Ein kleiner Gruß aus der Küche

Koch Dirk Peter bei seiner Arbeit am Herd. Foto: Thomas Steuer

Liebe Leserinnen und Leser des AtkaXpress, seit gut zehn Monaten ist unser Überwinterungsteam jetzt hier auf der Neumayer-Station III und einiges haben wir schon über unsere Arbeit und Freizeitgestaltung berichtet. So möchte ich mich als Koch heute auch einmal vorstellen und einen kleinen Einblick in meinen Arbeitsbereich geben.

Frank, Koch des 35. Neumayer-Überwintererteams. Foto: Peter Oertel
Frank, Koch des 35. Neumayer-Überwintererteams. Foto: Peter Oertel

Ich heiße Frank bin 50 Jahre alt, komme aus Emden in Ostfriesland, bin seit über 30 Jahren Koch aus Leidenschaft und habe vor der Zeit in der Antarktis zwei Jahre auf dem Errichterschiff “Windlift 1“ für eine 50 Mann starke Mannschaft gekocht, welche 90 Kilometer vor Borkum Windkraftanlagen gebaut hat.

Nachdem ich für den jetzigen Job angenommen wurde, ging es in eine viermonatige Vorbereitungsphase nach Bremerhaven. Schon dort, ein paar Monate vor Ankunft an der Station, begann meine Arbeit als Koch. Gemeinsam mit meinem Vorgänger habe ich die Zusammenstellung des Proviants für die nächsten 13 Monate geplant. Insgesamt umfasst eine Jahresbestellung circa 60 Tonnen mit grob 1500 Einzelartikeln.

Um einmal ein paar Eckdaten zu nennen: Wir verarbeiten über das Jahr circa 1500 Liter Milch, 900 Kilogramm Kartoffeln und knapp 6000 Eier. Die Lebensmittel werden in fünf bis sechs Containern (30 Kubik), davon zwei Tiefkühlcontainer, verstaut und dann mit dem Forschungseisbrecher „Polarstern“ kurz vor Weihnachten in die Atka-Bucht gebracht. Dort werden die Container dann auf Schlitten geladen und diese mit sogenannten „Pistenbullis“ zur Station gezogen. Dort angekommen, werden die Lebensmittel in die dafür vorgesehenen Lasten verteilt werden.

Hier auf der Station findet man eine sehr gut eingerichtete Küche mit allen Gerätschaften, die in einer modernen Küche üblich sind vor. In der Sommersaison (November bis Februar) kochen ein Kollege und ich gemeinsam für circa 50 Wissenschaftler und Techniker.

Das Frühstücksbuffet ist dann von 7 bis 8 Uhr geöffnet. Um 10 Uhr gibt es einen kleinen Snack zum zweiten Frühstück. Mittags servieren wir von 12 bis 13 Uhr eine große warme Mahlzeit mit Suppe und Dessert. Am Nachmittag gibt es Kuchen und am Abend ab 19 Uhr noch ein großes Abendbuffet mit einer warmen Variante.

Das scheint auf den ersten Blick eine Riesenmenge zu sein. Eine derart hohe Kalorienzufuhr ist jedoch gerade für jene Kollegen und Kolleginnen sehr wichtig, die viel im Freien arbeiten.

Während es an normalen Tagen eine gut bürgerliche Küche gibt (zum Beispiel einen Pasta – Fisch – und Eintopftag), darf es an Feiertagen auch einmal etwas Besonderes sein. In diesem Jahr wird es zum Weihnachtsfest eine Kartoffelsuppe mit Aaltartar, Hirschbraten in Rotweinsauce mit Apfelrotkohl und Klößen sowie Spekulatius-Parfait mit Himbeersauce geben.

In der Sommersaison landen regelmäßige Flugzeuge an der Station, wodurch wir in dieser Zeit immer reichlich frische Lebensmittel vorrätig haben. Diese Lieferungen sind dann jedoch ab Ende Februar vorbei. Die Wintersaison beginnt, in der man als Koch nur noch acht Kollegen und sich selbst zu versorgen hat. Die Kunst es dann, die Kollegen und Kolleginnen mit einer abwechslungsreiche Küche bei Laune zu halten, obwohl die frischen Lebensmittel nach und nach ausgehen. Unmöglich ist dies jedoch nicht: Lagern im Kühlraum doch ausreichend Fleisch, Fisch und Tiefkühlgemüse. Mit verschiedenen Koch-Aktionen wie zum Beispiel Grill-, Fondue- oder Raclette-Abenden sowie afrikanischen oder asiatische Menüs sorge ich hier für die notwendige Abwechslung.

Außer der praktischen Arbeit muss der Koch aber auch einige Schreibarbeiten verrichten. Er führt die zum Beispiel die Bestands- und Verbrauchslisten aller Lebensmittel, Reinigungs – und Körperpflegemittel und führt einmal pro Jahr eine große Inventur durch.

Jetzt, am Ende der Überwinterung, freuen sich natürlich schon alle auf die ersten Flieger mit frischen Lebensmitteln an Bord und auf die Ankunft der alten und neuen Kollegen. Wir erwarten das erste Flugzeug für den 12. November – ein Tag, an dem sich der Jahreskreis dann wieder schließt. Mein Nachfolger Sven aus dem 36. Überwintererteam wird bald übernehmen.

Ich selbst bin sehr froh und dankbar, dass ich dieses Abenteuer erleben darf. Und ich kann jedem Koch, der etwas Außergewöhnliches erleben möchte, der zudem ein wenig abenteuerlustig ist und dem die Arbeit in der Abgeschiedenheit nichts ausmacht, empfehlen, sich auf diese Stelle zu bewerben.

Beste Grüße von der Neumayer-Station III

Frank

Das Beitragstitelbild sowie die Fotos der folgenden Bildershow entstanden im Januar 2012. Sie zeigen die Versorgung der Neumayer-Station III mit Proviant und zwei meiner Vorgänger bei ihrer Arbeit in der Neumayer-Küche.

 

 

Leser:innenkommentare (2)

  1. Karsten Schulz

    Keine Forschung und keine Ergebnisse, ohne feine Speisen. Diese sind es, die die Wirklichkeit vermitteln.

    Gruß
    Karsten

  2. Thomas Reumschüssel

    Ich habe mich gestern um einen Job als Koch auf der Station beworben. Mich reizt das Abenteuer ungemein und obendrein bin ich seit 35 Jahren als Koch unterwegs. davon 20 Jahre im Ausland. Ich hoffe und wünsche das ich in die engere Auswahl komme.
    Einen lieben Gruss an alle “ Köchlein“

    Tom

Kommentar hinzufügen

Verwandte Artikel