Jede Menge Schneeschächte auf dem Vernagtferner

Snow Liner
Im Vordergrund - Ausheben eines Schneeschachts. Im Hintergrund - Arbeit mit einem Snow Liner.
Im Vordergrund – Ausheben eines Schneeschachts. Im Hintergrund – Arbeit mit einem Snow Liner.

Auch in diesem Jahr hatten im Rahmen der „Glaziologischen Exkursion in die österreichischen Alpen“ 12 Studenten der Universität Bremen und 4 Mitglieder der Graduiertenschule POLMAR die Möglichkeit moderne Feldmethoden der Glaziologie kennenzulernen. Dabei wurden diesmal nicht nur Heißwasserbohrungen, Seismik- und Radar-Profile wie in den Vorjahren (wir berichteten 2014) durchgeführt, sondern ebenso ausgeprägte Untersuchungen der großzügig vorhandenen Schneeauflage.

Dabei erlernten die Studenten zunächst die klassische Profilierung des Schnees nach der „International Classification of Seasonal Snow on the Ground“, die es Glaziologen ermöglicht Schneeprofile anhand eines einheitlichen Schemas schnell zu erfassen. Der erste dafür notwendige Schritt ist das Ausheben eines Schneeschachts (Bild 1) um dann eine Wand desselben zu untersuchen.

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Bestimmung des Dichteprofils

Anschließend folgen Messungen verschiedener physikalischer Größen, wie etwa der Dichte. Dies geschieht durch die Befüllung eines Metallzylinders mit bekanntem Volumen mit Schnee und genaues Wiegen (Bild 2).

 

Darüber hinaus konnte eine in der Polarforschung moderne wissenschaftliche Technik zum Einsatz kommen. Unter Nutzung von „Snow Linern“, Hohlzylindern aus Kohlefaser, erfolgte durch die Studenten eine großflächige Beprobung der Schneeoberfläche des Vernagtferners.

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Schneiden eines Schneekerns, weitere Beprobung im Hintergrund.

Der Liner mit einer Länge von einem Meter wird dazu mittels eines Gummihammers und eines Kantholzes vorsichtig in vertikaler Richtung in die Schneeoberfläche getrieben, wieder ausgegraben und der Schnee an seiner Unterseite abgeschnitten. So erhält man einen kontinuierlichen Schneekern, der wahlweise in gefrorenem Zustand in ein Labor transportiert oder direkt im Feld verarbeitet werden kann. Aufgrund der hohen Temperaturen und der nahezu unvermeidlichen direkten Sonneneinstrahlung entschieden wir uns für die letztere Variante und schnitten die Kerne direkt im Feld mittels eines Aluminium-Trogs (Bild 3). Die so gewonnen Proben wurden in geschmolzenem Zustand nach Bremerhaven transportiert und werden bald in den dortigen Labors analysiert.

 

Ein vergleichbares Verfahren wurde in den letzten Jahren bereits an der Kohnen-Station in der Antarktis durchgeführt, als auch an der EastGRIP-Bohrung in Grönland und ermöglicht vor allem die Untersuchung der räumlichen Variation der Schneedecke.

Neben den glaziologischen Arbeiten gab es in diesem Jahr auch ein ganzes Ökosystem auf dem Gletscher zu bestaunen: rote Algen blüten in Massen, Gletscherflöhe tummelten sich vor allem am morgen zu Hauf auf dem Schnee und nicht zuletzt hatten wir eine Reihe von Spinnen zu Besuch.

Christoph Schaller & Olaf Eisen, AWI Glaziologie

 

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