Die, die es möglich machen: Die Logistik hinter den Landgängen

Das Hubschrauber Team (von links nach rechts: Mark Rothenburg, Roland Richter, Harold de Jager, Lars Vaupel) vor der Gibbs Insel, Antarktis (Foto: Alessa J. Geiger, Univ. Glasgow).

Von Alessa J. Geiger und Max Zundel

Als wir die Drake Passage das zweite Mal überquerten und uns Patagonien näherten, juckten die Fingerspitzen der Landgeologen wieder. Wie wird das Wetter wohl heute werden? Falls wir ins Feld kommen, wie lang wird das Wetterfenster halten? Ein, zwei oder gar drei Stunden? Findet der Helikopter einen geeigneten Landeplatz? Das, und viele andere Fragen schwirren uns jeden Morgen vor der Wetterbesprechung durch den Kopf. Bei der morgendlichen Wetterbesprechung in der Bordwetterwarte treffen sich Fahrtleiter, Kapitän, Helikopterpiloten und jeder, der Landarbeiten durchführen möchte um nun, die Wetterentwicklung mit dem Meteorologen zu besprechen, aber auch die Logistik eines erfolgreichen und sicheren Landgangs.

Die Wetterpinnwand der Meteorologen mit der Wetterlage am 30. März 2016. Von links nach rechts: Aktuelle Luftdruck Systeme, mehrtägige Wettervorschau, Photos aller Wissenschaftler, geplante Polarstern route, Stationsplan und aktuelles Satelliten Bild auf dem Computer. (Foto: Alessa J. Geiger, Univ. Glasgow)
Die Wetterpinnwand der Meteorologen mit der Wetterlage am 30. März 2016. Von links nach rechts: Aktuelle Luftdruck Systeme, mehrtägige Wettervorschau, Photos aller Wissenschaftler, geplante Polarstern route, Stationsplan und aktuelles Satelliten Bild auf dem Computer. (Foto: Alessa J. Geiger, Univ. Glasgow)

Der beginnende Herbst der Südhemisphäre scheint die Kraft all seiner Tiefdruckgebiete mit uns teilen zu wollen. Dabei sorgten 8-Meter Wellen und Windgeschwindigkeiten von 10 Beaufort für einen totalen Stillstand der Deck- und teilweise der Laborarbeiten (siehe Wochen Bericht 6). Seit der Rückkehr zum chilenischen Kontinentalrand bieten schwache Hochdruckrücken zwischen den durchziehenden Tiefdruckgebieten die einzige Chance auf gutes Wetter und damit auf Landoperationen. Somit ist es ungemein wichtig einen guten Draht zu unserem „Wetter-Max“ zu haben. Offiziell sind vom Deutschen Wetterdienst der Meteorologe Max Miller und der Wettertechniker Hartmut Sonnabend an Bord der Polarstern. Die tägliche Wetterbesprechung ist für 08.15 Uhr vorgesehen, bei einem voraussichtlich früheren Landgang findet es bereits um 07.00 Uhr statt um mögliche Wetterfenster bestmöglich ausnutzen zu können.

Max Miller bietet am Anfang immer einen Überblick über das aktuelle Wettergeschehen in der Nähe der Position von Polarstern, sowie für die gewünschten Tagesdestinationen. Er bereitet Informationen über die Art der Wettersysteme vor (wie z.B. Hoch-oder Tiefdruckgebiete), erwartete Windstärken und -richtungen, den damit verbundenen Wellengang (meist die mittlere Wellenhöhe) sowie Informationen über potentielle Regenschauer und Wolkenhöhen. Wir beschäftigen uns hauptsächlich mit der 24 Stunden Vorhersage, behalten aber auch ein Auge auf die 2-3 Tages Entwicklung, um Deck und Landarbeit besser koordinieren zu können (Abb. 1).

Frühmorgendlicher Arbeitsbeginn für das Hubschrauber Team nahe Kap Hoorn. (Foto: Alessa J. Geiger, Univ. Glasgow).
Frühmorgendlicher Arbeitsbeginn für das Hubschrauber Team nahe Kap Hoorn. (Foto: Alessa J. Geiger, Univ. Glasgow).

Nach der Wettervorhersage findet ein direkter Austausch zwischen dem Fahrtleiter Frank Lamy, dem Kapitän Stefan Schwarze sowie den Meteorologen statt. Basierend auf dem Wetterbericht wird dort üblicherweise besprochen ob Polarstern zu den ausgesuchten Standorten fahren kann und ob die geplanten Arbeiten durchgeführt werden können. Manchmal bedeutet dies, das ursprüngliche Arbeiten verschoben, gestrichen oder getauscht werden müssen. Danach spricht Max Miller direkt mit den Piloten Lars Vaupel und Harold de Jager (Abb. 2) bezüglich der direkten Wetterbedingungen für die Flüge.

Die Hubschrauber an Bord fliegen nach Sicht. Das heißt, dass wenn Nebel, Wolken oder etwas Ähnliches die Sicht nicht zu lassen, können die Flüge nicht statt finden. Die Windstärke spielt auch eine wichtige Rolle. Diese darf beim Anlassen des Hubschraubers eine gewisse Geschwindigkeit nicht überschreiten, da ansonsten der Start aus Sicherheitsgründen nicht erlaubt ist. Weiterhin beeinflussen die Wellenhöhen, ob der Hubschrauber auf Deck bewegt werden kann (Abb. 3) und auch ob eine sichere Landung gegeben ist.

Max Zundel (Univ. Bremen) auf der Halb Mond Insel bei der Überprüfung der Überlebensausrüstung. (Foto: Alessa J. Geiger, Univ. Glasgow).
Max Zundel (Univ. Bremen) auf der Halb Mond Insel bei der Überprüfung der Überlebensausrüstung. (Foto: Alessa J. Geiger, Univ. Glasgow).

Lars Vaupel und Harold de Jager sind für die Feldgeologen die direkten Ansprechpartner für Hubschrauberflüge. Je nachdem wie viele Landarbeitsgruppen ins Feld müssen wird besprochen wie die Wünsche und Begehren der einzelnen Gruppen logistisch unter einen Hut zu bringen sind, wobei der Fahrtleiter und der Kapitän immer das letzte Wort haben.

In manchen Fällen bedeutet ein Flugtag, dass eine Gruppe ausgeflogen und mit Überlebensausrüstung abgesetzt wird (Abb. 4). Während die erste Gruppe mit ihrer Arbeit beginnt, werden weitere Teams mit den Helikoptern ins Feld transportiert, um nach verrichteter Arbeit nach und nach wieder abgeholt zu werden.

Unsere Feldarbeit basiert auf guter Kommunikation zwischen allen beteiligten Wissenschaftlern. Bis dato haben die Landarbeitsgruppen drei geodätische Stationen, Gesteinsbeprobungen für Thermochronology und kosmogene Nuklide auf den Sub-Antarktischen Inseln, der Antarktischen Halbinsel und Isla Londonderry (Chile), als auch zwei Seen (mit Übernachtungen) auf der chilenischen Kap Hoorn Insel und Noir Insel beprobt. Obwohl wir noch mehr Beprobungspunkte geplant hatten, kann sich unsere Feldarbeit sehen lassen. Vor allem wenn man die sehr variablen, überwiegend schlechten Wetterbedingungen mit einberechnet. Die positive Ausbeute ist das Resultat guter Zusammenarbeit.

Besonderer Dank geht an die Personen welche sich täglich mit der Logistik auseinandersetzen um unsere Wissenschaft möglich zu machen!

beste Grüße, Alessa J. Geiger und Max Zundel

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