Neujahr, neue Routen, neues Camp

Die Berge der Argetina Range, leicht verzerrt durch Mirage.

Nach zwei Tagen schlechten Wetters haben wir die restlichen Profile über den Schmelzkanal abgeschlossen und sind nun dabei den zentralen Teil des schwimmenden Teils des Support Force Glaciers, der dann Filchner Schelfeis heißt, mit Radarprofilen zu untersuchen. Gestern haben wir ein erstes Profil vom Rand des Schmelzkanals bis zum östlichen Ende erfolgreich abgeschlossen. Dabei hatten wir eine wunderbare Aussicht auf die Berge der Argentina Range, die über die Distanz von 23km auch während der Fahrt merklich näher rückten. Im Gegensatz zu den Fahrten über den Schmelzkanal ist es bei diesen Profilen schwer beim Fahren zu merken in welchem Bereich man sich befindet. Die Höhenunterschiede sind gering und erst bei der Rückfahrt kann man anhand der eigenen Spuren einordnen an welchen Stellen die Oberfläche anstieg und an welchen sie abfiel. Die Messpunkte für die basalen Schmelzraten sind anhand von TerraSAR-X Satellitenbilden ausgewählt worden, mit denen man einzelne Zonen im Gletscher identifizieren kann. Diese entstehen durch unterschiedlich dickes Eis im Inland, was als Topographieunterschied auch im schwimmenden Bereich erhalten bleibt, oder durch Scherzonen, in denen unterschiedlich schnell fließende Bereiche aneinander grenzen. Für die basalen Schmelzraten sind gerade die Stellen interessant, wo das Eis unterschiedlich dick ist, weil die Ozeanströmungen entlang steiler Topographie fließen.  Die Messpunkte der Querung im Süden werden wir nun in mehreren Querprofilen wiederholen, genau so, dass die Punkte weiter nördlich entlang der Fließlinie des jeweiligen Meßpunkts liegt. Eben diese Position haben wir in der Vorbereitung anhand der Satellitenszenen bestimmt und nehmen nun nur noch Feinabstimmung für den nächsten Tag vor.

Die Berge der Argetina Range, leicht verzerrt durch Mirage.
Die Berge der Argetina Range, leicht verzerrt durch Mirage.

Das schlechte Wetter zuvor bot einmal mehr kein Kontrast durch niedrige Wolken bis hin zu white out – weiß auf weiß, kein Horizont sichtbar, der weiße Boden geht in den weißen Himmel über und man sieht kaum die Schneeoberfläche, weil die Lichtreflektion durch die niedrigen Wolken den Kontrast verschwimmen lassen. Als sich die niedrigen Wolken durch unangenehm kalten Wind bis 20kn verzogen haben, war die Freude erst groß, dass wir endlich wieder fahren konnten, dafür war es aber eisig kalt. Bei unseren Stopps für die Messstationen haben wir immer schnell den Windschatten gesucht und wie die Orgelpfeifen aufgereiht auf das Ende der Messung gewartet. Handschuhe ausziehen wird dann dreimal überlegt und im Zweifelsfall kann man auch mit dicken Handschuhen noch einen lesbaren Logbucheintrag schreiben und den Thermosbecher mit der Suppe halten. Nach dem langen Meßtag in der Kälte hatten wir unsere Mühe die Augen bis Mitternacht zum Antoßen auf das neue Jahr auf zu halten. Zum heutigen Umzug des Camps hatten wir dann strahlenden Sonnenschein und keinen Wind – ideale Bedingungen!

Angelika Humbert

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