Polarstern, das kleine New York City

Markt in Brooklyn: Die erste Eisstation. Photo: Núria Casacuberta Arola and Viena Puigcorbé Lacueva

By Núria Casacuberta Arola and Viena Puigcorbé Lacueva |

Ende der 5th Avenue: Die CTD/Rosette. Photo: Núria Casacuberta Arola and Viena Puigcorbé Lacueva
Ende der 5th Avenue: Die CTD/Rosette. Photo: Núria Casacuberta Arola and Viena Puigcorbé Lacueva

Es ist nun schon mehr als 10 Tage her, dass wir in Tromsø abgelegt haben und in dieser Zeit wurde Polarstern zur „Stadt die niemals schläft“. Stellen wir uns ein kleines New York City vor welches durch das Eis in Richtung Nordpol segelt. Die 5th Avenue unserer kleinen Metropole ist unser Arbeitsgang der die CTD/Rosette mit den verschiedenen Laboren verbindet. Die Brücke des Schiffes dagegen repräsentiert das Empire State Building, von dem aus man einen Überblick über die weiße, kalte Landschaft um uns herum bekommt. Der Kapitalismus auf Polarstern basiert nicht auf Geld, sondern auf den Wasserproben die von uns genommen werden. Somit befindet sich unsere Wall Street im Kontrollraum der CTD. Wissenschaftler „handeln“ mit ihren Wasserproben und die verschiedenen Flaschen der CTD/Rosette sammeln die geforderten Mengen Wasser auf den gewünschten Tiefen. Wenn dann die Rosette mit der „Lieferung“ an Wasserproben auf dem Deck ankommt, wird unsere 5th Avenue von Wissenschaftlern und Besatzungsmitgliedern bevölkert die mit Flaschen, Kisten, Chemikalien und Pipetten den Gang hoch und runter laufen: Wissenschaftler „kaufen“ nun verschiedene Arten von Wasserproben in Abhängigkeit von den Parametern die sie analysieren wollen. Einige bevorzugen flache Wasserproben, andere wollen Wasser aus der gesamten Wassersäule von bis zu 4000 Metern. Einige Wissenschaftler benötigen nur ein paar Milliliter und die ganz Hungrigen fordern bis zu 20 Liter. Die Labore haben rund um die Uhr geöffnet, analysieren Proben und bereiten sich auch schon wieder auf die nächste Station vor.

Unsere erste Eisstation erreichten wir am Dienstag den 25. August und alle Wissenschaftler konnten Manhattan über die Brooklyn Bridge verlassen und die große Eisfläche um uns herum erkunden. Der Markt in Brooklyn bietet Eiskerne, Schmelzwassertümpel, sowie Albedo- und Eisdickenmessungen an.

Am Times Square (Roter Salon) gibt es Kaffee und lecker Kuchen. Foto: Núria Casacuberta Arola and Viena Puigcorbé Lacueva
Am Times Square (Roter Salon) gibt es Kaffee und lecker Kuchen. Foto: Núria Casacuberta Arola and Viena Puigcorbé Lacueva

Aber die überfüllten Stunden werden mit Freizeit ausgeglichen. Die Menschen treffen sich am Times Square der hier der Rote Salon genannt wird und in dem in der Kaffeepause köstliche Kuchen bereit stehen. Der Central Park von Polarstern befindet sich im F-Deck, wo ein kleiner Swimmingpool und ein kleiner Fitnessraum zur Verfügung stehen. Hier können die extra Kalorien des Kuchens abgestrampelt werden oder man kann sich auch einfach von den anstrengenden Stunden im Labor erholen. Dreimal in der Woche bietet die Broadway Avenue die beste (und einzige) Bar des Schiffes: Das Zillertal. Die Bar ist von 8 Uhr abends bis 1 Uhr früh geöffnet und zwei freiwillige Wissenschaftler servieren Getränke. Und zwischendurch ist immer mal wieder Zeit nach oben zu gehen und das MoMA zu besuchen, der Blaue Salon, in dem Bilder an der Wand 33 Jahre Leben auf Polarstern zeigen.

Es gibt aber einen großen Unterschied zwischen Polarstern und New York City und das ist das ständige Tageslicht, welches im Sommer so charakteristisch ist für die hohen nördlichen Breiten. So geht man von der dunklen und kleinen Bar Zillertal direkt hinaus in die hellen und sonnigen Kabinen, in denen wir schlafen und uns ausruhen, wenn auch nur für ein paar Stunden am Tag.

 

Leser:innenkommentare (1)

  1. Freda

    Schönes Blog – und liebe Dorothea, schön von Dir zu hören, und wie gut, dass Dir die Arbeit im ewigen Eis und in der gleißenden Sonne gut tut! Mit uns hier im Hochsommer habt ihr ja schon ein paar Gemeinsamkeiten: Meer (na gut, ohne Strand), eine Bar (vielleicht sogar ja mit Cocktails?), klares Wasser (wenn auch in so langen Röhren verpackt, na gut). Wir wünschen Euch Erfolg bei Euren Messungen, und dass die Welt endlich anfangen möge, auf ihre Klimaforscher als echte wichtige Autoritäten zu hören!!
    Friederike

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