Weitere Station zu Weihnachten

Sticky toffee pudding zu Weihnachten

Am 24.12. haben wir die zweite autonome Station aufgebaut und die Antennenkiste – mit einem Stern versehen – eingegraben. Diese Station steht nur wenige Kilometer von der ersten Station entfernt und befindet sich an der Stelle an der die Eisunterseite im Schmelzkanal am steilsten ist. Dort erwarten wir die höchsten Schmelzraten an der Unterseite. Die erste Station dient dann als Vergleich um einordnen zu können, wieviel stärker es innerhalb des Kanals schmilzt. Der Aufbau der zweiten Station lief schon viel routinierter. In den fünf Stunden, die wir gebraucht haben, hatte jeder seinen Arbeitsrhythmus und es ging Hand in Hand. Leider war auch an diesem Tag die Schneeoberfläche ungewöhnlich weich und feucht. Für diese Gegend sind solche Bedingungen eher selten, aber wir haben erstaunlich häufig nassen Schnee und auch viel Neuschnee.

Sticky toffee pudding zu Weihnachten
Sticky toffee pudding zu Weihnachten (im roten Pyramidenzelt).

Am Tag drauf haben wir das erste Mal das Camp umgesetzt und sind mit allen vier schwer beladenen Schlitten wie eine Karawane weitergezogen. Durch die jahrelange Optimierung der Ausrüstung des British Antarctic Survey geht das Packen überraschend leicht und ist völlig durchstrukturiert. Das neue Camp befindet sich rund 20km nördlicher, aber ebenfalls am Rand des Schmelzkanals. Von hier haben wir heute eine weitere Radarroute durchgeführt  und werden uns in den nächsten Tagen an die vermutlichen Ausläufer des Schmelzkanals vorarbeiten. Die Eisdicke des Kanals hat sich hier weiter stromabwärts schon um mehr als hundert Meter verringert.

Trotz der intensiven Tage gab es auch hier ein Weihnachtsfest im Zelt – und das gleich zweimal, da neben den beiden deutschen Wissenschaftlern ein schottischer Feldassistent dabei ist, der schottische Köstlichkeiten als Weihnachtsgeschenk mitgebracht hat! So gab es Haggis und sticky toffee pudding zusammen mit Lebkuchen und Schmalz. Vor unserer Abreise hatten wir viele Gerüchte über die britischen Essenskisten gehört, die noch immer man food boxes heißen, obwohl schon lange nicht mehr zwischen Hundenahrung und Menschennahrung unterschieden werden muss (wie noch zu Scotts Zeiten). Entgegen aller Gerüchte sind wir mit dem was wir darin finden mehr als zufrieden – der Porridge ist sehr lecker, die gefriergetrockneten Essenstüten schmecken gut und an Tagen mit schlechtem Wetter, an denen Zeit zum Kochen bleibt, findet man viele Zutaten, aus denen man selbst kochen kann. Besonders beliebt sind die
biscuit brown-s, die Bundeswehrkeksen ähneln, mit Erdnussbutter oder Dosenkäse! An den Weihnachtsfrühstücken duftete das Zelt dann auch das erste Mal nach richtigem Filterkaffee und der erste Funkspruch war ‚Rothera, Rothera – Sledge Uniform, Merry Christmas’.

Angelika Humbert

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