Zum Wissenschaftsjahr 2014

Keyvisual 2014

Der Siegeszug des Internets – und warum ein Wissenschaftsjahr uns dabei helfen kann, hier und da nachdenklicher zu werden.

Seit der Industriellen Revolution vor gut 200 Jahren hat sich sehr viel sehr schnell verändert: Zumindest in den Industrieländern haben sich die Arbeitsbedingungen drastisch verbessert, die Art der Kommunikation rasant weiterentwickelt, und der Lebensstandard ist enorm gestiegen. Das Internet – erst knapp 30 Jahre alt – spielt dabei eine Schlüsselrolle. Doch wie gehen wir Menschen in unserem Alltag mit den digitalen Veränderungen um? Sicher, wir nutzen die ungeahnten Möglichkeiten, aber denken wir auch genügend an die Gefahren?

Fragen, die sich uns jeden Tag stellen. Fragen, die belegen, warum das Thema des Wissenschaftsjahres 2014 mit dem Titel „Die Digitale Gesellschaft“ kaum besser hätte gewählt sein können. Zwar ist vieles in unserem Leben einfacher geworden, aber nicht unbedingt besser. Das zeigt die aktuelle Diskussion über die Überwachung sämtlicher Daten, initiiert von Geheimdiensten. Der als NSA-Affäre bekannt gewordene Skandal ist nur die Spitze des Eisberges, da sind sich viele Experten einig. Kürzlich legte eine Arbeitsgruppe des EU-Parlaments den Entwurf eines Untersuchungsberichts zur NSA-Affäre vor. Darin heißt es unter anderem, es gebe überzeugende Beweise für weitreichende, komplexe und technisch hoch entwickelte Systeme bei US- und europäischen Geheimdiensten, die in der Lage seien, sämtliche Daten von Menschen in aller Welt verdachtsunabhängig zu sammeln, zu speichern und zu analysieren . Im Umkehrschluss drängt sich die Vermutung auf, dass die Geheimdienste in jedem Menschen auf Erden einen potenziellen Verdächtigen sehen. Die Möglichkeit einer umfassenden Daten- und Kommunikationsüberwachung ist dabei nur eine Facette der um uns greifenden Digitalisierung, die dem Bürger aufzeigt, wie schnell er doch seine Daten, sein ganz intimes Leben verlieren kann. Das Internet eröffnet im Minutentakt neue Versuchungen und Möglichkeiten – im weltweiten Netz gibt es nichts, was es nicht gibt; von Büchern über weltweite „Freundschaften“ bis hin zu einem privaten Stern ferner Galaxien können wir alles erwerben und geben dafür große Teile unserer Privatsphäre auf, unbeschwert und oftmals unbewusst.

Das digitale Leben ist ziemlich schnell in unseren Alltag eingekehrt. Wir genießen die Vorzüge einer schnelleren, modernen Kommunikation und die neue „offene“ Kultur. Sei es das unbeschwerte Chatten mit fremden Menschen oder das vermeintlich sichere Onlinebanking – das digitale Leben birgt so manche Sicherheitslücke. Über die Konsequenzen wissen die wenigsten von uns Bescheid. Nicht zuletzt aufgrund fehlender Aufklärung, die niemandem konkret anzulasten ist, sondern der rasanten Entwicklung geschuldet ist. Hier kann das diesjährige Wissenschaftsjahr ansetzen. Universitäten, Forschungseinrichtungen, Schulen, Unternehmen, Initiativen: Alle können, nein, „müssen“ zu mehr Aufklärung beitragen. Von Bürger zu Bürger helfen wir uns selbst – ein durchaus positiver Effekt der digitalisierten Kommunikation. Übers Internet verbreiten sich Nachrichten, Aufrufe, Verunsicherungen wie ein Lauffeuer. Öffentliche Veranstaltungen, wie sie in diesem Jahr zahlreich angeboten werden, können helfen, den digitalen Dschungel etwas zu lichten, ohne ihm den Zauber zu nehmen oder ihn gar zu zerstören.

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