Augenspiegel 47-15: Kuratieren

Im Hermann-von-Helmholtz-Bau der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) in Berlin verlieh die Deutsche Mathematiker-Vereinigung (DMV) am 19.11.2015 ihre Journalisten- und Medienpreise. Bild: Helmholtz, CC-BY 4.0
Im Hermann-von-Helmholtz-Bau der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) in Berlin verlieh die Deutsche Mathematiker-Vereinigung (DMV) am 19.11.2015 ihre Journalisten- und Medienpreise. Bild: Helmholtz, CC-BY 4.0

Die Menge an Veröffentlichungen im Internet ist unüberschaubar groß. Niemand kann alles lesen, hören und ansehen. Daher müssen Nutzerinnen und Nutzer eine Auswahl treffen. Wer eine solche Auswahl nicht nur für sich, sondern auch für Andere trifft, der kuratiert Inhalte. Dafür ist es allerdings auch notwendig, nicht nur interessante Fundstücke zu sammeln, sondern auch die interessantesten daraus auszuwählen. Die Leserinnen und Leser schätzen solche kuratierten Inhalte, da sie ihre Aufmerksamkeit auf weniger Artikel, Video, Podcast-Episoden oder Blogbeiträge fokussieren können. Und so werden kuratierte Linksammlungen mittlerweile selbst als Mehrwert angesehen.

Im Blog des Deutschlandfunks schreibt Deutschlandradio-Online-Redakteur Boris Bittner über den neuen Trend des kuratierten Audio-Podcasts: HörerInnen können eine Podcast-Feed eines Kurators abonnieren, der wieder Audio-Inhalte von Dritten auswählt und zusammenstellt. In den USA geht der Audiopodcast-Trend auch nach dem Hype um Serial ununterbrochen weiter. Apropos Podcast: In der heute erschienenen Folge des Resonator-Podcast greifen wir das Thema Tierversuche in der Forschung auf. Die Leibniz-Gemeinschaft hat dazu gestern eine neue Webseite u.a. mit diesem Video freigeschaltet – ein schönes Beispiel transparenter Kommunikation bei einem schwierigen Thema, finde ich.

Video: Leibniz-Gemeinschaft

Wissenswerte 2015

Die Wissenswerte, die alljährliche Wissenschaftsjournalismus-Konferenz, war wieder ein lohnenswertes Netzwerktreffen. Melanie Stein hat im ZAPP-Blog beim NDR einige Diskussionen zusammengefasst. Zwei innovative Sessions beschäftigten sich mit Spielen als Werkzeug der Wissenschaftskommunikation und Apps für Wissenschaftsjournalisten. Die Volkswagen-Stiftung hatte wie im Augenspiegel berichtet eine Förderung Projekten zum Thema „Datenjournalismus und Wissenschaft“ ausgeschrieben. Von 81 eingereichten Vorschlägen hat sie nunmehr acht ausgesucht und am Montag vorgestellt. Die Quarks & Co.-Redaktion vom WDR war mit einer Session über Wissensvideos auf Youtube vertreten (Quarks & Co. ist selbst noch nicht auf Youtube) – aus der Session habe ich dieses sehenswerte Video über Massentierhaltung mitgenommen:

Videos der Woche

Video: Louis Rigaud

Wie kommt man eigentlich in den Weltraum? Ein schönes Cross-over von Minute Physics und XKCD (wenn auch etwas länger als eine Minute):

Video: Minute Physics

Über den Wettbewerb „Dance your PhD“, bei dem DoktorandInnen Tanzvideos, die ihre Doktorarbeit darstellen, einreichen können, hatte ich im Augenspiegel ja schon öfter berichtet. Nun stehen die Einreichungen des aktuellen Wettbewerbs online und jeder kann an der Abstimmung teilnehmen. Mir gefällt besonders gut das Video von Jyaysi Desai von der  LMU München mit ihrem Thema „Molecular mechanisms involved in neutrophil extracellular trap (NET) formation„:

Video: Jyaysi Desai

Tweet der Woche

Liebe Nachhilfe-Lehrer – bitte nicht verzweifeln: Drei Jahre vor seinem Annus Mirabilius bot Albert Einstein per Zeitungsannonce Nachhilfe im Mathe und Physik an.

Apropos Mathe: Selbst wenn man in der 11. Klasse Mathematik abwählt (Geht das überhaupt noch? Und wenn ja in welchen Bundesländern?), kann man trotzdem später von der Standesorganisation der deutschen MathematikerInnen mit einem Preis ausgezeichnet werden.

Kurz verlinkt

Social Media: Forschende nutzen am häufigsten Wikipedia. Studie: Warum Astrophysiker twittern. Wie entkommen: Echokammern der Wissenschaftskommunikation? Kleine Anfrage: Wie die Bundesregierung Social Media-Kommunikation betreibt. Daraus einige Erkenntnisse: Das Presse- und Informationsamt der Bunderegierung (BPA) setzt für seine Social Media-Aktivitäten acht MitarbeiterInnen ein (alles Beamte und unbefristet Angestellte). Vor der Etablierung der Social Media Kanäle gab es eine Strategieberatung durch die European Web Video Academy GmbH für knapp 200.000 Euro. Und das BPA (Öffentlichkeitsarbeitsetat 16,7 Mio. Euro jährlich) plant nicht, freie Lizenzen für seine Inhalte zu verwenden.

Termine

Morgen findet an der TU Wien ein Hackathon für Wissenschaftskommunikation statt. Mitmachen können Schülerinnen und Schüler ab 17 Jahren und Studierende, die sich für Wissenschaft, Kommunikation und Medien interessieren. Die Teilnahme ist kostenlos. Und hier kann man sich noch anmelden!

Die Augenspiegel-Kolumne

Die wöchentliche Kolumne „Augenspiegel – Webfundstücke rund um die Wissenschaft“ erscheint freitags im Blogportal der Helmholtz-Gemeinschaft. Darin stellt Henning Krause, Social Media Manager in der Helmholtz-Geschäftsstelle, Internetfundstücke aus dem Web 1.0 und dem Web 2.0 vor, die zeigen, wie sich der gesellschaftliche Diskurs um Wissenschaft im Internet abspielt: neue Kommunikationsformen, neue Technologien und Kommunikationskulturen. Bei dieser Kuratierung spielen Blogs, Apps, Facebook, Youtube und Twitter eine Rolle – anderseits auch Internet-Meme, Shitstorms und virale Videos.

Leser:innenkommentare (1)

  1. Augenspiegel 35-17: Generation hochkant - Augenspiegel

    […] der Volkswagenstiftung zu „Wissenschaft und Datenjournalismus“ hatte ich hier schon berichtet. Nun liegen erste Projektberichte […]

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