Neues von Nobelium

Michael Block am Laserspektroskopie-Experiment. Bild: GSI

Wie ist eigentlich das Laserspektroskopie-Experiment ausgegangen, von dem ich Anfang Oktober live getwittert habe? Ich habe den Experimentleiter Michael Block gefragt.

Experimentleiter Michael Block. Bild: GSI
Experimentleiter Michael Block. Bild: GSI

Wie ist euer Experiment nach der Einstellphase mit Ytterbium weiter verlaufen?
Michael Block (MB):
Vier Tage lang haben wir mit dem Teilchenbeschleuniger Nobelium hergestellt. Pro Sekunde entstanden etwa acht Atome des superschweren Elements. Wir haben dann getestet, mit welcher Laserfrequenz wir das äußerste Nobelium-Elektron auf das nächsthöhere Energieniveau anheben können. Dessen Lage würde uns verraten, wie die Atomhülle von Nobelium aufgebaut ist. Ziel unseres Experiments ist es ja herauszufinden, wie sich die Atomstruktur superschwerer Elemente von der „normaler“ Elemente unterscheidet.

Vier Tage? Ihr hattet doch noch zwei volle Wochen Strahlzeit?
MB:
Leider wurde kurzfristig eine Woche Strahlzeit gestrichen. Die Priorität liegt, mit Hinblick auf den Bau der neuen Beschleunigeranlage FAIR, auf sogenannten Maschinenexperimenten. Diese brauchten Uran-Ionen. Zwar kann der Linearbeschleuniger parallel Uran- und Calcium-Ionen beschleunigen, aber nicht beide auf voller Intensität. Da fiel die Entscheidung leider zugunsten der Maschinenexperimente aus.

Blick in den Farbstoff-Laser. Bild: GSI
Blick in den Farbstoff-Laser, der zum Einsatz kam. Bild: GSI

Schade. War die Strahlzeit trotzdem erfolgreich für euch?
MB:
Ja, unsere Messeffizienz war sehr gut, das heißt, wir waren gut vorbereitet. Natürlich hätten wir das gerne zwei volle Wochen ausgenutzt. Aber wir haben flexibel auf die Strahlzeit-Kürzung reagiert und unsere Messungen auf den aussichtsreichsten Frequenz-Bereich eingeschränkt. Außerdem haben wir mit mehreren Lasern gleichzeitig gemessen.

Wie viele Frequenzen habt ihr denn getestet?
MB:
Wir haben mit etwa 4000 verschiedenen Laser-Frequenzen auf die Nobelium-Ionen geschossen. Etwa alle zwei Minuten haben wir die Frequenz geändert. Als wir einmal durch waren, reichte die Zeit noch für einen zweiten Durchlauf, für eine genaueres Ergebnis.

Felix schreibt seine Doktorarbeit über das Experiment. Bild: GSI
Felix schreibt seine Doktorarbeit über das Experiment. Bild: GSI

Wisst ihr schon, wo das Energieniveau liegen könnte, also welches die richtige Frequenz ist?
MB:
An manchen Stellen haben wir eine höhere Zerfallsrate von Nobelium gesehen, da haben wir dann sogar noch ein drittes Mal gemessen. Aber einen eindeutigen Kandidaten haben wir noch nicht.

Wie lange wird die Datenanalyse noch dauern?
MB:
Wir werden noch einige Wochen damit beschäftigt sein, alle Messdaten den einzelnen Lasern zuzuordnen und alle Faktoren zu berücksichtigen, die die beobachtete Rate beeinflussen. Für Felix’ Doktorarbeit reichen die Daten aber vermutlich noch nicht. Nächstes Jahr werden wir hoffentlich noch einmal Strahlzeit bekommen.

Kommentar hinzufügen

Verwandte Artikel