Die Bios zum Zweiten: Wie wir unsere Proben nehmen

An Deck lässt unser Team de Schlauch ins Wasser und auf 25 m Tiefe herab. Dabei unterstütze uns die Besatzung der FS Polarstern (Foto: Pascal Karitta, AWI and University Saarland)

Von Jasmin Heiden, Florian Koch et al.

Am 2. März fand unser (der Biologen) erster großer Probennahmetag statt. Dabei haben wir Seewasser aus 25 Metern Tiefe an einer Station in der Drake Passage entnommen. Während dieser Expedition werden wir an drei Stationen Wasser an Bord pumpen, um mit diesem und den darin enthaltenen Mikoalgen verschiedene Experimente durchzuführen. Unsere Probennahme ist jedoch nicht so einfach wie es sich anhören mag.

An Deck lässt unser Team de Schlauch ins Wasser und auf 25 m Tiefe herab. Dabei unterstütze uns die Besatzung der FS Polarstern (Foto: Pascal Karitta, AWI and University Saarland)
An Deck lässt unser Team de Schlauch ins Wasser und auf 25 m Tiefe herab. Dabei unterstütze uns die Besatzung der FS Polarstern (Foto: Pascal Karitta, AWI and University Saarland)

Am Morgen des 1. März haben wir die Information bekommen, dass wir zum Mittag an der ersten Biostation ankommen sollten. Dies war ein Tag früher als erwartet. Jeder von uns war aufgeregt und wir begannen sofort die letzten Vorbereitungen zu treffen. Nachdem wir an unserer Probennahmestation ankamen, gingen wir an Deck um unseren Schlauch zur Probenentnahme ins Wasser zu lassen. Zu diesem Zeitpunkt wehte der Wind relativ stark und die Wellen waren ca. 4,5 Meter hoch. Trotz dieser eher unangenehmen Wetterbedingungen haben wir unseren Schlauch und die daran befestigte Pumpe aufgebaut.

Unser Probennahmegerät ist relativ simpel. Wir haben mehrere Gewichte und den Schlauch an ein Seil gebunden und mit Hilfe einer Dyneema Winde auf 25 Meter Wassertiefe herabgelassen. An Bord steht eine Pumpe, die dann das Wasser durch den Schlauch nach oben an Bord befördert. Unter optimalen Bedingungen geht der Schlauch senkrecht ins Wasser. Die Wasserströmung an der Oberfläche war an diesem Tag jedoch sehr stark, sodass unser Schlauch sehr schräg im Wasser hing und somit sehr wahrscheinlich nicht auf 25 Metern Wassertiefe endete, sondern vielmehr nahe der Wasseroberfläche. Dies ist problematisch, da wir Seewasser entnehmen wollen, dass eine geringe Eisenkonzentration hat. Die FS Polarstern ist jedoch aus Metall und hat einen Tiefgang von 11 Metern. Darum müssen wir sicher gehen, dass wir Wasser aus mehreren Metern unter dem Kiel entnehmen, da das Wasser ansonsten höhere Eisenkonzentrationen enthalten könnte. Leider konnten wir unter den an dem Tag vorherrschenden Wetterbedingung nicht garantieren, dass dies der Fall war. Nach viel Diskussion mussten wir einsehen, dass es nötig war die Probennahme abzubrechen, unseren Schlauch und Pumpe wieder abzubauen und einige Stunden zu warten, bis das Wetter besser wird.

Die Geologen an Bord hatten eine Station ganz in der Nähe, die vorgezogen werden konnte. Dies hat uns mehrere Stunden gegeben, in denen wir hofften, dass der Wind abnähme und die Wellen sich legten. Der Plan war es ungefähr 10 Stunden später zu einem Zeitpunkt, zu dem uns der Meteorologe an Bord bessere Wetterbedingungen vorausgesagt hatte, nochmal zu versuchen. Um 0:30 Uhr haben uns unsere Freunde aus der Hydroakustik aufgeweckt, da wir bereits nahe der Biostation waren. Als wir jedoch die Windstärke und Wellenhöhe sahen, sank unsere Stimmung schlagartig. Es hatte sich seit dem Mittag nicht viel geändert. Und wieder gab es eine Diskussion der Lage untereinander und mit unserem Fahrtleiter. Nachdem wir die Probennahme ein weiteres Mal vertagen mussten, fuhr die Polarstern weiter in Richtung Süden. Jeder aus unserem Probennahmeteam ging zurück ins Bett. Um 5 Uhr morgens haben uns die zuverlässigen Kollegen aus der Hydroakustik (wieder) geweckt, da wir fast an der neuen Probennahmestation weiter südlich angekommen waren.

Der Experimentaufbau in unseren gekühlten Laboren. In den Flaschen sollen die Mikroalgen unter verschiedenen Eisen- und Kohlenstoffdioxidkonzentrationen, sowie variabler Lichtverfügbarkeit wachsen (Foto: Scarlett Trimborn, AWI).
Der Experimentaufbau in unseren gekühlten Laboren. In den Flaschen sollen die Mikroalgen unter verschiedenen Eisen- und Kohlenstoffdioxidkonzentrationen, sowie variabler Lichtverfügbarkeit wachsen (Foto: Scarlett Trimborn, AWI).

Angespannt traten wir nach draußen, um Wind und Wellen anzusehen. Dieses Mal hatten wir jedoch Glück. Die Wetterbedingungen waren endlich gut und uns allen fiel ein Stein vom Herzen. Wir ließen unseren Schlauch auf 25 Meter Wassertiefe ab und schalteten die Pumpe an, die mit einem monotonen klonk-klonk ihren 24 Stunden langen Pumpmarathon startete. Wir haben das Wasser an Bord und durch weitere Schläuche zu einem Reinraumlabor gepumpt. In diesem speziellen Spurenmetall sauberen Labor haben drei von uns angefangen Plastikflaschen mit dem an Bord gepumpten Wasser zu befüllen. Drei weitere aus unserem Team warteten draußen vor dem Labor, um die Flaschen in andere ‚Experimentallabore‘ Labore zu bringen, in denen die Mikroalgen nun unter den Experimentbedigungen wachsen sollten. Der Transport der Flaschen vom Reinraum zum ‚Experimentallabor‘ muss schnell erfolgen, da die Flaschen sonst warm werden, was die Mikroalgen darin stressen könnte. Die Temperatur in den Experimentlaboren ist auf die des uns umgebenden Meerwassers gekühlt (~1 °C). Als alle Experimentflaschen gefüllt waren, haben wir noch Proben genommen, um die Mikroalgengemeinschaft zu Beginn unserer Manipulationsexperimente zu charakterisieren. Gegen 16 Uhr, nach 11 h durchgehendem Arbeiten war die erste Schicht zu Ende. Die Kollegen waren erschöpft, müde und hungrig. Wir waren aber noch nicht am Ende, denn nun sollte die zweite Schicht ihre zwölfstündige Probennahme beginnen.

beste Grüße, die ProIron-Gruppe

Kommentar hinzufügen

Verwandte Artikel