Fest im Griff des Eises – Die Kraft des Arktischen Ozeans

Monika Zablocka and Justyna Meler preparing the Compact Optical Profiling Systems (COPs) for deployment. Photo: Monika Kedra
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Auf der Suche nach einer geeigneten Eisscholle. Foto: Monika Kędra

Ohne Licht gibt es kein Leben. Algen sind abhängig von der Sonnenenergie und können nur dann wachsen, wenn ausreichend Licht in den Ozean eindringt. Die Eindringtiefe von Licht hängt davon ab, wie viele Substanzen im Wasser sind. Treten spezifische Stoffe in großer Menge auf, färben sie das Wasser gelb oder braun. Monika Zablocka und Justyna Meler messen, wie tief das Sonnenlicht in den Arktischen Ozean eindringt, welche Faktoren dies beeinflussen und wie es sich in einer wärmeren Arktis verändern wird. Während die meisten Messungen mithilfe der vielen Kräne und Winschen von Bord der Polarstern stattfinden, nehmen Monika und Jystina ihre Proben aus einem Schlauchboot am Rand des Meereises.

Man könnte nun denken, dass es für Meeresforscher wie überall auf den Weltmeeren ist, mit dem 118 Meter langen und 20.000 PS starken Eisbrecher unterstützt durch die erfahrene Mannschaft im Arktischen Ozean zu arbeiten. Bitte nochmals nachdenken! Wie bereits in einem früheren Blog beschrieben, bestimmt das Meereis im Frühjahr unser Programm und Pläne können schneller wieder verworfen werden, als wir sie geschmiedet haben. Erst kürzlich bekamen wir die Kraft des Eises wieder direkt zu spüren.

Wissenschaftler werden mit dem “Mummy Chair” (Mumien-Sessel) von der Scholle evakuiert. Foto: Sascha Willmes

Die Polarstern hatte abends an einer schicken Eisscholle festgemacht – nur um am folgenden Morgen festzustellen, dass sich uns langsam aber stetig von zwei Seiten benachbarte Schollen genähert hatten. Wir benötigen offenes Wasser, um bestimmte Geräte vom Arbeitsdeck aus einsetzen zu können – wenn nicht ausreichend offenes Wasser da ist, fällt ihr Einsatz aus. Noch wichtiger ist jedoch, offenes Wasser zum Manövrieren des Schiffes, denn ohne ausreichenden Spielraum (sprich Anlauf) fehlt die Möglichkeit des Eisbrechens und Polarstern droht vom Eis eingeschlossen zu werden. Eine ähnliche Erfahrung machte auch das Schlauchboot-Team: Ihr Rückweg war durch heftige Eisdrift versperrt und sie mussten auf die Eisscholle. Das Schlauchboot haben wir letztendlich per Skidoo zurück zum Schiff geschleppt. Schlussendlich fiel die Entscheidung, alle Wissenschaftler und ihr Equipment vom Eis zu holen, bevor Polarstern dauerhaft stecken bleibt. Der sogenannte Mummychair und ein Kran hievten die Forscher vom Eis. Die meisten Wissenschaftler scheinen diese „Evakuierung“ bei Sonnenschein und nahezu Windstille genossen zu haben. Nichtsdestotrotz lehrt uns diese Erfahrung einmal mehr, dass der Arktische Ozean nach wie vor eine sehr wilde und unvorhersehbare Umgebung ist, wo der Mensch nur zu Gast ist und den Regeln der Natur folgen muss. Letzten Endes können 20.000 PS und 118 Meter solider Stahl gegen Millionen Tonnen gefrorenen Wassers wenig ausrichten.

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Polarstern eingekeilt zwischen zwei Eisschollen. Foto: Ilka Peeken

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Eissituation kurz nach der Abfahrt der Polarstern von der Scholle. Foto: Thomas Krumpen
Die Eissituation kurz nach der Abfahrt der Polarstern von der Scholle. Foto: Thomas Krumpen
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