Augenspiegel 21-15: Gänse, Aufmerksamkeit und Girls with Toys

DESY-Comic von Johannes Kretzschmar aus dem femto-Magazin 1/15

Nach der angekündigten kurzen Pause greift die Augenspiegel-Kolumne nun wieder Webfundstücke aus der Wissenschaft und der Wissenschaftskommunikation der vergangenen Zeit auf. Los geht’s mit einem Wissenschaftscomic von Johannes Kretzschmar (aka Beetlebum). Er zeichnet regelmäßig für das DESY-Magazin femto und auf seinem Blog enthüllt er auch, wie es dazu kam. In seinem aktuellen Wissenschaftscomic für’s DESY (natürlich auf Seite 42 des Magazins) geht es um Charlie Hebdo, Sigmund Freud, Galileo Galilei, Impfgegener und die Mondlandung:

DESY-Comic von Johannes Kretzschmar aus dem femto-Magazin 1/15
DESY-Comic von Johannes Kretzschmar aus dem femto-Magazin 1/15

Blick in die Blogs

Wenn Konrad Lorenz gebloggt hätte, dann hätte sein Blog wohl ausgesehen wie das von Michael Quetting vom Max-Planck-Institut für Ornithologie. In seinem fotoreichen Blog berichtet er über Graugänse, die diese Woche das Licht der Welt erblickten, und wie sie aufwachsen und die Welt erkunden – Flausch-Faktor und Gänse-Selfies garantiert!

Nicht geschlüpft aber online gegangen ist diese Woche auch das zehnte Blog in den Helmholtz Blogs: das Polarstern-Blog. Darin berichten Expeditionsteilnehmerinnen und -teilnehmer über die Missionen des größten deutschen Forschungsschiffs „Polarstern„, das diese Woche Richtung Arktis in See stach. Auch dieses Blog kann man natürlich per eMail, RSS-Feed und Whatsapp abonnieren.

Im Aeronautics Blog des DLR berichtet Georg Fischer über eine Forschungsmission in Grönland, das das DLR-Team gemeinsam mit der ETH Zürich und dem AWI durchführt. Es geht darum, die dreidimensionale Beschaffenheit von Schnee und Eis bis zu einer Tiefe von 50 Metern aus der Luft zu vermessen. Dort gibt es auch beeindruckende Eis-Fotos zu sehen.

Videos des Monats Mai

Warum Grundlagenforschung wichtig ist:

Video: Numberphile

Wie es aussieht, wenn Killerzellen des Immunsystems Krebszellen ausschalten:

Video: Cambridge University

Wie die DESY-Hochgeschwindigkeitskamera für den Nanokosmos (FLASH) funktioniert:

Video: DESY

Was Stephan Ruß-Mohl über Rückzugsgefechte des Journalismus und Wissenschaftskommunikation in der Aufmerksamkeitsökonomie zu sagen hat:

Video: KIT/WMK

Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen:

Video: re:publica, CC-BY SA 3.0

Tweets des Monats Mai

Astronaut Alexander Gerst ist übrigens auch für den Grimme Online Award 2015 nominiert. Ich drücke ihm und dem ESA-Team die Daumen!

Nicolas Wöhrl möchte nicht beim Forschen gestört werden!

Chemtrails, Impfgegner et al.

Mein Kollege Josef Zens vom MDC schreibt in seinem privaten Blog etwas Bemerkenswertes – und zwar: „Nehmt die Chemtrailer ernst„. Natürlich geht es ihm nicht darum, alberne Verschwörungstheorien zu fördern, sondern darum, die Menschen, die an Esoterik glauben, nicht einfach nur als „Bekloppte“ abzutun. Wir haben im Comic „Klar soweit?“ neulich mal versucht, genau das in Bezug auf Impfgegner zu tun. Josef schreibt (im generischen Femininum): „Jede Anhängerin einer solchen Verschwörungstheorie und jede Anhängerin von Pseudomedizin [stellt] für mich einen Beleg dar für das Versagen von Wissenschaftskommunikation.“ Und da stimme ich ihm zu. Gleichzeitig weist er zurecht darauf hin, dass mehr Aufklärung über Wissenschaft das Problem scheinbar auch nicht immer löst, wie man am Beispiel der Impfgegner sieht.

Unterdessen hat das Umweltbundesamt (UBA) auf seiner Facebook-Seite Ärger mit den Chemtrail-Anhängern. Auch der Deutsche Wetterdienst (DWD) hat sich eingeschaltet. Auf ähnliche Diskussionen der Stiftung Warentest mit Impfgegnern auf Facebook hatte ich vor einigen Wochen ja schon hingewiesen.

Girls with Toys

Wissenschaftler seien „Boys with Toys“ sagte Astronom Shrinivas Kulkarni in einem Interview mit dem US-Radiosender NPR Mitte Mai. Viele Forscherinnen (insbesondere Astronominnen) wollten das nicht auf sich sitzen lassen und posteten in Sozialen Netzwerken Bilder von sich mit ihren Forschungsgeräten unter dem Hashtag #GirlsWithToys.

Kunstjagd: Hinweise über Whatsapp
Kunstjagd: Hinweise über Whatsapp

Kunstjagd goes Serial

Gestern startete ein interessantes Medienprojekt, das ein wenig wie eine deutsche Adaption des US-Erfolgspodcasts Serial anmutet: Kunstjagd. Es geht um ein vor 77 Jahren verschollenes Gemälde, das es einer jüdischen Familie aus München ermöglichte, vor den Nazis in die Schweiz zu flüchten. Kunstjagd stellt die Geschichte der Familie Engelberg und die Suche nach dem Verbleib des Gemäldes dar – und zwar sowohl als wöchentlich erscheindener Audio-Podcast (Podcast-Feed) als auch mit Hinweisen über WhatsApp. Jeder Interessierte kann diese Kanäle abonnieren und die Entwicklung der Recherche verfolgen. Die Zuhörer sind sogar aufgerufen, eigene Vermutung über die Lösung des Geheimnisses an die Produzenten zu schicken – per E-Mail oder eben Whatsapp. Ein interessantes Crossmedia-Experiment!

Die Augenspiegel-Kolumne

Die wöchentliche Kolumne „Augenspiegel – Webfundstücke rund um die Wissenschaft“ erscheint freitags im Blogportal der Helmholtz-Gemeinschaft. Darin stellt Henning Krause, Social Media Manager in der Helmholtz-Geschäftsstelle, Internetfundstücke aus dem Web 1.0 und dem Web 2.0 vor, die zeigen, wie sich der gesellschaftliche Diskurs um Wissenschaft im Internet abspielt: neue Kommunikationsformen, neue Technologien und Kommunikationskulturen. Bei dieser Kuratierung spielen Blogs, Apps, Facebook, Youtube und Twitter eine Rolle – anderseits auch Internet-Meme, Shitstorms und virale Videos.

Kommentar hinzufügen

Verwandte Artikel