Augenspiegel 34-16: Horrorfach Vacui

Lego-DNA-Forscherinnen "The Bioneers". Bild: LEGO.
Lego-DNA-Forscherinnen „The Bioneers“. Bild: LEGO.

Halten Sie sich fest: Physik gehört zu den unbeliebtesten Fächern in der Schule. Nein – doch – ohhh! Für wen der Physik-Unterricht immer schon eine Qual war, für den mag das keine Neuigkeit sein. Aber wissen Sie, wer nun auch zu dieser Einsicht gekommen ist? Die Standesorganisation der deutschen Physiker*innen – die Deutsche Physikalische Gesellschaft (DPG). Die fordert nun, das Fach beliebter zu machen. Na herzlichen Glückwunsch zu dieser Erkenntnis, liebe DPG!

„Weniger rechnen, mehr denken“, solle das Motto sein. Beim ersten Punkt kann sich die DPG der Zustimmung der „in Physik war ich immer schlecht“-Fraktion gewiss sein. Ebenso schonungslos scheint die Analyse, man müsse „die Illusion einer vollständigen Vermittlung aller Aspekte der Physik aufgeben. […] Viele Lehrpläne sind überfrachtet.“ Hört hört! Und wie sollen Schüler*innen für die leblose Naturwissenschaft begeistert werden? „Die Inhalte müssen an die Erfahrungswelt der Jugendlichen anknüpfen.“ Ja, das da früher keine drauf gekommen ist. Vielen Dank für diese Studie!

Videos der Woche

Physik alltagsnah vermitteln – das klappt auch sehr authentisch bei diesem sehr unterhaltsamen ScienceSlam, der die Wissenschaft sehr unterschwellig rüber bringt.

Video: ScienceSlam

Fernseh-Astronom Harald Lesch betreibt seit einem halben Jahr einen sehr spannenden Youtube-Kanal für’s ZDF: Terra X Lesch & Co. Darin setzte er sich Ende Juni wissenschaftlich mit dem AFD-Parteiprogramm auseinander.

Video: Terra X Lesch & Co.

Einen Monat später drehte er dann ein Video über die vielen Hassmails, die ihn daraufhin erreichten. Auch die zerpflückt Lesch jedoch in wissenschaftlicher Weise – sehenswert!

Video: Terra X Lesch & Co.

Tweets der Woche

Wie reagiert ein Eisschild auf die Klimaveränderungen?

Das Browser-Spiel Iceflows, das leider eine lange Ladezeit hat und auf Mobilgeräten nicht richtig funktioniert, schafft es die Zusammenhänge zwischen Klimawandel und dem Eis spielerisch zu vermitteln. Allerdings muss man sich hierfür schon länger mit dem Spiel beschäftigen. Eine schnelles Nebenbei-Klicken bietet leider noch keine Erkenntnisse.

Pokémons am GSI in Darmstadt:

Auch das Wissenschaftsjahr Meere und Ozeane springt auf den Pokémon Go-Trend auf und macht eine Foto-Wettbewerb mit den kleinen Kreaturen. Eine gute Idee!

Ebenfalls eine nicht-beabsichtigte Nutzung stellt diese Tinder-Anwendung in der Wissenschaft dar. Die Universität Salford nutzt die beliebte Dating-App für ihr Marketing. Ich bin mir unschlüssig: Ist das nur spannend oder übertrieben?

Vorsicht beim Umgang mit Excel

Excel scheint beim Umgang mit großen Zahlen- und Datenmengen gerne mal einige Informationen zu verschlucken. Eine aktuelle Untersuchung kommt nun zu dem Schluss, dass allein jede fünfte Publikation zur Genforschung hierdurch verfälscht sein könnte! Augen auf bei der Software-Wahl!

Lego-Forscher*innen

Hier mal wieder eine schöne Lego-Idee: The Bioneers ist eine Gruppe von forschenden Lego-Figuren. Diesen Vorschlag kann man auf der Plattform Lego Ideas unterstützen. Die Anzahl der Votings auf der Plattform entscheidet dann über eine mögliche Produktion.

Podcast-Special

Das Merton-Magazin des Stifterverbands stellt in einer dreiteiligen Folge die Welt der Podcasts vor – insbesondere die Wissenschaftspodcasts. Lesens- und hörenswert! Nur den Titel „Podcasting als Resterampe“ habe ich nicht so ganz verstanden.

Kurz verlinkt

Vor mehr als einem Jahr hatte ich an dieser Stelle schon mal eine Studie verlinkt, die zeigte, dass man aus Bewegungsdaten Muster herauslesen kann, die mit einer erhöhten Gefahr korreliert sind, an einer Depression zu erkranken. Eine neue Untersuchung zeigt nun eine ähnliche Vorhersagekraft für Instagram-Accounts aus. Erstaunlich, dass die Foto- und Video-Sharing-App solche Voraussagen ermöglicht!

Zum Schluss: Funktioniert Clickbaiting auch in der Wissenschaft? Kurz gesagt: Ja!

Die Augenspiegel-Kolumne

Die Kolumne „Augenspiegel – Webfundstücke rund um die Wissenschaft“ erscheint etwa alle zwei Wochen freitags im Blogportal der Helmholtz-Gemeinschaft. Darin stellt Henning Krause, Social Media Manager in der Helmholtz-Geschäftsstelle, Internetfundstücke aus dem Web 1.0 und dem Web 2.0 vor, die zeigen, wie sich der gesellschaftliche Diskurs um Wissenschaft im Internet abspielt: neue Kommunikationsformen, neue Technologien und Kommunikationskulturen. Bei dieser Kuratierung spielen Blogs, Apps, Facebook, Youtube und Twitter eine Rolle – anderseits auch Internet-Meme, Shitstorms und virale Videos.

Leser:innenkommentare (1)

  1. Antonia Rötger

    Super, ein guter Start in den Tag, diese Kolumne. Und danke für den Hinweis auf die Clickbaiting-Studie der Psycholinguisten. Ich nehme aus diesem Blog wirklich immer wieder wertvolle Tipps mit!

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