Schneeschmelze: Unsere Trinkwasserversorgung

Die leere Schmelze mit geöffnetem Deckel. Foto: Markus Eser

Oft werden wir gefragt, wie wir denn an unser Trinkwasser kommen. Diese Frage wollen wir heute beantworten: Wir haben eine Schneeschmelze!

Wie der Name es schon verrät, schmelzen wir Schnee und Eis, den oder das wir mit dem Pistenbully in die Schneeschmelze einbringen. Von Schnee haben wir ja im Überfluss – und glücklicher Weise müssen wir diesen auch nicht mehr jeden Tag mit der Hand in die Schmelze schaufeln, wie das noch die Überwinterer an der Neumayer II taten. Ich vermute, der Wasserverbrauch dort war nicht so groß wie heute und deswegen auch noch mit Muskelkraft machbar. Aber anstrengend war es auf alle Fälle. Aber auch bei uns kommt man teilweise kräftig ins Schwitzen, wenn bei starken Sturm die nicht restlos geschmolzenen Eisbrocken an den Rändern abgestochen werden müssen, damit wieder neu befüllt werden kann.

Der Wasserhaushalt

Zunächst ein paar Fakten: Wir verbrauchen circa 15000 Liter Wasser in der Woche. Davon sind etwa 5000 Liter Warmwasser. Also ca. 2100 Liter pro Tag. Wasser wird auch für die Luftbefeuchter in den Klimaanlagen verwendet. Dort werden 30 Liter pro Stunde auf die Raumluft verteilt. Ebenfalls verwenden wir das Schmelzwasser zum Trinken. Nachdem darin allerdings keine Mineralien enthalten sind, werden in unserer Wasseraufbereitung diese zugesetzt. Das Wasser schmeckt sehr gut und hat praktisch keinen Kalk. Das ist gut für Wasserkocher, unseren großen Warmwasserboiler und die Waschmaschinen. Entkalken ist hier nicht nötig.

Die Schneeschmelze ist ebenerdig in der Trägerkonstruktion des Garagendaches installiert und fasst gesamt etwa 30.000 Liter. Sie besteht aus Edelstahl und hat einen stabilen Deckel, mit dem sie elektrisch geöffnet und geschlossen werden kann.

Beim Schmelzvorgang ist der Schmelzbehälter zu Beginn etwa bis zur Hälfte mit Wasser gefüllt, das eine Temperatur von 15 Grad hat. Nach dem Einfüllen des Schnees sinkt die Temperatur des Wassers auf etwa 5 Grad ab. Der Schmelzvorgang ist wesentlich effektiver wenn der Schnee so weit wie möglich im Wasser liegt.

Die Wärmequelle

Blick auf das Heizregister unter dem Edelstahlrost. Foto: Markus Eser
Blick auf das Heizregister unter dem Edelstahlrost. Foto: Markus Eser

Jetzt wird Wärme hinzugefügt. In der Schneeschmelzwanne ist dafür ein Rohrregister installiert, das von einem Wärmeträger durchströmt wird. Dieser Wärmeträger wird mit der Abwärme unseres Blockheizkraftwerkes erwärmt. Sollte die Wärme-Leistung im Ausnahmefall nicht ausreichen, weil zum Beispiel zu wenig elektrische Energie abgenommen wird und damit auch weniger Abwärme entsteht, kann man mit elektrischen Heizstäben zusätzlich Wärme hinzufügen. Außerdem wird mit einer Pumpe das Schmelzenwasser über einen Wärmetauscher umgewälzt. Der Schnee wird somit mit zwei Wärmequellen geschmolzen.

Ab in den Tank

Ein Schmelzvorgang dauert etwa fünf bis sieben Stunden. Zum Schluss wird das Wasser durch eine beheizte Leitung hoch in die Station in 2 Tagestanks gepumpt. Jeder von ihnen fasst etwa 3500 Liter. Von da geht es durch diverse Filter und Mineralienanreicherungen in unser Trinkwassernetz. Natürlich liegt unser großes Augenmerk auf der Funktion der elektrischen Begleitheizung bei den Steigleitungen. Der Raum, in dem die Leitungen teilweise verlegt sind, bekommt im Winter Temperaturen bis zu – 25 Grad. Ein Ausfall der Heizung wäre fatal. Innerhalb Minuten wäre das Rohr zugefroren.

Hygiene

Um die hygienischen Bedingungen, die an das Trinkwasser gestellt werden, zu erfüllen, wird das Wasser nach der Schneeschmelze über mehrere Filterstufen geleitet. Die Abtötung von Keimen erfolgt über einen UV-Filter. Nachgeschaltete Aktivkohlefilter entfernen die abgetöteten Keime und andere unerwünschte Stoffe aus dem Wasser.

Regelmäßig wird in der Sommersaison der Schmelzenbehälter gereinigt und gewartet.

Alles in allem ist unsere Schneeschmelze eine der wichtigsten Stationsanlagen und sichert uns einen großen Teil unseres Komforts hier auf dem unwirtlichsten Kontinent der Erde.

Viele Grüße von den „Neumayers“!

Markus, Elektro-Technik

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