Partielle Sonnenfinsternis in der Antarktis

Spektakel am antarktischen Himmel (Foto: Annemarie Sticher).
Sichelförmige Sonne über dem östlichen Horizont (Foto: Andreas Leonhardt).
Sichelförmige Sonne über dem östlichen Horizont (Foto: Andreas Leonhardt).

Für einen Moment waren unsere Station, die ja sonst eher das Prädikat „ab vom Schuss“ trägt, genau der richtige Ort und wir genau zur richtigen Zeit dort. Am Sonntag, dem 13. September, hatten wir die besondere Gelegenheit, ein weiteres Spektakel am antarktischen Himmel zu beobachten. Der Mond sollte sich vor die Sonne schieben und diese zumindest teilweise bedecken, es gab also eine partielle Sonnenfinsternis. Dieses Ereignis mag in Deutschland nicht viele Wellen geschlagen haben, denn sie war nur auf einem kleinen Teil der Südhalbkugel zu sehen, genauer gesagt dem südlichsten Zipfel von Afrika, Madagaskar und in unserem Teil der Antarktis, dem Dronning-Maud-Land. Die Zahl der potentiellen Zuschauer war also gar nicht so groß, insbesondere natürlich in der Antarktis. Aber Dank den Astronomie-affinen Mitgliedern unseres Teams waren wir bestens informiert. Das Besondere an unserem Standort war, dass die Sonne gerade zum Maximum der Bedeckung aufgehen sollte. Bei dieser Sonnenfinsternis sollte der Mond – je nach Standort – bis zu 4/5 der Sonnenscheibe verdecken. Bei uns waren es rechnerisch immerhin noch knapp über 60 Prozent bei Sonnenaufgang.

Zum Glück gab es nur vereinzelt Wolken (Foto: Andreas Leonhardt).
Zum Glück gab es nur vereinzelt Wolken (Foto: Andreas Leonhardt).

In den Tagen unmittelbar vor dem Ereignis verfolgten wir gespannt die Wetterprognosen unserer Meteorologin. Wird überhaupt etwas zu sehen sein oder werden uns Wolken die Sicht versperren? Schon ein ferner Schleier am Horizont würde uns den Großteil des Spektakels verpassen lassen. Es sah aber ganz gut aus, lediglich der Wind könnte uns noch dazwischen funken. Also riskierten wir es, unsere Wecker ein ganzes Stück früher als an gewöhnlichen Sonntagen zu stellen. In der Zwischenzeit geht die Sonne nämlich schon wieder recht früh auf, an diesem Tag um kurz nach 7 Uhr. Bis zur Fertigstellung dieses Artikels haben wir die Nordhalbkugel nicht nur ein- sondern auch überholt, was die Tageslänge angeht.

Pünktlich fanden wir uns also früh morgens auf dem Stationsdach ein beziehungsweise vor den Fenstern auf der Ostseite. Denn ein Teil der Zuschauer bevorzugte die beheizten Logenplätze. Durch die Höhe der Station konnten wir dem Großteil der Schneedrift entfliehen und hatten so eine bessere Sicht auf den Horizont. Netterweise ließ der Wind und damit auch die Drift ein bisschen nach. Und tatsächlich schob sich eine orange glühende Sichel über den verwaschenen Horizont und erhob sich über das Schneegestöber. Je höher die Sonne stieg, umso voller wurde sie, denn der Mond war schon wieder auf dem Rückzug. Nach einer knappen Stunde war das Spektakel auch schon beendet und die Finger kalt, wir bequemten uns wieder in die Station zum Frühstück.

Der Mond ist auf dem Rückzug und die Sonne fast wieder vollständig zu sehen. Die Sonnenfinsternis nähert sich ihrem Ende (Foto: Andreas Leonhardt).
Der Mond ist auf dem Rückzug und die Sonne fast wieder vollständig zu sehen. Die Sonnenfinsternis nähert sich ihrem Ende (Foto: Andreas Leonhardt).

Übrigens wird es am 28. September zu einer Mondfinsternis kommen, die auch von Europa aus zu sehen ist. Dort verschwindet der Mond dann im Schatten der Erde. In Deutschland wird es nachts um kurz nach halb 3 losgehen.

Eure Neumayer-Geos Andreas und Annemarie

Leser:innenkommentare (1)

  1. Andreas

    Ein kleiner Nachtrag: Wie befürchtet war die Mondfinsternis bei uns wetterbedingt nicht zu sehen. Das Schneetreiben verdunkelte den Himmel komplett, und wir konnten uns beruhigt wieder ins Bett legen, ohne etwas zu verpassen. Vielleicht klappt es ja bei der nächsten vollen Mondfinsternis am 27. Juli 2018, für uns dann aber höchstwahrscheinlich nicht mehr in der Antarktis.

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