittagszeit das Signal für ca. 15 Minuten unterbrochen. Dann steht die Sonne quasi hinter dem Satelliten und scheint daher in unsere Antenne, so dass die Antenne am Boden nur das Rauschen der Sonne empfängt und nicht mehr das Nutzsignal vom Satelliten.
Zur Erhöhung der Ausfallsicherheit gibt es noch drei weitere fest installierte Ersatz-Satelliten-Systeme auf der Station zur Übertragung von Daten, Fax und Telefonie:
- zwei Iridiumsysteme
- Inmarsat
Für Feld-Expeditionen stehen außerdem noch portable Iridium-Handys zur Verfügung.

Wissenschaftler und Techniker des AWI testen die Iridium „Handys“. Foto: Marcus Heger
Die Observatorien rund um die Neumayer-Station III sind per Glasfaser und WLAN (Wireless Local Area Network Linkstrecken) an die Station angebunden.
Wettersatelliten Empfangsanlage
Außerdem ist eine Anlage zum Empfang von Wettersatellitenbildern vorhanden. Die lokal empfangenen Life-Bilder werden hier gespeichert, von unserer Meteorologin für Wetterprognosen genutzt und für andere Nutzer ins Internet hochgeladen.
Ultrakurzwelle UKW (Seefunk)
Für die lokale Kommunikation nutzen wir VHF (Very High Frequency)-Funkgeräte (2m-Marineband) als Handfunkgeräte oder fest montierte Mobilgeräte in Fahrzeugen und Station. Die Geräte dienen ebenfalls zur Kommunikation mit Schiffen, wie zum Beispiel dem Forschungseisbrecher Polarstern, wenn diese in der Nähe sind. Funkwellen im UKW-Bereich breiten sich quasi optisch als Bodenwelle aus, man kann also soweit funken, wie die Antenne gucken kann, bevor die Erdkrümmung oder Hindernisse im Weg sind.
AIS Empfangsanlage
Zum Empfang von Positionsdaten der Schiffe in UKW-Reichweite ist noch ein AIS (Automatic Identification System)-Empfänger installiert.

Radom der Wettersatelliten Empfangsantenne und UKW Antennen auf dem Dach der Ballonfüllhalle. Foto: Marcus Heger
Kurzwelle KW
Für die regionale Kommunikation mit anderen Antarktis-Stationen nutzen wir ein Kurzwellen-Funkgerät (High Frequency mit Frequenzen mit 48m, 36m, 24m, 18m Wellenlänge). Damit kann man gebührenfrei und ohne Laufzeit-Verzögerung mit anderen Stationen, Schiffen oder Flugzeugen sprechen. Der KW-Antennenmast steht 250 Meter von der Station entfernt, um Beeinflussungen und Störungen zu vermeiden. Als Antenne dient ein Breitbanddipol aus dem Seefunk.
Funkwellen im KW-Bereich breiten sich auf zwei Wegen aus: ebenfalls quasi optisch als Bodenwelle und über Reflektionen an der Ionosphäre als Raumwelle. So sind also Verbindungen mit großer Reichweite rund um den Globus möglich. Bei starker Schneedrift kommt es zu elektrostatischer Aufladung der Schneekristalle in der Luft. Das hört sich im Funk dann ähnlich an wie prasselnde Gewitterstörungen. Die Ausbreitungsbedingungen auf den Kurzwellen-Bändern sind außerdem abhängig von Jahreszeit, Sonnenaktivitäten, z.B. Sonnenflecken und Erdmagnetfeld.

Wartungsarbeiten am Kurzwellen-Antennenmast. Foto: Steven Franke
Flugfunk
Während der Sommersaison kommt noch der Flugfunk hinzu: VHF (2m Flugfunkband), um mit den landenden und startenden Flugzeugen auf unserem Skiway zu kommunizieren und zum Beispiel das aktuelle Landewetter und den Luftdruck (zur Einstellung des barometrischen Höhenmessers) an die Piloten zu übermitteln. Wenn die Flugzeuge außerhalb der UKW-Reichweite sind, nutzen sie die Kurzwelle um zum Beispiel ihre Position, Höhe und Flugrichtung durchzugeben.
Amateurfunk – DP0GVN
Eine Besonderheit ist der Amateurfunk – als nicht-kommerzieller, technisch-wissenschaftlicher Funkdienst, der weltweit zu experimentellen und technisch-wissenschaftlichen Studien, zur eigenen Weiterbildung und zur Völkerverständigung dient. Das AWI gestattet Mitarbeitern, die Funkamateure sind, in ihrer Freizeit Amateurfunkbetrieb zu machen. Schon seit der zweiten Überwinterung (im Jahr 1982 auf der Georg-von-Neumayer-Station) nutzen Überwinterer die Möglichkeit, von der Neumayer-Station I, II und III aus mit dem Rufzeichen DP0GVN auf den Amateurfunkbändern zu funken.
Hier liegt es an den Interessen und Vorlieben des jeweiligen Funkamateurs auf der Station, was gemacht wird: von Verbindungen über Amateurfunksatelliten (z.B. OSCAR 10 – Orbital Satellite Carrying Amateur Radio) und Gesprächen mit der D1 Mission im Spacelab an Bord der Challenger (1985) über Erde-Mond-Erde Funkverbindungen mit dem Mond als Reflektor bis zu Kurzwellen-Funkbetrieb in Einseitenband-Sprechfunk, Morsetelegraphie oder computergestützten digitalen Betriebsarten.

Marcus, DL1MH im Funkraum. Foto: Marcus Heger
Hier kann ich nur von meinen Freizeit Aktivitäten während der 36. Überwinterung 2016 berichten: Zum einen habe ich ein SDR (Software Defined Radio) als Kurzwellen-Empfänger nebenbei mitlaufen. Mittels WSJTX unter Arch-Linux werden Datenpakete von Funkamateuren aus aller Welt empfangen, decodiert und per Internet in die WSPR (Weak Signal Propagation Reporter)-Datenbank übertragen. Diese Daten werden dann zum Beispiel von Hochschulen verwendet, um die Ausbreitungsbedingungen auf den Kurzwellenbändern zu erforschen.
Außerdem hatte ich auf den Kurzwellenbändern Kontakte mit Amateurfunk-Hochschulstationen und Jugendgruppen und habe viele Fragen zum Leben und Arbeiten in der Antarktis beantwortet. Ebenso versuche ich möglichst vielen anderen Funkamateuren weltweit Kontakt mit DP0GVN in Telefonie zu ermöglichen, da eine Verbindung in die Antarktis etwas Besonderes ist. Weltweit gibt es zwar rund zwei Millionen Funkamateure, aber nur wenige in der Antarktis.
Nebenbei habe ich zwischenzeitlich mit APRS (Automatic Packet Reporting System) einige Versuche gemacht, zur Übertragung von Positionen und Wetterdaten.
Ein Highlight war eine Sprechfunkverbindung auf dem 20m Amateurfunkband nach Norddeutschland (rund 13.800 km) mit nur 30 Watt Leistung in beide Richtungen.
Marcus Heger, DL1MH
IT- und Elektronik Ingenieur (Funker)
36. Überwinterung Neumayer-Station III
Birgit Hücking
Ich weiß, das Foto ist älter, aber es freut mich immer, den Stricktux zu sehen. Ich denke, ihm gefällt es noch immer in der Antarktis ;-)
Birgit
Holger Tüchsen
Moin Ihr ÜWI’s. Steht eigentlich die gewisse Telefonzelle noch vor der Haustür?
Schickt doch bitte davon ein Foto.
Gruß, Holger Tüchsen (Bekleidungslager)
Markus Eser
Hallo Holger, soviel ich mitbekommen habe während meiner Überwinterung (35. ÜWI-Team) steht die Telefonzelle in irgendeinem Museum in Eurer Nähe. Ich hoffe, ich bringe da nicht irgendetwas durcheinander :-) Frag doch mal Eberhard oder Felix. Die wissen das bestimmt. Viele Grüße aus dem tiefen bayerischen Süden!
Markus
Linda Duncker
Hallo Holger,
nein, die Telefonzelle mit der Funkantenne steht hier schon lange nicht mehr. Tut mir Leid!
Viele Grüsse
Deine Neumayer-ÜWIS
Olaf Brohl
Hallo,
ich wüsste gerne was ihr für die Standleitung zum SES-4 Satelliten bezahlt.
Viele Grüße
Sina Löschke
Lieber Herr Brohl,
in solchen Angelegenheiten ist das AWI genauso Kunde bei Satelliten-Betreibern wie alle anderen auch, weshalb Sie vielleicht verstehen, warum wir unsere Konditionen an dieser Stelle nicht bekanntgeben.
Mit besten Grüße
Sina Löschke, AWI-Pressestelle
Olaf Brohl
Hallo Frau Löschke,
ich konnte leider auf der Webseite von SES keine Informationen finden.
Vielleicht schreibe ich die Firma einfach mal direkt an.
Danke trotzdem für die promte Antwort.
Viele Grüße
Patrick Ackermann
Heute Nacht wurde meine WSPR Aussendung (Amateurfunk) auf 30m Kurzwelle von euch gehört und über Internet zurückgemeldet. Ich verwendete nur 1W an der Drahtantenne von Deutschland aus zur Neumayer-Station. Ich bin beeindruckt.
Gruß Patrick, DH2PA
Janosch Pittner
Liebe Überwinterer
Erlaubt doch bitte eine Amateur Frage: wie kommuniziert Ihr eigentlich mit „zu Hause“ – könnt ihr mit euren Partnern/Familien via Skype in Kontakt bleiben?
Freue mich über Feedback
Herzlich,
Janosch
Neumayer
Lieber Janosch,
wir halten über einen Satelliten (SES-4 in geostationärer äquatorialer Umlaufbahn) Verbindung nach Deutschland. Über diese Daten-Verbindung funktioniert auch unsere VoIP Telefonie. Die Bandbreite ist limitiert, so dass Skype eher ungeeignet aber prinzipiell möglich ist. Telefonieren funktioniert problemlos mit einer minimalen Latenzzeit.
Viele Grüße aus dem Winter
Bernhard
JUNIOR PERONDI - PY5ZW
Boa noite!! Acabei de fazer contato com a estação DP0GVN in CW em 10.101,50, sinais muitos fortes aqui no Estado do Paraná, Sul do Brasil! Tks pelo QSO, forte 73!!
PY5ZW.
Bernd Oppermann
Liebe Antarktisbewohner ! Abgelegen und einsam , ist nicht das Thema : Aber nach einigen Berichten von Astro-Alex von der ISS im All ,kam mir die Überlegung zu einer Frage immer näher … Kurz gefragt : Ob bei Ihnen in der Antarktis oder im Weltraumlabor ISS ist natürlich die Umgebung wenig mit Bäumen und Pflanzen bestückt !!! Sie haben zwar die Möglichkeit frische „kalte Luft“ zu atmen , was im All nicht gut möglich ist !!! Doch die Frage ist schwer und simpel je nach Berachtung !!! Wo kann man diese fehlende Natur mit Bäumen und Wald besser ertragen ? Ich spreche nicht vom Insel – Koller , sondern von der fehlenden Natur und zahllosen Kulturangeboten sowie fehlende liebe Menschen , sei es in der Familie oder fehlende Freunde …, die vielleicht fehlen !?!? Ohne schlafende Hunde zu wecken ! Wo ist dieses Leben mit Einschränkungen erträglicher ? Abgesehen vom Risiko Weltraumflug !!! Habe Sie sich dazu schon mit Ihren Kollegen ausgetauscht ? Aber wie lautet Ihre Antwort ? um Antwort wird gebeten!mfg.bernd
Sonnleitner Franz
Hallo Freunde!
Ich habe Euren Film auf der HAM-RADIO im Jugendcamp 2018 gesehen war sehr interessant.
Hoffe wieder auf ein baldiges QSO in FT8 mit Eurer Station.
Vy73 Franz OE5FSL
Andreas Müller
Hallo Franz,
danke für die Rückmeldung, auch in dieser Saison ist Neumayer-3 wieder mit einem Funkamateur (meine Wenigkeit DL3LRM) besetzt, und ich würde mich freuen, Dich auf FT8 irgendwann mal zu arbeiten.
73 aus der Atkabucht,
Andreas DL3LRM/DP0GVN
Roland Eser
Hallo Andreas ! Möchte gerne mal Funkkontakt mit der Neumayer-Statiom aufnehmen. Wäre sehr dankbar über die Info auf welchen Frequenzen das möglich ist. Viele Grüße aus Gersthofen bzw. Augsburg 73 Roland
Juergen DL4KE
Heute im TV schoene Reportage – bin leider schon im Ruhestand, ansonsten Funker auf Eurer STN waere fuer mich
DER Job gewesen ! – Aber vlt gelingt mal ein Kontakt in CW oder SSB. Ihr mueszt ja traumhaft geringen Rauschpegel haben. – Schoene Advent- und xmas-Zeit sowie Erfolg fuer Eure Arbeit. – UND – ich nehme an Heilig Abend dreht Ihr die KW etwas lauter wenn aus Hamburg Grusz an Bord uebertragen wird.
73 Juergen
DL4KE
nnnn