Registrierung des nordkoreanischen Nukleartests an der Neumayer-Station III

Vergleich der kurz hintereinander gemessenen Druckwellen für das Beben in Argentinien und für den Atomtest in Nordkorea
Vergleich der kurz hintereinander gemessenen Druckwellen für das Beben in Argentinien und für den Atomtest in Nordkorea

Am 09. September um 00:30 UTC führte Nordkorea nach eigenen Angaben seinen fünften Atomwaffentest durch. Es sollte die bisher stärkste nukleare Explosion Nordkoreas gewesen sein. In den Registrierungen des seismographischen Netzwerkes an der Neumayer-Station III ist diese Explosion deutlich zu sehen. Von internationalen Agenturen (United States Geological Survey, Deutsches GeoForschungsZentrum) wird für diesen „event“ eine Magnitude von 5.3 angegeben. Trotz einer Entfernung von circa 15.900 Kilometern zum Testgelände ist an der Neumayer-Station III ein sehr klares Signal zu erkennen gewesen.

Ausschnitt des Atomtest-Ausschlags: Alle drei Seismometer haben die Druckwellen aufgezeichnet. Foto: Jölund Asseng
Ausschnitt des Atomtest-Ausschlags: Alle drei Seismometer haben die Druckwellen aufgezeichnet. Foto: Jölund Asseng

Die seismischen Wellen, die unsere Seismometer dort zuerst erreichten, durchliefen hierbei nicht nur den Erdmantel, sondern sie drangen auch noch in den äußeren Erdkern in mehr als 2.900 Kilometer Tiefe. Im sogenannten „helical plot“, der einer Registrierung auf einem klassischen Trommel-Recorder entspricht, ist um circa 00:47 UTC auf der zweiten Spur ein kürzeres Wellenpaket zu erkennen („Atomtest Nordkorea“). Die großen Amplituden darüber („Beben Argentinien“), beginnend um 00:12:25 UTC, zeugen von einem Erdbeben in der Provinz Cordoba, Argentinien. Dieses Beben hatte ebenfalls eine Magnitude von 5.3, die Herdentfernung war aber mit circa 5.600 Kilometern ungleich geringer als der nordkoreanische Nukleartest, daher auch die viel größeren Amplituden. Die genaue Bestimmung der geografischen Position dieses Tests erfolgt durch ein globales Netz zu dem auch die Neumayer-Station III beiträgt.

Neben mehreren Seismometern ist an der Neumayer-Station III auch das Infraschall-Array I27-DE in Betrieb, das von den Geophysik-Űberwinterern betreut wird im Auftrag der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe in Hannover und der Comprehensive Test Ban Treaty Organisation in Wien. Dieses Infraschall-Array soll dazu beitragen, oberflächennahe Nukleartests zu erkennen. Da der jüngste Test Nordkoreas vermutlich unterirdisch durchgeführt wurde, ist in den Infraschall-Registrierungen kein verdächtiges Signal zu erkennen.

Dieses aktuelle Beispiel veranschaulicht, welche hohe Detektionseigenschaften das seismographische Netz an der Neumayer-Station III aufweist und welche Bedeutung es für eine weltweite Űberwachung der globalen seismischen Aktivitäten hat, egal ob es sich um weltweite natürliche Erdbeben oder verbotene Nukleartests handelt.

Monitor-Plots (Seismologie und Magnetik) aus unserem Observatorium sind zu finden unter: apps3.awi.de/monitor

Autoren: Prof. Dr. Wilfried Jokat und Dr. Alfons Eckstaller

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