Die Reise beginnt oder das Tauchteam stellt sich vor

Das Tauchteam auf seiner Fracht: Philipp, Marco, Cornelia und Christoph. Foto: Marco Warmuth

Hallo liebe LeserInnen des AtkaXpress! Wir haben das Vergnügen, in den kommenden Wochen hier ein paarmal Gast-zu-bloggen. Wir, das sind vier Kolleginnen und Kollegen des wissenschaftlichen Tauchteams des AWI, zu „Normalzeiten“ stationiert auf Helgoland, aber in dieser Saison von Mitte November bis Mitte Januar im Einsatz in der Atka-Bucht. Unsere Aufgabe ist es einerseits, das sichere Tauchen zu wissenschaftlichen Zwecken unter dem Meereis der Atka-Bucht zu erproben und andererseits, das Unter-Eis Ökosystem dort in situ, also direkt unter Wasser, tauchender Weise zu untersuchen. Wir werden dazu zunächst testen, wie wir uns am besten Zugang zum Wasser verschaffen. Das heißt, wir werden in den ersten Tagen damit beschäftigt sein, uns Einstiegslöcher und Notausgänge in das ca. 3 bis 4 Meter dicke Meereis zu bohren, zu sägen und zu schaufeln. Da dies bisher bei einer solchen Eisdicke am AWI noch nie gemacht wurde und somit auch Neuland für uns ist, gehen wir davon aus, jede Menge Erfahrungen zu sammeln und sicherlich auch einiges an Lehrgeld zu bezahlen.

Das Tauchteam auf seiner Fracht: Philipp, Marco, Cornelia und Christoph. Foto: Marco Warmuth
Das Tauchteam auf seiner Fracht: Philipp, Marco, Cornelia und Christoph. Foto: Marco Warmuth

Wenn diese schweißtreibenden Vorbereitungen erledigt und alle Sicherheitsmaßnahmen getroffen sind, planen wir, die Gegend um die Einstiegstelle zu kartieren. Dazu gehören unter anderem eine Bestandsaufnahmen der ansässigen Flora und Fauna sowie das Ausbringen von Sonden, die zum Beispiel Temperatur, Licht, Salzgehalt oder Strömung messen können. Diese sollen während unseres Aufenthalts an ganz gezielten Stellen unter dem Eis ausgebracht werden, was ohne Taucher meist sehr schwierig, wenn nicht gar unmöglich, ist. Des Weiteren haben wir Aquarien dabei, um Tiere aus dem Unter-Eis System zu sammeln und zu hältern, um mehr über ihr Verhalten und ihren Metabolismus zu erfahren.

Dass wir hier heute schon so ausführlich berichten, ist der Tatsache geschuldet, dass wir unfreiwillig in Kapstadt gestrandet sind, da unser Flug weiter in die Antarktis noch aufgeschoben ist. Aber ganz von vorne, denn unsere Reise von Helgoland hierher ist bereits eine kleine Geschichte wert. Als erstes muß man wohl erzählen, dass Tauchen an einem so abgelegenen Ort viel Infrastruktur erfordert, die wir teilweise mit dem Flieger mitnehmen mussten. Neben unserer wissenschaftlichen Ausrüstung, die wir bereits vor Monaten mit dem Schiff vorgeschickt haben, besteht ein großer Teil unseres „Hand“-Gepäcks aus unserer Tauchausrüstung mit den persönlichen Trockentauchanzüge, den dicken Unterziehern, den Tauchtanks, Vollgesichtsmasken und unserem Tauchertelefon, mit dem der Taucher immer mit dem Taucheinsatzleiter an der Oberfläche kommunizieren kann.

Da wir diese „persönliche Schutzausrüstung“, wie es im Fachjargon heißt, täglich auf Helgoland verwenden, mussten diese Teile mit uns im Flugzeug anreisen. Wer Helgoland kennt, weiß vielleicht auch, dass im Winter die Verbindungen zwischen Insel und Festland wetterbedingt stark eingeschränkt sein können. Und genau das war natürlich bei unsere Abreise der Fall. Als wir auf Helgoland alles fertig gepackt hatten, verschlechterte sich die Wettervorhersage rapide und der Fährverkehr fiel für mehrere Tage aus; und somit auch unser geplanter Frachttransport an das Festland. Kurzfristige Hilfe wurde uns vom Tonnenleger Neuwerk, einem Schiff der Küstenwache, zuteil, der unsere knappe halbe Tonne „Hand“-Gepäck trotz sehr schlechtem Wetter von Helgoland ans Festland nach Cuxhaven mitnahm. Unser Dank sei der Mannschaft der Neuwerk sowie dem Wasser- und Schifffahrtsamt Helgoland sicher.

Wir selbst buchten kurzfristig auf die Flugverbindung Helgoland – Bremerhaven um und orderten den Mietwagen zum Transport der Fracht nach Bremerhaven zum Flugplatz. Unser privates Gepäck schickten wir bereits samstags mit einem anderen Flugzeug vorweg. Das war ein ausgeklügelter Notfallplan…aber es kommt immer anders, als man denkt. Am Sonntag, unserem Abreisetag, war es nämlich neblig und da die Piloten der Fluglinie auf Sicht fliegen, konnte der Flug nicht wie geplant stattfinden. Zu unserem Glück gab es am selben Tag etwas ruhigere See und so beschloss das Fährschiff Atlantis spontan doch eine Überfahrt von und nach Cuxhaven anzutreten, was uns – nun gar nicht mehr „nach Plan“ – das Übersetzen ermöglichte. Wieder Mietwagen kurzfristig umorganisieren, Frachtabholung arrangieren, persönliches Gepäck einsammeln, Zollabfertigung verschieben uns so weiter…

Letztendlich lief dann alles gut und wir kamen heil und komplett am Flughafen Bremen rechtzeitig zum Abflug nach Kapstadt an. Dort hat der Zoll und das Flugpersonal dann nicht schlecht gestaunt, als wir mit 19 Gepäckstücken eingecheckt haben. Aber unsere Antarktis-Mitreisenden haben uns dank der Riesenmenge gleich erkannt. So haben wir dann auch beim Aussteigen in Kapstadt genügend helfende Hände gehabt, die uns beim Verladen der Kisten und deren Transport in die Lagerhalle, wo unsere Ausrüstung nun auch auf den Antarktis-Flug wartet, geholfen haben. Wir sind also bereit die Weiterreise anzutreten. Am Samstag soll es so sein, wir werden berichten!

Beste Grüße

Cornelia Roder (ed.), Christoph Walcher, Marco Warmuth & Philipp Fischer

Leser:innenkommentare (2)

  1. trojan

    ihr glücklichen „wink“-Emoticon da habt ihr was richtig geiles vor euch ! neid „wink“-Emoticon viel spass !

  2. jürg

    Nach eurem beschwerlichen Start: Es kann doch nur aufwärts gehen ! Eine kleine Bitte und mag die Unterwasserwelt noch so faszinierend sein: Auftauchen nicht vergessen !!

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