Indisch kochen im Gästehaus

Es gibt eine kleine Küche. Bild: GSI

Die Nacht von Mittwoch auf Donnerstag habe ich im Gästehaus verbracht. Das tun hunderte von Wissenschaftlern jedes Jahr. Denn während der Strahlzeit wollen sie ständig abrufbereit sein und flexibel auf Planänderungen reagieren können. Gleichzeitig nutzen sie auch zwei Stunden Pause, um etwas Schlaf zu bekommen. Ich treffe Gita aus den Niederlanden, Hiroki aus Japan und Bao-Hua aus China.

Ich wohne im Zinn (Sn)-Zimmer. Bild: GSI
Ich wohne im Zinn (Sn)-Zimmer. Bild: GSI

Das GSI-Gästehaus befindet sich direkt auf dem Campus. Es ist für diejenigen reserviert, die Strahlzeit haben. Die 28 Zimmer sind passenderweise nach Elementen benannt (leider ist die Ordnungszahl nicht die Zimmernummer, das wäre noch schöner!).

Das Gästehaus liegt im Grünen. Bild: GSI
Das Gästehaus liegt im Grünen. Bild: GSI

Eine Küche, ein großer Gemeinschaftsraum mit Blick auf den Seerosenteich und eine Terrasse mit Grill stehen den Gästen zur Verfügung. Bao-Hua Sun wohnt gerade hier. Er kommt aus Peking und wird zehn Tage bleiben, um am Fragmentseparator zu experimentieren. „Es ist sehr praktisch hier zu wohnen“, sagt er. „Wir können Wäsche waschen und uns abends etwas kochen, wenn die Kantine geschlossen ist.“

Bao-Hua (l.) und Hiroki (r.) wohnen im Gästehaus. Bild: GSI
Bao-Hua (l.) und Hiroki (r.) wohnen im Gästehaus. Bild: GSI

Hiroki Yamakami bleibt fast für einen Monat. Er ist aus Kyoto, Japan. Ich frage beide, ob sie öfters neue Leute von anderen Experimenten kennenlernen oder ab und zu gemeinsam kochen. „Das ist eher selten“, sagt Bao-Hua. „Wir sind voll ausgelastet durch die Arbeit am Experiment und haben oft unterschiedliche Schichten. Deshalb trifft man sich nicht oft und hat nur wenig Freizeit.“ Hiroki nickt zustimmend. Die Gäste bleiben meistens zwischen zwei Tagen und zwei Wochen. Es sind nicht nur Physiker, sondern auch Ingenieure. Sie haben das Know-How, um das Experiment aufzubauen und bei Problemen nachzujustieren.

Gita kocht gerade. Bild: GSI
Gita kocht gerade. Bild: GSI

Später treffe ich Gita Gellanki, die gerade kocht. Sie kommt eigentlich aus dem Norden Indiens, ist aber schon seit längerer Zeit in Europa. „Nachdem ich in Indien Physik studiert hatte, bekam ich die Möglichkeit meine Doktorarbeit in Lundt, Schweden, zu schreiben“, erzählt sie. Seither arbeitet sie als Postdoc am niederländischen Beschleunigerinstitut KVI in Groningen. KVI steht für Kernfysisch Versneller Instituut (herrlich, oder?). „Mein Mann ist Nanophysiker“, erzählt Gita. „Er ist seit kurzem Assistenzprofessor in Indien. Er und unsere fünfjährige Tochter sind deshalb zurück nach Indien gegangen. Ich vermisse die beiden sehr, aber in Indien gibt es wenig Möglichkeiten in der Kernphysik zu experimentieren, weil wir keine vergleichbaren Beschleunigeranlagen haben.“ Gita nutzt jetzt die Chance, um möglichst viel zu lernen. „Dann will ich zurück nach Indien gehen und mein Wissen an die Studenten dort weiter geben. So kann ich etwas für mein Land tun.“

Yoshiki bleibt länger und wohnt im Steinhaus. Bild: GSI
Yoshiki bleibt länger und wohnt im Steinhaus. Bild: GSI

Das zweite Gästehaus, das sogenannte Steinhaus, ist etwa zwei Kilometer entfernt. Es ist für längere Aufenthalte gedacht. Yoshiki Tanaka, zum Beispiel, bleibt noch bis Oktober. Er ist immer wechselweise mehrere Monate bei GSI und dann wieder in Tokyo.

Von meinem Zimmer sieht man den neuen FAIR-Parkplatz. Bild: GSI
Von meinem Zimmer sieht man den neuen FAIR-Parkplatz. Bild: GSI

„Deshalb ist es schwierig für mich eine feste Wohnung zu suchen.“ Wenn er etwas Freizeit hat, schließt er sich manchmal den Sommerstudenten an. „Das ist immer lustig!“ Ich hoffe, dass ich noch eine der legendären Experiment-Partys im Gästehaus miterlebe, die ab und zu spontan stattfinden, wenn ein Experiment erfolgreich zu Ende gegangen ist.

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