Augenspiegel 05-16: Wissenschaft im Weißen Haus

Eine neue Presse an DESYs Röntgenquelle PETRA III kann das Innere von Planeten simulieren und neue Materialien synthetisieren. Die sechs Stempel der Presse können bis zum 300.000-fachen Atmosphärendruck erzeugen. Bild: DESY/Dirk Nölle
Eine neue Presse an DESYs Röntgenquelle PETRA III kann das Innere von Planeten simulieren und neue Materialien synthetisieren. Die sechs Stempel der Presse können bis zum 300.000-fachen Atmosphärendruck erzeugen. Bild: DESY/Dirk Nölle

Vor einem halben Jahr interviewte Youtube-Star LeFloid die Bundeskanzlerin. 4,5 Mio. Mal wurde das Video seitdem abgerufen. US-Präsident Obama tritt seit seinem Amtsantritt vor sieben Jahren jedes Jahr in den Video-Dialog mit der Öffentlichkeit. In diesem Jahr gehörte zu den drei ins Weiße Haus eingeladenen Youtubern auch Destin Sandlin. Die Videos seines Wissenschaftskanals „Smarter Every Day“ habe ich hier immer wieder vorgestellt. Es ist bezeichnend für die englischsprachige Youtube-Community (und leider noch unvorstellbar für ihr deutsches Pendant), dass ausgerechnet ein Wissen(schaft)s-Youtuber zu so einer Gelegenheit eingeladen wird. Bislang ebenso undenkbar in Deutschland: Die Zuschauer von Smarter Every Day finanzieren die Videos von Destin Sandlin mit freiwilligen Spenden von mehr als 6.000 US-Dollar pro neuem Video.

Destin Sandlins Interview mit Barack Obama beginnt im Video des Weißen Hauses bei Minute 18 und 30 Sekunden. Der Anfang des Videos hilft, das jährliche Interviewformat zu verstehen.

https://www.youtube.com/watch?v=Tjl8ka3F6QU

Video: The White House

Was er durch das Interview gelernt hat, berichtet Destin Sandlin in diesem Video.

Video: Smarter Every Day

Tweets der Woche

Die DFG ist seit dieser Woche auf Twitter.

Prompt folgten erste Vorschläge, wie man diesen Umstand nutzen könnte:

Geschlechterstereotype gibt es auch in der Wissenschaft: „Neben Familie und Haushalt hat sie ihre Doktorabeit ganz prima gemeistert.“ Würde man so etwas auch über einen Mann sagen? Warum eigentlich nicht, dachte sich Elsa Panciroli:

Dass die Wissenschaft mehr Emotionalität gebrauchen könnte, darüber referiert kein Mann, sondern Emily Grossman. Leider erlaubt der Rechteinhaber kein Einbetten des Videos, daher hier nur als Link.

Wissenschaftskommunikation

Der Siggener Kreis trifft sich auch in diesem Jahr, um über Wissenschaftskommunikation zu reflektieren. Die Organisatoren um Elisabeth Hoffmann und Markus Weißkopf öffnen nun den TeilnehmerInnenkreis: In diesem Jahr kann dort jedeR Interessierte einen Themenvorschlag für den knapp einwöchigen Workshop im Mai 2016 an der Ostsee einreichen. Konferenzsprache ist englisch, inhaltlich soll es um eine internationale Perspektive auf die Wissenschaftskommunikation gehen.

Die Akademien-Arbeitsgruppe „Wissenschaft Öffentlichkeit Medien“ (WÖM) ist in Phase zwei eingetreten: Bedeutung, Chancen und Risiken der sozialen Medien, heißt der Fokus. Nach der Konstituierung im April 2015 tagte man zunächst intern. Im Dezember 2015 wurde drei Experten gehört. Und nun nach der Hälfte der Arbeitsgruppen-Laufzeit (Ende ist im Dezember 2016) soll der Zwischenstand der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Zu dem Termin am 18. März 2016 in Berlin kann man sich noch bis Mitte Februar anmelden. Das Event soll auch per Livestream übertragen werden, wie Arbeitsgruppen-Koordinator Peter Weingart heute in einem frisch gelaunchten WÖM-Blog in den SciLogs schreibt.

Update 9. Februar: In einem Kommentar wurden nun die von der WÖM2-Arbeitsgruppe gehörten Experten genannt: „Georg Dahm (Substanz-Magazin; Innovativer Wissenschaftsjournalismus). Am 18. Dezember 2015: Christian Herbst und Sophie Leukel (BMBF / DLR-PT); Florian Freistetter (Blogger und freier Wissenschaftsautor); Christian Stegbauer (Uni Frankfurt, Internetforschung und Wikipedia-Experte); Johann-Dietrich Wörner (ESA)“.

Kurz verlinkt

Klartext! – der Klaus Tschira Preis für verständliche Wissenschaft geht in die nächste Runde. ForscherInnen, die 2015 ihre naturwissenschaftliche Dissertation abgeschlossen haben, können diese dort nun einreichen.

Außerdem diese Woche lesenswert: Wie Pseudomediziner den Anschein von Wissenschaftlichkeit erwecken, indem sie das Vokabular der Wissenschaft kapern. Und: Alexander Mäder hat eine Umfrage über die Praxis des Gegenlesens zwischen JournalistInnen, PressesprecherInnen und ForscherInnen gemacht. Nun stellt er die Ergebnisse vor. Anton Zeilinger warnt vor einer Vermischung zwischen Öffentlichkeits und PR in der Wissenschaft.

Meine Audio-Fundstücke der Woche gibt es ja, wie vor zwei Wochen ausführlich geschrieben, nun nicht mehr hier in der Augenspiegel-Kolumne sondern direkt in einem abonnierbaren Podcast-Feed.

Die Augenspiegel-Kolumne

Die wöchentliche Kolumne „Augenspiegel – Webfundstücke rund um die Wissenschaft“ erscheint freitags im Blogportal der Helmholtz-Gemeinschaft. Darin stellt Henning Krause, Social Media Manager in der Helmholtz-Geschäftsstelle, Internetfundstücke aus dem Web 1.0 und dem Web 2.0 vor, die zeigen, wie sich der gesellschaftliche Diskurs um Wissenschaft im Internet abspielt: neue Kommunikationsformen, neue Technologien und Kommunikationskulturen. Bei dieser Kuratierung spielen Blogs, Apps, Facebook, Youtube und Twitter eine Rolle – anderseits auch Internet-Meme, Shitstorms und virale Videos.

Leser:innenkommentare (1)

  1. Augenspiegel 33-17: Selfies aus der Wissenschaft - Augenspiegel

    […] gegeben hatte – damals allerdings noch lange vor Beginn des Wahlkampfs. Ich hatte das Video damals auch im Augenspiegel eingebunden. Damals fand ich spannend, dass mit Destin Sandlin unter anderem ein Wissensyoutuber ausgewählt […]

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