Zwei erfolgreiche Flüge und ein Meteoriten-Krater?

Das Bild zeigt die beobachtete ringförmig umrahmte Bruchstruktur im Schelfeis (oben: Foto im Original, unten: mit erhöhten Kontrast)

Nachdem in den Tagen zuvor zahlreiche Probleme mit den Messgeräten an Bord von Polar 6 behoben bzw. Abweichungen in den Messwerten erklärt werden mussten, liefen die beiden letzten Flüge vor Weihnachten sehr erfolgreich. Sowohl Johannes und Tobias (gestern) als auch Christian und Graeme (heute) verließen zusammen mit den Piloten (Brad und Weston) sichtbar erleichtert das Flugzeug. Zuvor hatten verschiedene Erklärungsversuche „Immer wenn du im Flugzeug sitzt, dann…“ die Runde gemacht. Auch wenn wir nicht für jede Abweichung (etwa in der Zahl der an den Messgeräten leuchtenden Lämpchen) eine Erklärung gefunden haben, lässt sich feststellen, dass wir unabhängig von der Besatzung die Messgeräte im Griff haben und täglich bei der Kartierung des Magnet- und Gravitationsfeldes sowie der Eisdicken Fortschritte machen.

Brad kommunizierte während der letzten Woche mehrmals durch sein Headset „Ich glaube, wir haben gerade einen riesigen Meteoriten überflogen“. Daraufhin schauten wir immer sofort auf unsere nach unten gerichteten Foto- und Videokameras, konnten aber nie das von ihm entdeckte Objekt wiederfinden. Der Fund von Gesteinen kosmischen Ursprungs ist in der Antarktis nichts Außergewöhnliches. Im Februar 2013 entdeckten Wissenschaftler in der Nähe der Princess Elisabeth Station einen 18 Kilogramm schweren Meteoriten. Bei unserem „Überraschungsflug Richtung Norden“ gab es neben der zunächst unklaren Flugroute noch eine weitere Überraschung: Christian entdeckte beim Blick aus dem Fenster eine große ringförmig umrahmte Bruchstruktur im Schelfeis. Tobias gelang es, ein Foto aufzunehmen und kurze Zeit später begann die Diskussion, worum es sich dabei handeln könnte. Im Jahr 2004 wurde über Infraschall der Einschlag eines riesigen Meteoriten (Boliden) ungefähr an dieser Position lokalisiert. Möglicherweise hat dieses mehrere Meter große Objekt einen Krater erzeugt, der auch heute noch sichtbar ist. Um dieser Vermutung näher nachzugehen, werden wir möglicherweise während einem unserer nächsten Flüge direkt über diese Struktur fliegen und die aktuell unbekannten räumlichen Ausmaße festhalten können.

In der Hoffnung mit unserer Beobachtung etwas Besonderes entdeckt zu haben, feiern wir nun auf der Princess Elisabeth Station das Weihnachtsfest. Die beiden Köche stehen schon seit heute Morgen in der Küche und wir sind gespannt, womit sie uns überraschen werden. Das Wetter zeigt sich auch von seiner besten Seite: Sonnige, verschneite Gebirgslandschaft. Frohe Weihnachten! (tb)

 

Das Bild zeigt die beobachtete ringförmig umrahmte Bruchstruktur im Schelfeis (oben: Foto im Original, unten: mit erhöhten Kontrast). Foto: Alfred-Wegener-Institut

Leser:innenkommentare (2)

  1. Ulla

    Frohe Weihnachten allen fleißigen Forschern!

    Wir sind immer gespannt auf die neuen Berichte und staunen über die Fotos! Und der Koch serviert doch bestimmt Eis -oder?

    Liebe Grüße
    und alles Gute für 2015

    Ulla@ Co.

  2. Wenn es dann doch nicht Bumm gemacht hat. Von Impakten, die wohl doch keine waren. » Exo-Planetar » SciLogs - Wissenschaftsblogs

    […] 2014 von einer Gruppe des Alfred-Wegener-Institutes (die haben auch einen schönen Blog) zufällig beim Überflug im King Baudouin Schelfeis gesichtet. Leider stellte es sich dann als eine Eisdoline heraus, eine Struktur ähnlich einer […]

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